Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Franco Uncini: Wieso Marc Márquez unbestraft blieb

Von Günther Wiesinger
Der ehemalige 500-ccm-Weltmeister und heutige Safety-Officer Franco Uncini sah in Argentinien keinen Anlass für eine Bestrafung von Marc Marquez. Seine Begründung wirkt stichhaltig.

Der Italiener Franco Uncini, 1982 Halbliter-Weltmeister auf Suzuki (fünf fünf GP-Siegen) und dazu 250-ccm-Vizeweltmeister 1977 auf einer Harley-Davidson (vormals Aermacchi), fungiert seit 1993 als Safety Officer in der MotoGP-Weltmeisterschaft, er kümmert sich um die Homologation der Rennstrecken und um die Sicherheitsvorkehrungen auf den GP-Pisten, er ist Mitglied der Safety Commission und der Race Direction.

Er redet also auch ein gewichtiges Wörtchen mit, wenn Fahrer nach einem Vergehen zur Rennleitung vorgeladen werden und über die Vergabe von Penalty Points diskutiert wird.

Der 60-jährge Franco Uncini erklärte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com ausführlich, warum Marc Márquez nach der Kollision mit Valentino Rossi in der vorletzten Runde beim GP von Argentinien straffrei ausgegangen ist.

«Ehrlich gesagt, wir haben Marc in der MotoGP-WM in den letzten zwei Jahren schon zweimal Strafpunkte gegeben», hält Uncini fest. «Aber diesmal sahen wir keinen Anlass. Er ist gestürzt und hat keine Punkte geholt... Ausserdem passierte der Zwischenfall in der vorletzten Runde. Und vor allem: Marc hat diese Kollision nicht absichtlich herbei geführt. Er hat dazu gelernt! Wenn er Valentino zu Fall gebracht hätte, wäre unser Urteil anders ausgefallen.»

Franco Uncini verteidigt auch die drei Strafpunkte für Moto3-Pilot Romano Fenati, der sich auf dem Circuito Termas de Río Hondo im Warm-up masslos über Niklas Ajo aufregte, ihn dann mit Fusstritten misshandelte, ihm mit der Faust auf den Helm klopfte und dem Finnen dann beim Startversuch den KTM-Motor mit Hilfe des Killschalters lahmlegte.

«Fenati hat dreimal absichtlich unsportlich gehandelt. So ein Benehmen ist inakzeptabel», hält Uncini fest.

Fenati hatte noch einen Strafpunkt von 2014 auf dem Konto, deshalb musste er in Argentinien vom letzten Startplatz wegfahren.

Der Strafpunkte-Katalog

Seit der Saison 2013 existiert im Motorrad-GP-Sport für Vergehen auf der Rennstrecke ein Strafpunkte-Katalog. Gegenüber 2013 wurde die Tilgungsfrist der Punkte verändert: 2013 wurden sie per Jahresende gelöscht. Jetzt gelten die Punkte saisonübergreifend für 18 Rennen, erst dann hat der Fahrer wieder eine weisse Weste.

Das heisst: Wer beim sechsten Rennen 2014 einen Strafpunkt kassiert, schleppt ihn bis zum fünften Rennen 2015 im Gepäck mit.

Die Strafmassnahmen für die Strafpunkte («Penalty Points») sehen folgendermassen aus: Bei insgesamt vier Punkten muss der Sünder einmal vom letzten Startplatz losfahren. Bei total sieben Strafpunkten wird ein Start aus der Boxengasse hinter dem Feld fällig. Und wer saisonübergreifend in 18 Rennen zehn Punkte einsammelt, bekommt die rote Karte – er muss beim nächsten Rennen pausieren.

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