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Lucy Michel: Frust über Zusatzgewicht in Frauen-WM

Von Sebastian Fränzschky
Lucy Michel kritisiert die Zusatzgewichte in der Frauen-WM. Sie schildert, wie 4 kg Mehrgewicht ihre Performance bei schnellen Richtungswechseln massiv beeinträchtigen – und stellt die Sinnhaftigkeit der Regel infrage.

In ihrer zweiten Saison ist die Frauen-Weltmeisterschaft härter umkämpft denn je, auch wenn Weltmeisterin Ana Carrasco nicht mehr dabei ist. Das Feld ist enger zusammengerückt, insbesondere im Mittelfeld, und die Leistungsdichte wächst spürbar. Für Lucy Michel bedeutet das: Jeder kleinste Nachteil kann entscheidend sein – besonders dann, wenn er sich nicht mit Fahrtechnik oder Training ausgleichen lässt.

Die 20-jährige Deutsche spart nicht mit Kritik an einer Regelung, die ihrer Meinung nach genau das verlangt: Das kombinierte Mindestgewicht, das für sie spürbare Folgen hat, denn die Yamaha R7 mit der Nummer 16 ist etwa 4 Kilogramm schwerer als die Bikes der anderen Teilnehmerinnen.

«Man denkt, dass 4 Kilogramm nicht viel ausmachen, doch ich merke das schon. Ich bin relativ klein und zierlich. Das Motorrad ist für mich schon ohne die Gewichte ziemlich schwer. Deshalb ist es nicht so einfach für mich, das Motorrad in schnellen Passagen von einer Seite auf die andere zu bewegen», erklärt Michel im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Vor allem in schnellen Richtungswechseln, wie sie auf vielen Strecken der WM gefordert sind, spürt sie den zusätzlichen Kraftaufwand deutlich: «Das zieht sehr viel Kraft.» Die Yamaha R7 ist kein leichtes Motorrad – schon im Serienzustand bringt sie vergleichsweise viel Gewicht auf die Waage. Für eine Pilotin mit Michels körperlichen Voraussetzungen bedeutet jeder zusätzliche Kilo eine spürbare Herausforderung.

Zwar macht sich das Mehrgewicht laut Michel beim Beschleunigen kaum bemerkbar, doch gerade beim Umlegen von einer Schräglage in die andere sei der Unterschied gravierend. Um sich bestmöglich darauf vorzubereiten, hat sie ihr Trainings-Motorrad an das Mindestgewicht angepasst. «Unser Trainingsbike betanken wir immer voll, damit es schwerer ist. Zudem haben wir darauf verzichtet, unnötige Bauteile auszubauen. Das ABS und andere Serienteile haben wir drin gelassen. Dadurch ist das Motorrad schwerer», sagt sie.

Ihr Ziel ist es, sich gezielt an das höhere Gesamtgewicht zu gewöhnen. Gleichzeitig versucht sie, mehr Muskelmasse aufzubauen, doch auch hier stößt sie an natürliche Grenzen: «Es ist nicht unrealistisch, doch dafür ist Zeit notwendig. Ich bin dran, mehr Muskelmasse anzutrainieren. Mir fällt es allerdings ziemlich schwer, in kurzer Zeit viel Muskeln aufzubauen. Das dauert.»

Rückendeckung erhält sie von prominenter Seite. Ex-Superbike-Weltmeister Alvaro Bautista hatte kürzlich mit einem Social-Media-Post für Aufsehen gesorgt, in dem er die Benachteiligung leichter Fahrer thematisierte. Auch er muss an seinem Superbike Zusatzgewichte montieren – in seinem Fall ganze sechs Kilogramm.

Lucy Michel fühlt sich verstanden: «Bautista hat es gut zusammengefasst. Ich sehe es ähnlich wie er. Wir kleinen zierlichen Leute sind bei Richtungswechseln nicht so schnell. Ob es so viel bringt, auf den Geraden 0,1 km/h langsamer zu sein mit den Gewichten? Ich weiß nicht, ob es so sinnvoll ist.»

Trotz dieser Umstände blickt Michel kämpferisch auf die laufende Saison. Sie erkennt die positive Entwicklung im Feld der Serie und freut sich über das gestiegene Niveau. «Wir liegen alle viel enger zusammen, vor allem im Mittelfeld. Wir kommen der Spitze näher. Da wir jetzt die zweite Saison mit diesem Motorrad absolvieren, kennt man die Tricks und Kniffe besser», sagt sie.

Doch während sich die fahrerischen Fähigkeiten weiterentwickeln, bleibt die Frage offen, ob Reglements wie das Zusatzgewicht nicht am Ziel vorbeischießen – zumindest aus Sicht derer, die ohnehin mit einem körperlichen Nachteil an den Start gehen. Nach den ersten drei Rennwochenenden in Assen, Cremona und Donington ist die junge Sächsin Gesamt-16. und hat 14 Punkte auf ihrem Konto. Der elfte Platz im zweiten Cremona-Rennen ist ihr bisher bestes Saisonergebnis.

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