Nico Hülkenberg hat eine Zukunft in der Formel 1

WM-Neustart im Sommer: Es besteht begründete Hoffnung

Von Günther Wiesinger
MXGP-WM-Leader Jeffrey Herlings

MXGP-WM-Leader Jeffrey Herlings

Die Formel 1 und die MotoGP-WM planen einen Neustart im Juli. «Wir können uns auf ein Notprogramm mit zehn Grand Prix vorbereiten, auch für die Motocross-WM», meint Pit Beirer.

In der Formel 1 planen Rechte-Inhaber Liberty, FOM, FIA und die Teams ein Comeback für 5. und 12. Juli auf dem Red Bull Ring in Spielberg, auch andere Serien wollen sich am Konzept orientieren.

Der Tiroler Franz Tost, Teamprinzipal des in Faenza/Italien stationierten AlphaTauri-Formel-1-Teams (vormals Scuderia Toro Rosso), ist überzeugt, dass er den AlphaTauri AT01 mit den Honda RA620H-Motoren und den Piloten Daniil Kvijat und Piere Gasly, in etwas mehr als zwei Monaten wieder auf Punktejagd schicken kann.

Im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com zeichnete Tost den mühsamen und ungewöhnlichen Weg zur neuen Formel-1-Normalität vor. Mit viel Aufwand und innovativen Lösungen soll trotz gesperrter Grenzen, trotz Versammlungsverboten (in Österreich sind maximal zehn Personen erlaubt) und Abstandsregeln die F1-Weltmeisterschaft mit allen zehn Teams (sieben aus England, zwei aus Italien, eines aus der Schweiz) bald wieder in Fahrt kommen.

Die Basis für die Überwindung aller Hürden bilden Bluttests, und Tost will durchsetzen, dass alle Teams und F1-Paddock-Insassen einen Test von der gleichen Firma oder vom gleichen Institut machen.

Bei Vorweisung eines negativen SARS-CoV-2-Tests sollten alle Teammitglieder nach Österreich einreisen dürfen, auch wenn die Grenzen zwischen Österreich und Italien bis auf weiteres geschlossen bleiben. Eine Erschwernis: Der Test darf nicht älter als vier Tage sein. Und momentan dauert die Auswertung der Tests zwei Tage!

Das AlphaTauri-Team wird wahrscheinlich Ende Juni gemeinsam mit Ferrari mit einem Charter zum Österreich-GP fliegen. Tost: «Wenn wir nur Mitarbeiter an die Strecke mitbringen, die alle negativ getestet wurden, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass keine Ansteckungsgefahr herrscht. Ich möchte, dass sich die anderen Teams zu einer identischen Prozedur entschließen. Deshalb können dann ruhig 55 oder 60 Leute pro Team arbeiten. Sie sind ja negativ auf Covid-19 getestet.» In den meisten Fällen könne man die Abstandsregeln von 1 Meter in Österreich gut einhalten. Wo man sich dagegen zu nahe komme, müsse man Gesichtsmasken tragen.

Tost: «Wir werden jene Mitarbeiter, die für den Einsatz auf der Rennstrecke vorgesehen sind, permanent testen. Denn sie könnten sich ja inzwischen neu infiziert haben. Es wird jeder Mitarbeiter in der Firma einen Gesundheitspass haben, in dem alle Tests vermerkt werden. Wir möchten auch die Familienmitglieder aller Personen testen lassen, die zu den Grand Prix kommen.»

Es bestehen zwar noch Hindernisse, denn die österreichische Regierung will den Maßnahmenkatalog für die Austragung des Formel-1-GP erst bis Ende Mai vorlegen.

Die Formel-1-Teams müssen also teilweise rätseln, was die Politiker Kurz, Kogler, Anschober und Nehammer von ihnen verlangen werden.

«Das Grundgerüst für unsere Planung ist einfach der negative Covid-19-Test», betont Franz Tost. «Wenn wir negative Testergebnisse bekommen, gehe ich davon aus, dass der Mitarbeiter gesund und nicht vom SARS-CoV-2-Virus befallen ist. Das ist für mich der entscheidende Punkt. Wenn wir alle Tests pünktlich hinkriegen, sehe ich keine weiteren Schwierigkeiten für einen Grand Prix im Juli in Österreich. Jetzt wohnen die Mitarbeiter ja auch daheim bei den Familien und wir gehen davon aus, dass kein Familienmitglied krank ist. Wir sind dann im Team halt eine etwas größere Familien. Aber das Prinzip ist dasselbe.»

Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta ist inzwischen in die Pläne der Formel-1-Macher eingeweiht und will diese nachahmen. Er hat schon vor drei Wochen erwogen, bis zu 10.000 Testkits für die Saison zu kaufen.

Dorna plant den Neustart für Ende Juli, auch wenn sich die Ausgangslage in der MotoGP-WM von der Formel 1 unterscheidet: Es wird in drei WM-Klassen gefahren, deshalb gibt es 42 statt zehn Teams. Und 16 kommen aus Italien, 14 aus Spanien, vier (mit American Racing) aus Frankreich, also aus Ländern, in denen auch jetzt täglich noch mehr als 200 Menschen am Virus sterben. Die Reisefreiheit ist dort stark eingeschränkt.

Auch in der Motocross-WM sind die Italiener stark vertreten, man denke nur an das Honda-Werksteam von Giacomo Gariboldi, die De Carli-Truppe um Red Bull-KTM-Star Tony Cairoli oder die Mitarbeiter von WM-Promoter Infront Moto Racing (vormals Youthstream).

«Wer lässt in den nächsten Monaten alle Italiener aus dem GP-Tross in sein Land», fragt sich Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti. Diese Frage kann bisher niemand beantworten. Negative Bluttests könnten aber auch hier der Schlüssel zum Erfolg sein.

«Ich habe immer gehofft, dass wir Ende Juni die Pferde wieder satteln und uns darauf vorbereiten, in der zweiten Jahreshälfte noch möglichst viele WM-Läufe zu bestreiten», erklärte Pit Beirer, Motorsport-Direktor von KTM. «Die absolute Deadline, um noch neun oder zehn Grand Prix durchzubringen wäre für mich Anfang September gewesen», sagt der ehemalige 250-ccm-Motocross-Vizeweltmeister. «Aber es wäre optimal, wenn wir im August noch etwas zusammenbringen würden. Wir dürfen nicht zu negativ denken. Momentan sieht es so aus, als sei jede Sportart vom Weltuntergang bedroht. Aber der Weltuntergang kommt von alleine, den müssen wir nicht beschleunigen… Wir können uns auf ein Notprogramm mit zehn Grand Prix vorbereiten, auch für die Motocross-WM. Wir müssen den Neustart für alle Serien langfristig vorbereiten.»

«Sobald das kleinste Fenster aufgeht, dass wir irgendwo fahren dürfen, werden wir vor Ort sein. Egal, welche Auflagen wir dort erfüllen müssen», verspricht der erfolgreiche KTM-Rennmanager.

Infront Moto Racing aktualisierte den MXGP-Kalender zuletzt am 15. April, darauf folgten aber weitere Verbote für Großveranstaltungen bis Ende August (darunter Deutschland und Belgien). Deshalb verkündete der WM-Promoter am 16. April: «Sobald Klarheit über die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 und die Auswirkungen auf die Motocross-WM besteht, wird eine Überprüfung des MXGP-Kalenders für 2020 erfolgen.»

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