LCR Racing mit Harley? Kopfschütteln bei Cecchinello
Während die etablierten GP-Klassen der MotoGP 2026 ohne gravierende Änderungen an den Start gehen werden – erst 2027 wird es mit dem 850er-Regelwerk revolutionär – geht es im Rahmenprogramm schwergewichtig und laut zur Sache. Der von Harley-Davidson initiierte World Cup löst mit drehmomentgewaltigen Big-Twins die Weltmeisterschaft der MotoE ab.
Im ersten Jahr sind sechs Events geplant. Schritt für Schritt ist eine Ausweitung der Krawall-Serie auf die ganze WM vorstellbar. Ein Schritt auf dem Weg, die Serie zu etablieren, ist die Aktivierung von Spitzenteams mit Erfahrung im Profi-Motorradsport.
Neben dem GP-Paddock sieht man sich in allen Lagern um, um geeignete Fahrer zu finden. «Einige Namen von den Top-Klassen wird man kennen, es werden aber auch junge Leute dabei sein», verriet Jason Kehl, Technischer Direktor des Harley-Rennsportprogramms, gegenüber SPEEDWEEK.com.
Da wie berichtet derzeit erst drei Mannschaften für das Premierenjahr definiert sind, läuft die Akquise auf Hochtouren. Potenziell bieten sich auch die Mannschaften der MotoE. Als langjährige Partner von Vermarkter Dorna Sports und mit einem geeigneten Netzwerk in den Fahrermarkt ausgestattet, sind Top-Teams des soeben auf Eis gelegten E-Innovationsprogramms weit oben auf der Kandidatenliste.
Weit vorne im MotoE-Geschäft war das LCR-Team von Urgestein Lucio Cecchinello. Die LCR-Piloten Eric Granado und Mattia Casadei waren über Jahre Stammgäste auf dem Siegerpodest; Casadei verpasste den letzten Titel der Serie im letzten Rennen um zehn Zähler.
Als ununabhängiger Teambesitzer wäre ein Einsatz für LCR-Inhaber Cecchinello theoretisch darstellbar. Doch die Realität schaut für den Betreiber des Honda-Kundenteams in der MotoGP-Königsklasse anders aus.
Cecchinello im Vieraugengespräch mit SPEEDWEEK.com: «Ein klares Nein. In der Vergangenheit war es mit der MotoE so, dass uns Dorna Sports angesprochen hatte, der Serie beizutreten. Daraufhin habe ich mich mit Honda abgestimmt und wir sind zu der Auffassung gekommen, dass es mit Blick auf die Zukunft interessant und wichtig ist, sich hier zu engagieren – um zu lernen. Denn die ursprüngliche Vision der MotoE war es ja, den Weg zu ebnen und zu wachsen zu einer markenoffenen Meisterschaft. Nun ist dieser Fall leider nicht eingetroffen – und es wird vorerst kein Feedback in Sachen Technologie zurückfließen.»
Der Italiener weiter: «Bei der neuen Bagger-Serie sehen wir ein anderes Bild. Unser langjähriger Partner Honda, vor dem wir maximalen Respekt haben, steht in einigen Segmenten in direktem Wettbewerb mit Harley-Davidson, und da das Konzept der Serie ein ganz anderes ist, verbietet sich hier ein Engagement, alleine aus Respekt vor Honda.»
Cecchinello zum neu ausgerufenen Bagger-World-Cup: «Es gibt nichts Schlechtes über die Serie zu sagen, denn es geht hier vor allem auch darum, eine ganz neue Zielgruppe für den Rennsport zu begeistern – ein guter Ansatz, um die MotoGP weiterzuentwickeln.»
Unmissverständlich auch der Schlusssatz des Ex-GP-Piloten, der im Sommer 2025 auch den Vorsitz der Teamvereinigung IRTA vom scheidenden Kollegen Hervé Poncharal übernommen hatte: «Und – bei allem Respekt auch für die Konkurrenz – unser Herz schlägt doch stärker für echte Rennmotorräder.»










