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Valentino Rossi: «Wie soll ich Jorge besiegen?»

Von Günther Wiesinger
Katar-GP: Rossi wird Zweiter vor Márquez

Katar-GP: Rossi wird Zweiter vor Márquez

Valentino Rossi anerkennt die perfekte Leistung von Lorenzo, er spricht über die Kollision mit Pedrosa und rätselt, wie Lorenzo beizukommen sein könnte.

Yamaha-Heimkehrer Valentino Rossi (34) trotzte beim Katar-GP der jungen Generation, schnappte sich vom siebten Startplatz aus Gegner wie Bradl, Crutchlow, Pedrosa und Márquez und liess sich nur vom überragenden Weltmeister Jorge Lorenzo besiegen. SPEEDWEEK.com konnte sich abseits des Trubels mit dem neunfachen Weltmeister und 105-maligen GP-Sieger unterhalten.



Valentino, du hast auch in den zwei Ducati-Jahren drei Podestplätze geschafft, aber so eine überzeugende Vorstellung hast du schon lange nicht mehr gezeigt. Du hast wieder viel Selbstvertrauen. Stimmst du zu?  

Ja, durchaus. Ich glaube, so gut bin ich seit 2009 nicht mehr gefahren. Denn nach meinem Motocross-Unfall mit der Schulterverletzung vom April 2010 war ich lange angeschlagen, auf jeden Fall während der ganzen letzten Yamaha-Saison. 2010 konnte ich nur beim ersten Saisonrennen verletzungsfrei fahren. Und leider habe ich mich in den letzten zwei Jahren nie so wohl gefühlt auf dem Motorrad wie jetzt in Katar. Ich habe mich soooo selbstsicher gefühlt... In der zweiten Rennhälfte hat der Hinterreifen nachgelassen, aber ich konnte das Motorrad tadellos kontrollieren. Ich bin sehr glücklich. Wirklich, so gut habe ich mich seit 2009 nie mehr gefühlt.

Du bist in der Anfangsphase mit Dani Pedrosa zusammengestossen. Wie hat sich das abgespielt? Dein Protektor für die Vorderbremse war danach völlig verbogen?

Ich habe Danis Hinterreifen mit dem Schutz des Bremshebels berührt! Und dieser Protektor hat mich gerettet. Wir haben jetzt die Protektoren das zweite Jahr; hätte ich den Hinterreifen mit dem Bremshebel direkt berührt, wäre ich ganz schön abgeflogen. Ich muss mir das im Fernsehen mal in Ruhe ansehen. Ich bin in dieser Kurve schnell angekommen, aber nicht SEHR schnell. Ich war kurz vorher an Dovizioso vorbeigeschlüpft, glaube ich, Dani hat etwas früher gebremst, als ich erwartet habe. Als ich so schwungvoll zu ihm aufgeschlossen habe, habe ich gedacht: Fuck, fuck, fuck... Irgendwie ist es mir gelungen, ihn nur leicht zu berühren. Ich hatte sehr, sehr viel Glück. Mir ist fast das Herz stehen geblieben; ich war zwei, drei Runden völlig ausser Atem. Ich habe gehechelt wie ein Hund. Tut mir leid. Ich wollte Dani nicht in Bedrängnis bringen.

Dein Teamkollege Jorge Lorenzo hat eine vollendete Darbietung aufgeführt. Du hast nach den Wintertests gewusst, dass er schwierig zu schlagen ist? Aber wie soll das überhaupt klappen?
Weißt du... An diesem Wochenende in Katar war es unmöglich, Lorenzo zu besiegen. Er war perfekt unterwegs. Nicht nur vom Speed her. Nicht nur, weil er die Pole-Position erreicht hat. Nicht nur, weil er das Rennen so klar dominiert hat. Er hat uns allen nicht den Funken einer Chance gelassen. Zu allem Überfluss ist er auch noch wie eine Rakete gestartet. Was soll man gegen so einen Kerl machen? Irgendjemand müsste ihn vor dem Start in ein Auto setzen und ihn in einen Park entführen, am besten mit einer Fussfessel...Jorge hat ein Niveau der  Konzentration gefunden, das unglaublich ist. Wie ich ihn schlagen will? Wie lautet die nächste Frage?

Wo und wie kannst du dich verbessern? Musst du in den ersten Runden schneller werden?

Zuerst einmal muss ich aus der ersten oder zumindest zweiten Reihe losfahren, nicht aus der dritten. Am besten muss ich im Qualifying unter den ersten vier sein. Wenn ich aus der dritten Reihe starten muss, ist es vorbei.
 
Du bist in der Auslaufrunde wegen Spritmangels liegen geblieben. Andrea Iannone hat dich als Taxi mitgenommen. Du durftest endlich wieder Ducati fahren.
(Er lacht). Ja, mit Andrea... Wie auch immer. Dovi war am Beginn des Rennens stark, das haben wir erwartet. Dovizioso hat das ganze Wochenende sehr gute Arbeit geleistet. Also: Gratulation an ihn und an Ducati.

Du hast beim Überholen von Dovizioso Zeit verloren, dann bist du zwei Runden hinter Bradl gesteckt. Deshalb war es aussichtlos, Jorge Lorenzo einen Fight zu liefern?
Hm, ohne diese beiden Überholmanöver hätte ich mit weniger Anstrengung Zweiter werden können, vielleicht wäre ich auch mit weniger Abstand auf Jorge ins Ziel gekommen. Aber ich hätte trotzdem nicht gewinnen können.

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