Nico Hülkenberg hat eine Zukunft in der Formel 1

Mike Leitner: «Pedrosa ist in seiner besten Phase»

Von Günther Wiesinger
Mike Leitner und Dani Pedrosa

Mike Leitner und Dani Pedrosa

Dani Pedrosa Crew-Chief Mike Leitner über Rossi, Márquez, Yamaha und die WM-Chancen seines spanischen Schützlings.

Der Oberösterreicher Mike Leitner ist seit 2004 Crew-Chief bei Dani Pedrosa. Das Duo hat gemeinsam zwei 250-ccm-WM-Titel und 38 GP-Siege errungen. In der MotoGP-WM hat Pedrosa seit 2006 die Endränge 5, 2, 3, 3, 2, 4 und 2 erreicht. In seiner achten MotoGP-Saison führt der spanische Repsol-Honda-Werkspilot erstmals in der ersten Saisonhälfte in der Weltmeisterschaft. Nach zwei Siegen in Jerez und Le Mans soll die WM-Führung am Sonntag in Mugello ausgebaut werden. «Dani ist in der besten Phase seiner Karriere», sagt Leitner.

Fünf Grad Aussentemperatur, strömender Regen. Wir treffen Mike Leitner in seiner Heimatstadt Bad Ischl bei Büroarbeiten. «Bei so einem Wetter kann man im Büro einiges erledigen, was liegengeblieben ist», sagt der ehemalige 125-ccm-GP-Pilot, der selber zwei vierte Plätze (1987 in Le Mans und Jarama) eingefahren hat.

Mike, in Mugello spricht die Statistik eher für Yamaha. Honda hat dort seit 2002 nur einmal gewonnen – 2010 durch Dani Pedrosa.

Warum sollen wir nicht gewinnen? Chancen haben wir sicher. Aber zuerst müssen wir es hinbringen.

Nach drei Honda-Siegen hintereinander sieht es so aus, als wäre Yamaha 2013 ins Hintertreffen geraten?
Nein, das glaube ich noch nicht. Nur weil die Yamaha in Le Mans ein bisschen verwachst haben, darf man sie nicht abschreiben. Yamaha war in Jerez auch vorne dabei.

Valentino Rossi hat gesagt, Honda habe den richtigen Schritt gemacht und für diese Bridgestone-Reifen ein Motorrad gebaut, mit dem man in den Kurven nur kurz auf der äussersten Flanke des Reifens fährt, dann richtet man es auf und nützt die Power zum Beschleunigen.

Ja, der Rossi, der beobachtet immer Sachen... Ich weiss nicht.
Wenn du vorne bist, gibt jeder seinen Senf dazu und weiss, was du richtig gemacht hast. Bist du einmal hinten, wissen die Besserwisser sofort, was du falsch gemacht hast. Ich glaube nicht, dass es das Ziel von Honda war, so ein Motorrad zu  bauen, wie es Rossi beschrieben hat. Es kann nicht das Ziel sein, nur kurz auf der Flanke zu fahren. Es wäre ja auch schön, wenn wir mit der Maschine so fahren könnten, wie es die Yamaha-Fahrer tun. Also lange auf der Flanke. Die Honda verlangt es halt, dass sie so gefahren wird. Wir haben einfach unsere Mankos. Es sieht so aus, als wäre bei uns in voller Schräglage der «edge grip» nicht so gut wie bei der Yamaha. Rossi hat schon 2007 gesagt, Stoner muss bei der Ducati nur den Gashahn aufdrehen, den Rest erledigt das Motorrad.

Rossi sprach damals von der «generation traction control».

Ja, man kann viel in ein Motorrad hinein interpretieren.

Honda hat aber immer noch Vorteile bei der Motorleistung?
Ja, ein bisschen, das weiss man. Aber die Top-Speed-Werte der Yamaha sind nicht schlecht. Da reden wir von 3 bis 4 km/h Unterschied. Wo werden die ausgenützt? Wir wissen ja, wie eng die Zeiten beisammen liegen. Oft geht es nur um zwei, drei Zehntelsekunden.

Befindet sich Dani Pedrosa in der besten Phase seiner Karriere?

Na, klar, das ist sicher so, logisch. Er hat seit Indy 2012 nicht weniger als acht von zwölf Rennen gewonnen. Wenn man da nicht von einer guten Phase sprechen kann, kenn’ i mi nimmer aus. Er hätte schon früher so erfolgreich sein können, aber er hat sich zwei oder zweieinhalb Jahre lang mit Verletzungen herumgequält und ist dann als Idiot abgestempelt worden. Das war furchtbar. Er ist damals von einer Schulterverletzung in die andere reingefallen und immer wieder zu früh auf das Motorrad gestiegen. Das Talent war immer vorhanden. Nur hat er es nicht zeigen können. Seit Mitte 2012 kann er es abrufen, weil er fit ist. Er hat schon in der Saison 2012 ab dem Sachsenring sieben von elf Rennen gewonnen.

In Le Mans hiess es, Pedrosa habe gewonnen, weil er durch sein geringes Gewicht die Regenreifen nicht so stark abnützt?

Ja, wirklich? Aha. Wir würden alles geben, damit sich Dani auf der Sitzbank weiter nach hinten setzen könnte, damit wir mehr Traktion kriegen. Und die anderen tun so, als sei seine Statur nur ein Vorteil...

Mit 157 cm und 51 kg ist Dani für die 160-kg-Motorräder sicher nicht überdimensioniert?
Wenn du auf nasser Fahrbahn Traktion suchst, werden dir 51 kg sicher nicht helfen.

Beim Start hat er aber Vorteile dadurch?

Irgendwo hast du Vorteile durch das geringe Gewicht. Zum Beispiel in Beschleunigungsphasen. Aber wenn einer 5 Zentimeter weiter hinten auf der Sitzbank sitzt, hilft ihm das beim Bremsen. Das ist eine Tatsache. Dani wird zum Beispiel nie mit dem Ellbogen am Boden streifen können. Wenn er mit dem Ellbogen streift, dann streift der Lenker auch. Das ist nun mal so. Gerade in Mugello mit den schnellen Richtungswechseln hat Dani mit seinem Spatzengewicht keine Vorteile. Aber die kritischen Stimmen wird es immer geben. Der Nachbarsgarten ist immer grüner als der eigene. Wir haben im Team oft darüber diskutiert, was wir wegen Danis Statur ändern könnten. Wir sind zum Schluss gekommen, wir müssen es nehmen, wie es ist. Du musst mit den Nachteilen leben und die Vorteile ausnützen.

Dani Pedrosa war um diese Jahreszeit noch nie WM-Leader. Und ab Sachsenring kommen dann sieben Rennen, die er schon 2012 gewonnen hat. Das sind doch sehr gute Vorzeichen?
Dani hat auch im Sommer 2008 um die WM-Führung gekämpft, aber dann ist er auf dem Sachsenring schwer gestürzt. Jetzt müssen wir mal schauen... Es ist zu früh, es sind noch 14 Rennen. Und die andern sind auch alle schnell. Ja, man ist dabei. Aber auch Márquez ist sauschnell, er fährt unbekümmert. Dem ist auch wurscht, wenn er mal runterfliegt. Er sagt: Als Neuling kann mir so was passieren. Dani schaut auf das grosse Ziel. Deshalb muss er manchmal anders taktieren.

Kann Márquez die Saison mit diesem Speed und mit dieser Risikobereitschaft 18 Rennen lang durchziehen?
Bah, dazu traue ich mir nichts zu sagen. Normal fährt er oft ganz schön auf der Klinge. Aber vielleicht ist das seine Art und Weise. Ich weiss es nicht. Bis jetzt hat er es auf jeden Fall gut gemacht.

Lorenzo steckt in einem Zwischentief. Er hat die Kollision mit Márquez in Jerez noch nicht überwunden, und in Le Mans wollte er die Reifen für Platz 7 verantwortlich machen. Es lag aber am Set-up.
Ja, das habe ich mitgekriegt. Le Mans war super schwierig. Wenn du dort beim Set-up ein bisschen daneben gegriffen hast, warst du weg. So etwas kann passieren. Am Motorrad kann es nicht liegen, denn Crutchlow ist Zweiter geworden.

Wie viel würdest du momentan auf den Titelgewinn von Pedrosa wetten?
(Er lacht laut und herzlich). Ich wette noch nicht, dafür ist mir einfach zu früh. Die Saison dauert noch lang; wir gehen positiv an die Sache ran. Und wenn wir bei Saisonmitte noch vorne sind, können wir uns wieder unterhalten.

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Dr. Helmut Marko: «So ist Max Verstappen unschlagbar»

Dr. Helmut Marko
​Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Max Verstappen mit Saisonsieg No. 4, auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Fr.. 26.04., 23:30, Motorvision TV
    Monster Jam Championship Series
  • Fr.. 26.04., 23:45, Hamburg 1
    car port
  • Fr.. 26.04., 23:55, Motorvision TV
    Australian Drag Racing Championship
  • Sa.. 27.04., 00:00, Eurosport 2
    Formel E: FIA-Weltmeisterschaft
  • Sa.. 27.04., 00:25, Motorvision TV
    Rallye: World Rally-Raid Championship
  • Sa.. 27.04., 00:45, Hamburg 1
    car port
  • Sa.. 27.04., 02:20, Motorvision TV
    Bike World
  • Sa.. 27.04., 03:10, Motorvision TV
    Tuning - Tiefer geht's nicht!
  • Sa.. 27.04., 03:30, DF1
    The Speedgang
  • Sa.. 27.04., 04:15, Hamburg 1
    car port
» zum TV-Programm
8