René Hofer im Jahr 2018: «KTM hat mich gefunden»

Von Oliver Feldtweg
In einem Interview im Juni 2018 gab René Hofer interessante Einblicke in sein Privatleben und seine Karriere.

Der aus Alberndorf im oberösterreichischen Mühlviertel stammende René Hofer triumphierte bereits 2016 mit 14 Jahren in allen namhaften 85-ccm-Nachwuchserien: Er gewann die Junioren-WM, er heimste den Europameistertitel ein und triumphierte im selben Jahr auf der KTM auch im ADAC Junior-Cup. Später lieferte der «Hoferbua» in der EMX 125 ccm seine Talentproben ab. Er führte im Red Bull KTM Junior Team die EM-Tabelle 2017 an, ehe er sich einen Beckenbruch zuzog und auf den 7. WM-Rang zurückfiel.

Hofer galt aber schon damals ganz klar als Versprechen für die Zukunft. Er wechselte danach mit 17 Jahren in die 250-ccm-Klasse und schnupperte 2019 mit einigen Wildcards erstmals in der MX2-WM auf der 250-ccm-KTM. Mit Rang 7 in der MX2-Tageswertung beim Imola-GP ließ er auch in dieser Top-Kategorie auf Anhieb aufhorchen.

2020 stand die erste komplette MX2-Saison auf dem Programm, doch die Schulterverletzung beim zweiten Lettland-GP im August setzte Hofer für den Rest des Jahres außer Gefecht.

Im Juni 2018 sprach Red Bull-KTM-Fahrer René Hofer mit 16 Jahren im «Interview des Monats» über seinen ersten Jahre auf dem Motorrad, über seinen Aufstieg in die Weltklasse, seine Ziele und so weiter. Weil seine Erzählungen von damals sehr aussagekräftig und aufschlussreich sind, rufen wir sie den Motocross-Fans gerne noch einmal in Erinnerung.

In diesem Interview im Juni 2018 gab Motocross-Talent René Hofer viele interessante Details und wissenwerte Hintergründe über seinen Weg an die Weltspitze preis. SPEEDWEEK.com macht die Aussagen des aufstrebenden Jungstars von damals aktuell noch einmal zugänglich.  

René, wie bist zum Motocross gekommen?

Wie bei vielen anderen Jungs ist auch bei mir mein Vater schuld! Er fuhr Motocross- und Quad-Rennen und kaufte mir ein Bike, als ich erst dreieinhalb Jahre alt war. Mit fünf fing ich an, kleine Rennen zu fahren, ich wuchs praktisch mit dem Sport auf. Ich fuhr auf verschiedenen Bikes und arbeitete mich nach oben.

Anfangs machte ich auch noch andere Sportarten wie zum Beispiel Fußball spielen. Im Motocross-Sport verbringt man aber so viel Zeit damit, zu den Rennen zu fahren, dass ich dieses Hobby aufgeben musste. Im Winter fahre ich in meiner Freizeit manchmal Ski. Das ist mein Hobby. Ich bestreite zwar keine Skirennen, bin aber auf einem ziemlich hohen Niveau. Als Österreicher lernst du das Skifahren recht früh; das ist ganz normal.

Mein Vater und Didi geben mir Tipps. Mein Vater Reini bleibt immer ruhig und versucht, es nicht zu übertreiben. Ich kann mir vorstellen, dass es für einen Vater schwierig sein muss. Er hilft mir aber, wo er kann und motiviert mich.

Motocross genießt in der österreichischen Öffentlichkeit keinen großen Stellenwert.

Ja, in meiner Heimat ist Motocross kein besonders bekannter Sport. Mich kümmert das aber nicht.

Ich komme aus Alberndorf in Oberösterreich, das liegt in der Nähe von Linz. Dort gibt es nicht viele Motocross-Strecken. Eine Option ist die offizielle KTM-Teststrecke, wir haben aber keine Sandpisten. Um eine solche zu finden, muss ich sehr weit fahren.

Meiner Meinung nach ist Österreich ein wunderschönes Land und ich bin stolz darauf, Österreicher zu sein.

KTM ist sehr früh auf dich aufmerksam geworden. Ex-Rennfahrer Robert Jonas hat dich entdeckt und dir als KTM-Offroad-Manager einige Wege geebnet?

Ich glaube nicht, dass es mir hilft, dass KTM ein österreichisches Unternehmen ist. Schließlich ist KTM ein großer internationaler Hersteller und am Ende zählen sowieso nur die Resultate. Wenn du gut fährst, bekommst du deine Chance.

KTM hat mich gefunden. Jetzt will ich versuchen, bei KTM alles zu finden, was ich brauche.

2016 habe ich diese drei Titel in der 85-ccm-Klasse gewonnen und wurde bereits damals von KTM unter die Fittiche genommen.

Zu wissen, dass du so gut unterstützt wirst, nimmt etwas Druck von deinen Schultern. Denn du weißt, dass du die Chance und das Equipment bekommst, um das Beste aus dir herausholen zu können.

Das bedeutet, dass du dir Gedanken über die Weltmeisterschaft machen kannst. Ich hatte das Glück, bereits von klein auf mit KTM zusammenzuarbeiten. Die Unterstützung ist absolut top. Didi Lacher kümmert sich nicht nur um mein Training, sondern auch um alles andere. Er kennt sich im Sport bestens aus, was mir auch hilft, mich zu verbessern.

Wie gehst du als junger Fahrer mit dem Druck um?

Druck? Ich liebe Druck! Er motiviert mich. Und auch Dinge wie ein Vertrag mit Red Bull Österreich spornt mich an. Ich kann mit der Aufmerksamkeit umgehen.

Mit 16 oder 17 Jahren steckst du noch in der Schulausbildung?

Ich lerne. Ich gehe aber auch noch zur Schule. Das bedeutet, dass ich mir meine Zeit gut einteilen muss. Es ist immer noch schwierig, genug Zeit zu finden, um ins Fitnesscenter zu gehen.

Inzwischen habe ich einen Fitnesstrainer. Und zusammen versuchen wir, nach der Schule so viel wie möglich zu trainieren.

Manchmal gehe ich jeden Tag zur Schule, ich bekomme aber viel Unterstützung von dort und kann mir oft freinehmen. Natürlich müssen trotzdem die Noten stimmen! Glücklicherweise sind sie gut.

Das bedeutet, dass ich alles gut unter einen Hut bringen kann. In Österreich muss man bis zum 18. Lebensjahr zur Schule gehen, was in den nächsten paar Jahren wohl eine Herausforderung werden wird. Ich werde versuchen, alles abzuschließen. Wir werden aber sehen müssen, wie es beim Rennfahren weitergeht.

Du hast dich in der EMX125 recht rasch zurechtgefunden. Sie findet auf den GP-Strecken statt, du stehst also im Rampenlicht.

Die EMX125-Klasse ist hart umkämpft. Viele Fahrer wollen sich einfach nur qualifizieren. Das Niveau ist richtig hoch. Die Augen von ganz Europa liegen auf der EMX125; sie ist das Sprungbrett in die höheren Serien.

In der EMX125 geht es anders zu als in den nationalen Serien, wo die Franzosen in Frankreich und die Italiener in Italien fahren. In der EMX treffen die Besten aus ganz Europa aufeinander. Im Rahmen der MXGP zu fahren ist gut für junge Fahrer. So können sie ihre Zukunft hautnah sehen und fühlen, die Strecken und wie schwierig sie sind. Für einen jungen Fahrer ist das eine echte Herausforderung, besonders in der ersten Saison. Aber dann wächst man damit auf.

Außerdem fahre ich bereits eine KTM 250 SX-F. Zum ersten Mal haben ich die 250er im letzten Herbst probiert. Ich gewann 2017 damit gleich ein Rennen zur ADAC Deutschen Meisterschaft und bestritt auch ein paar Rennen in Österreich, um mich an das Bike zu gewöhnen.

Ich muss noch ein paar Probleme ausräumen, mache aber gute Fortschritte mit dem Motorrad. 2019 bin ich sicher bereit – vielleicht für die EMX250.

Natürlich würde ich gerne ein GP-Fahrer werden, aber das ist noch Zukunftsmusik. Es wäre toll, mit KTM weiter aufzusteigen, darauf habe ich aber keinen Einfluss! Das liegt an Didi und den Plänen des KTM-Managements.

Ich muss auf der Strecke mein Bestes geben und sehen, wie sich alles entwickelt. Direkt in die MX2 einzusteigen, wäre eine große Herausforderung. Nach einem guten Winter wäre es möglich. Aber das ist noch sehr weit weg.

Die vielen Erfolge in den Nachwuchs-Meisterschaften haben dein Selbstvertrauen enorm gestärkt?

Selbstvertrauen ist alles. Einen Grand Prix zu gewinnen, ist das Höchste der Gefühle. Es lässt sich eigentlich kaum in Worte fassen, wie sehr dich ein solcher Sieg für das nächste Rennen motiviert.

Es ist das genaue Gegenteil davon, nach einem verpatzten Wochenende nicht schlafen zu können und am nächsten Wochenende alles besser machen zu wollen.

Jedes Rennen findet auf einer neuen Strecke statt. Egal ob du vorher gewinnst oder verlierst: Die Voraussetzungen sind dieselben.

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