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Gigi Dall'Igna/Ducati: «Die grösste Herausforderung»

Von Günther Wiesinger
Erst in drei oder vier Monaten wird sich Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna Gedanken über das Design seiner ersten eigenen Ducati machen. «Vorher muss ich noch mehr Input sammeln», sagt er.

Gigi Dall'Igna, seit November General Manager von Ducati Corse und gleichzeitig Technical Director, ärgert sich. Denn er hat am 28. Februar die Werksfahrer Dovizioso, Crutchlow und Iannone für die Open Class nominiert. Aber morgen Dienstag (11. März) wird die Grand Prix Commission diese Nennung ablehnen und die Roten in eine neu geschaffene Factory-2-Klasse transferieren.

Der Unterschied zur Open: Wenn ein Ducati-Fahrer einen Sieg einfährt oder zwei zweite oder drei dritte Plätze, dann wird sein Motorenkontingent von 24 auf 22,5 Liter reduziert, er kriegt nur neun statt zwölf Motoren für die Saison. Dall'Igna gibt sich schlitzohrig.

«Mit 22,5 Liter kann es bei einigen Rennen knapp werden. Und neun Motoren lassen dir weniger Spielraum als zwölf.»

Dass sich der Ducati-Rennchef mit diesen Unannehmlichkeiten beschäftigt, deutet darauf hin, dass er mit Podestplätzen rechnet, obwohl er bisher alle Prognosen vermieden hat. «Ich muss das Motorrad entwickeln», betont Gigi gebetsmühlenartig, wenn man ihn nach den Zielen für 2014 fragt.

Jetzt fühlt er sich ein bisschen ertappt. Und er ist zwar verärgert über Dorna und FIM, die zwei Wochen vor dem Saisonstart das technische Reglement wieder auf den Kopf stellen.

Aber Dall'Igna gibt sich gelassen. «In einer idealen Welt sollte so etwas nicht vorkommen», sagt er. «Aber wir leben in der wirklichen Welt. Und diese besteht aus Kompromissen...»

Der geniale Erfolgs-Konstrukteur sprüht vor Tatendrang. «Denn die MotoGP-WM ist die grösste Herausforderung meines Lebens», betont Dall'Igna. «Ich habe mit meinen Bikes alles gewonnen. Die 125er-WM, die 250er-WM, die Superbike-WM. Die Königsklasse fehlt noch.»

Andrea Dovizioso büsste beim zweiten Sepang-Test nur 0,068 sec auf die Bestzeit ein, in Australien lag er 0,3 sec hinter Lorenzos Bestzeit.

Wie kommt dieser erstaunliche Fortschritt mit der GP14 zustande? Denn 2013 waren Rückstände von 1,5 bis 1,8 sec an der Tagesordnung.

Dall'Igna: «Ich habe bisher nichts Besonderes gemacht. Ich habe ein Motorrad übernommen und den normalen Job eines Technikers ausgeführt. So wie ich es in der Vergangenheit immer gemacht habe. Ich ziehe es vor, meine Hände nicht unnütz in Bewegung zu setzen. Bevor ich mit den Händen tätig werde, will ich meinen Kopf und mein Hirn nützen. Ich will kein Durcheinander. Ich will nicht etwas ändern, wenn ich keinen triftigen Grund dafür habe. Man muss sich zuerst über sein Ziel klar werden, bevor man an einem Motorrad eine Änderung oder eine Modifikation in Angriff nimmt.»

«Ich habe schon oft gesagt, dass ein Mangel bei Ducati in der Vergangenheit war, dass es an Kommunikation zwischen den Technikern an der Strecke und den Mitarbeitern im Werk in Borge Panigale fehlte. Ich habe schon nach drei Tagen bei Ducati erkannt, dass die Techniker im Werk auch eine wichtige Aufgabe an der Strecke haben müssen. Damit der Informationsfluss besser wird, damit sie die Probleme am Motorrad besser verstehen. Wenn sie heimkommen nach Bologna, können sie an der Behebung der wahren Probleme arbeiten. Wenn diese Techniker dann mit einer neuen Lösung an die Strecke zurückkehren, haben sie alle Informationen, die es ihnen erlauben, diese neuen Lösungen auf perfekte Weise ans Motorrad zu bringen. Das ist die wichtigste Änderung, die ich bei Ducati in den letzten Monaten durchgesetzt habe. Der technische Level bei Ducati ist sehr hoch. Auch vom menschlichen Standpunkt sind die Leute bei Ducati sehr nett. Bevor ich nach Bologna gekommen bin, habe ich einige Storys gehört. Aber die Realität ist anders. Deshalb bin ich jetzt optimistischer als vor meiner Ankunft bei Ducati.»

Dall'Igna stört es nicht, dass er vorläufig bei Ducati eine GP14 als Basis hat, die von seinen Vorgängern auf die Räder gestellt wurde. «Denn ich habe mein ganzes Leben an existierenden Motorrädern und Projekten gearbeitet. Nur einmal konnte ich mit einem weissen Blatt Papier beginnen. Den Rest meines Lebens habe ich mich fertigen Maschinen gewidmet...»

Dieses weisse Blatt gab es bei Aprilia, als Gigi Dall'Igna 2008 das erfolgreiche RSV4-Superbike (zwei WM-Ttel mit Max Biaggi) gebaut hat.

«Jetzt wird es noch drei, vier weitere Monate dauern, bis ich genügend Input und Ideen habe, um meine erste eigene Desmosedici zu designen», versicherte der 47-jährige Italiener. «Natürlich freue ich mich darauf, eine komplett neue MotoGP-Maschine zu designen. Aber es ist wichtig, dass ich vorher genug Informationen über das neue Konzept sammle. In der Zwischenzeit machen wir das, was wir seit November getan haben. Wir suchen 0,05 und 0,1 sec bei vielen Details, beim Motor, beim Chassis, bei der Aerodynamik und bei der Suspension. Ich wiederhole: Es gibt an einer GP-Maschine nicht irgendein Teil oder einen einzelnen Bereich, das man ändern kann und man fährt dann 1 sec schneller. Ich muss 20 oder 30 kleinen Problemen auf den Grund gehen.»

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