Verlorene Schätze: Diese MotoGP-Strecken fehlen uns
Wenn der neue MotoGP-Kalender veröffentlicht wird, geht der Blick der Fans stets zuerst zu einem Punkt: Welche Strecken sind neu, welche sind geblieben – und welche fehlen! Während sich die Dorna um neue Märkte und glänzende Infrastruktur bemüht, geraten manche Klassiker ins Hintertreffen. Welche Traditionskurse würden wir gerne wieder im Kalender sehen – und warum ist dies nicht möglich?
Donington Park war lange das britische Herz der MotoGP-Welt. Zwischen 1987 und 2009 gastierte die Königsklasse in den East Midlands – und lieferte unzählige denkwürdige Rennen, wie Rossis Regen-Festival 2005 oder Casey Stoners dominanten Sieg 2007. Doch der technische, wellige Kurs fiel der Dorna-Roadshow zum Opfer. Die Rückkehr nach Silverstone war für viele ein Rückschritt in Sachen Streckencharakter. Donington ist alt, charmant, verwinkelt, nicht hypermodern. Und das ist das Problem: Zwar würden die Craner Curves oder Old Hairpin begeistern, doch die Auslaufzonen würden den heutigen Standards nicht mehr gerecht werden.
Kaum ein Ort hat ikonischere Bilder produziert als Laguna Seca. 2008, Valentino Rossi gegen Casey Stoner, der Italiener vorbei in der Corkscrew – dieser Move ist MotoGP-Geschichte. Der kalifornische Kurs bot ebenfalls ein verwinkeltes Layout, extreme Höhenunterschiede und staubige Auslaufzonen. Doch Laguna Seca, wo die Motorrad-Königsklasse zwischen 1988 und 1994 sowie 2005 und 2013 (damals nur mit der MotoGP) an den Start ging, verschwand aus dem Kalender. Auch dort war die Sicherheit schon grenzwertig. Dazu war die Infrastruktur nicht besonders gut ausgebaut und wie immer spielten auch die Austragungsgebühren eine Rolle. Mit der Übernahme des Promoters Liberty Media könnte der 3601 Meter lange Kurs künftig wieder eine Rolle spielen, sofern Investitionen in die Infrastruktur und Streckensicherheit fließen.
Bevor die MotoGP 2020 in Portimao ein neues Zuhause in Portugal fand, war Estoril jahrelang Gastgeber spannender Grands Prix. Zwischen 2000 und 2012 kämpften dort Lorenzo, Pedrosa, Rossi und Stoner um Siege. Die Strecke lieferte oft spannende Rennaction und unberechenbares Wetter. Doch die Konkurrenzstrecke Portimao hat sich in die Herzen der Fahrer und Teams eingebrannt, da es flüssiger zu fahren ist, eine moderne Boxenanlage hat und eine spektakuläre Umgebung bietet. Estoril versprüht dafür eher Old-School-Aura. Ein Doppelschlag mit beiden Kursen? Das wäre ein Traum, doch auf der iberischen Halbinsel wird man langfristig mit weniger Rennen auskommen müssen.
Nur drei Jahre war der Istanbul Park Gastgeber der MotoGP – von 2005 bis 2007. Und doch hinterließ er bleibenden Eindruck. Der Kurs mit seinen ultraschnellen Kurvenkombinationen, insbesondere der legendären Kurve 8, forderte viel von den Fahrern, insbesondere die legendäre Kurve 8. Marco Melandri war der erfolgreichste Fahrer auf einer Strecke, die eher Formel-1-Gene besitzt. Politische Instabilität und organisatorische Hürden verhinderten eine Fortsetzung. Doch der Kurs existiert noch und wäre bereit. In Zeiten, in denen Toprak Razgatlioglu und Deniz Öncü im GP-Paddock zuhause sind, wäre bei einer Rückkehr auch eine stabile Fanbasis gefunden.
Sicherlich gibt es auch andere Strecken, die man an dieser Stelle nennen könnte, beispielsweise Suzuka. Meistens entsprechen diese aber nicht den heutigen Mindestanforderungen der MotoGP.
Damit ein Rennkurs überhaupt für die MotoGP homologiert werden kann, braucht es eine sogenannte Grade A-Zulassung der FIM. Dahinter verbirgt sich ein umfangreicher Katalog an technischen, sicherheitsrelevanten und infrastrukturellen Kriterien. Neben der Streckensicherheit muss ein vollständig ausgestattetes Medical Center vor Ort sowie ein Krankenhaus in erreichbarer Nähe sein. Boxenanlage, Zeitnahme, Streckenposten – alles muss professionell aufgestellt sein. Dazu muss das Fahrerlager genügend Platz für Trucks, Hospitalitys und Technik bieten. Zu guter Letzt inspiziert der FIM-Sicherheitsbeauftragte mit dem Renndirektor die Strecke und begutachtet die Flaggenposten, LED-Systeme, Notausgänge und den Gesamtzustand der Anlage. Ist diese jahrzehntelang heruntergewirtschaftet worden, scheitert es nicht am Willen der Fans, sondern oft an fehlenden Auslaufzonen und veralteter Boxentechnik.
Safety first – so lautet das FIM-Motto. Und das ist auch gut so. Und wie Brünn zeigte: Mit Engagement und natürlich den notwendigen finanziellen Mitteln kann eine Traditionsstrecke in den Kalender zurückkehren.