MotoGP-Aero: Jedes noch so kleine Detail zählt
Der Bereich der Aerodynamik hat in den vergangenen zehn Jahren einen großen Wandel erlebt. Früher ging es hauptsächlich darum, den Luftwiderstand möglichst gering zu halten und Auftrieb zu vermeiden. Das hat sich grundlegend geändert. Moderne MotoGP-Bikes verfügen über zahlreiche Aeroelemente: Flügel an der Front, Kanäle an den Seitenverkleidungen und futuristisch wirkende Anbauten auf den Höckern.
Im Bereich der Aerodynamik ist Ducati führend, doch Aprilia hat mit eigenen Innovationen den Anschluss hergestellt. Im Interview mit SPEEDWEEK.com-Redakteur Thomas Kuttruf sprach Aprilia-Technikchef Fabio Sterlacchini über die Bedeutung der Aerodynamik. Sterlacchini sammelte in den vergangenen Jahren mit drei Herstellern Erfahrung. Der Italiener wechselte von Ducati zu KTM und arbeitet seit diesem Jahr für Aprilia.
Sterlacchini weiß, dass die Aerodynamik eines MotoGP-Bikes meilenweit von der eines Formel-1-Autos entfernt ist. Das bedeutet aber nicht, dass man diesen Bereich unterschätzen sollte: «Die einwirkenden Kräfte sind überhaupt nicht mit denen in der Formel 1 zu vergleichen. Doch ich sage gern: Aus vielen Tropfen wird ein Ozean. Es ist wichtig, jedes Potenzial auszuschöpfen.»
«Die Aerodynamik trägt in vielerlei Hinsicht dazu bei, die Performance des Motorrads zu verbessern. Man kann damit das Handling, das Kurvenverhalten, aber auch den Fahrkomfort verbessern, indem man die Anströmung des Fahrers optimiert», nennt Sterlacchini die wesentlichen Vorteile eines guten Aerodynamik-Pakets.
«Diese Kräfte helfen dabei, das Fahrzeug in die gewünschte Richtung zu steuern und es in den Bremszonen besser zu verzögern. Zudem kann der Fahrer auf eine komfortablere Art und Weise fahren», so der Italiener.
Vor einigen Jahren noch hatten vor allem die Aprilia-Piloten große Probleme bei Hitzerennen. Die Aprilia RS-GP kochte ihre Fahrer, doch das hat sich über die Jahre deutlich verbessert – eine Folge der guten Aerodynamik-Entwicklung in Noale.
Sterlacchini erklärt stolz: «Die Aerodynamik-Entwicklung findet zu 100 Prozent im Werk statt. Das einzige fehlende Werkzeug ist ein Windkanal.» Aprilia nutzte einen externen Windkanal außerhalb von Italien. «Die Simulationen werden aber ausschließlich im Werk von unseren Ingenieuren durchgeführt.»