Shaun Simpson: Was ein eigenes Team mit sich bringt

Von Adam Wheeler
Shaun Simpson im neuen Look für die MXGP-Saison 2020

Shaun Simpson im neuen Look für die MXGP-Saison 2020

Shaun Simpson stellt für die Motocross-Saison 2020 sein eigenes GP-Team auf die Beine – SS24 KTM MXGP. Der Schotte spricht offen über die Chancen und die Schwierigkeiten.

Nachdem Max Anstie und Tommy Searle der Motocross-WM den Rücken gekehrt haben, hält Shaun Simpson neben dem Rookie Adam Sterry Großbritanniens Fahne in der Königsklasse MXGP hoch. Der Schotte arbeitet derzeit am Feinschliff für sein neues GP-Team «SS24 KTM MXGP», mit dem er in Eigenregie 20 Grand Prix und acht Events der Britischen Meisterschaft bestreiten wird. Im Vorjahr war der 31-Jährige, der mit dem Team Großbritannien beim Motocross der Nationen in Assen auf dem Podest stand, schon beim Aufbau des RXF KTM Teams behilflich, vom Management des neuen Rennstalls war er dann aber enttäuscht.

Simpson geht in sein 16. Jahr in der Weltmeisterschaft und ist der letzte Privatfahrer, der in Lierop 2013 einen Grand Prix in der Königsklasse gewonnen hat. Die Effizienz – und das Ergebnis – seiner eigenen Vorbereitung auf das MXoN in Assen hat den Schotten davon überzeugt, den Schritt zu wagen und zukünftig auch als Teammanager und Eigentümer zu agieren.

Simpson sicherte sich hierfür die Unterstützung des KTM-Headquarter in Munderfing und einer kleinen Gruppe an Sponsoren. Für das Tuning seiner Rennmaschine vertraut er auf den bekannten niederländischen Ingenieur, John Volleberg, der schon 2014 und 2015 seiner Hitachi-KTM den Feinschliff verpasste – und auf seinen Vater und ehemaligen Rennfahrer Willie Simpson. Das Engagement von KTM war ein Schlüsselfaktor, unterstrich Simpson: «Das ist ein großer Teil, wenn du Rennfahren willst: Du brauchst den Rückhalt eines Herstellers. Es geht dabei nicht nur um die physischen Teile, sondern darum, dass sie bei deinem Projekt an Bord sind und darauf vertrauen, dass du bei den Rennen auf und neben der Strecke eine gute Show bieten kannst. Das motiviert. Sobald dieser Support steht und du einen Van oder einen Transporter hast, geht es mit dem Racing los.»

Der junge Familienvater, der in den vergangenen drei Jahren mit Verletzungen zu kämpfen hatte, gibt offen zu, dass er hektische Monate erlebt: Er muss sich um alle Aspekte des Privateer-Daseins kümmern und gleichzeitig an seiner Fitness arbeiten – für eine Saison mit mehr als 30 Rennwochenenden.

«Ich bin der, der die Ideen haben und den Durchblick behalten muss; ich muss zusehen, dass die Leute sich für unterschiedliche Pakete entscheiden, und sichergehen, dass es mit der Lieferung, den Stückzahlen und den Bestellungen funktioniert. Ich habe eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie viele Teile ich für eine volle Saison brachen werden, es sind zum Beispiel um die 40 Paar Griffe. Oder die Kettenräder: Eines für jedes Wochenende und davon gibt es unterschiedliche Größen. Dann arbeite ich mit Renthal zusammen und R-Tech für die Plastik-Kits. Die Sticker-Sets kommen von Enjoy aus Amerika – also muss alles frühzeitig geplant werden, weil sie dann noch versandt werden müssen. Ich versuche, Zeitrahmen vorzugeben und die Designs schon machen zu lassen. Das ist viel Hin und Her, das vorher nicht in meinen Aufgabenbereich viel. Die Listen sind im Moment definitiv meine besten Freunde», verriet Simpson.

«Ich muss besser organisiert sein – und mit mehr E-Mails als je zuvor fertigwerden. Was meine körperliche Vorbereitung angeht, versuche ich gleichzeitig meinen Zeitplan einzuhalten. Ich habe zur üblichen Zeit mit dem Training begonnen und versuche, zu dieser Zeit des Jahres so viele Runden wie möglich auf dem Bike abzuspulen, es hängt ja auch vom Wetter ab. Der schwarze Peter liegt bei mir; wenn ich einen schwachen Tag habe oder hinter dem Zeitplan zurückhänge, dann ist es meine Schuld», ist sich der erfahrene GP-Pilot bewusst.

Das SS24 KTM MXGP Team wird beim Hawkstone Park International, einem der traditionellen Pre-Season-Rennen, seinen ersten Auftritt haben – weniger als einen Monat vor dem erstem Grand Prix in Matterley Basin. Simpson betont, dass alles so gut wie startbereit sei, auch wenn die Endabrechnung noch nicht ganz stimmt: «Ich bin zufrieden, aber ich würde sagen, dass ich 30 Prozent unter dem liege, wo ich mit meinem Budget gerne wäre. Es ist genug, um einen schönen Start hinzulegen. Ich bin aber nicht naiv und glaube, ‚ich kann das für 40 Riesen machen…‘ Ich habe ein realistisches Budget aufgestellt. Ich mache es wahrscheinlich anders als andere Leute und kürze die Kosten, wo andere ihr Geld verschwenden.»

«Das Sponsoring nimmt viel Zeit in Anspruch: Man sucht den Kontakt zu Firmen suchen, schaffte es auf die zweite Ebene, aber wird dann abgewiesen. Du musst einen kennen, der einen kennt, der Interesse am Motorsport hat», weiß auch Simpson. «Dann kommen aber auch Dinge aus dem Nichts, die ein Loch stopfen. Das ist wahrscheinlich die größte Hürde, alles andere – auf der sportlichen Seite – ist eingefädelt. Und das Gute am Team ist: Wenn wir stark in die Saison starten und ein Sponsor aufspringen will, weil er das, was wir machen, ziemlich cool findet, dann kann er das tun. Wir haben die Freiheit, die Designs und das Portfolio zu verändern.»

Als durchsickerte, dass Simpson am SS24 KTM MXGP Team arbeitete, bekundeten andere Fahre umgehend Interesse, für den neuen Rennstall an den Start zu gehen. Der Schotte zog die Möglichkeit zwar in Betracht, entschied sich dann aber in seiner ersten Saison als Teameigentümer dagegen: «Ich bin einen Schritt zurückgegangen. Ich kann das für mich machen, aber diese extra Verantwortung auch für jemand anderen zu tragen – egal ob es um Logistik, Teile, Reisen oder Support geht – war einfach ein Level, wofür ich noch nicht bereit war.»

Simpson kann auf seine langjährige Erfahrung im MXGP-Paddock zurückgreifen: «Wenn du am Start zwischen einer HRC-Honda und einer Werks-KTM stehst, dann weißt du, dass du etwas sehr Spezielles machen musst, um mit den Ellbogen auf die gleiche Höhe zu kommen. Du musst dich selbst richtig pushen und das Bike wird so gut sein, wie es sein kann.»

Das Projekt verlangt dem 31-jährigen und seine junge Familie viel ab: «Es gab Momente, in denen ich dachte, ich habe mir zu viel zugemutet. Aber dann kommen Tage, an denen dich das, was du machst, so motiviert. Es ist ein bisschen ein Auf und Ab. Manchmal zieht dich die Liste an einem Tag herunter, aber dann siehst du, wie das Bike zusammenkommt, Produkte geliefert wurden, die Zusammenarbeit mit deinen Partnern erneuert wird – und es geht wieder in die richtige Richtung. Es war auch cool zu sehen, wie viel Rückmeldung auf den Social-Media-Kanälen kam.»

Übrigens: Durch die «Simpson Army» können Fans das neue Team unterstützen. «Abseits der Strecke wollen wir, dass unser Team richtig aussieht und sich richtig anfühlt. Die Leute, die in unseren kleinen Hospitality-Bereich kommen, sollen sich zu Hause fühlen und einen Kaffee trinken können. Wir wollen nicht, dass Corporate und Branding die Überhand nehmen, aber es soll auch nicht den Eindruck vermitteln, als wären wir mit einem Transporter auf Durchfahrt. Ich fahre für mich selbst Rennen und jeder, der mich dabei unterstützt, wird spüren, dass er ein großer Teil davon ist», verspricht Simpson.

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