AMC Sachsenring: Beste Nachwuchsarbeit Deutschlands

Von Thorsten Horn
In Valencia (v.l.): Ben Warzecha, Paul Weinhold, MotoGP-Pilot Johann Zarco, Ole Säuberlich und Jason Rudolph

In Valencia (v.l.): Ben Warzecha, Paul Weinhold, MotoGP-Pilot Johann Zarco, Ole Säuberlich und Jason Rudolph

Vier Fahrer aus zwei Mini-Bike-Klassen durfte auch Deutschland zum MotoMini World Final in Valencia entsenden. Alle vier gehören dem AMC Sachsenring an, dem sportlichen Ausrichter der MotoGP in Deutschland.

Die besten Fahrer der 22 bisher MiniGP genannten Landes- bzw. Regionalserien waren zum MotoMini-Weltfinale 2025 eingeladen. Dieses fand diese Woche von Dienstag bis Donnerstag wieder im Vorfeld des MotoGP-Saisonfinales auf der dem großen Grand-Prix-Kurs nachempfundenen Kart-Piste statt.

Während in der kleinen Klasse der 190-ccm-Motorräder aus dem Hause Ohvale das Maximum mit 44 Kindern ausgeschöpft wurde, versammelten sich für die 190er-Kategorie nur 26 Kids. Deutschland entsandte pro Klasse die je zwei möglichen Fahrer, den jeweiligen Meister und Vizemeister der FIM MiniGP Germany 160 und 190. Allesamt kommen aus dem Osten der Republik und haben ihre bisherigen Karrieren zu einem großen Teil der vorbildlichen und Nachahmer suchenden Nachwuchsarbeit des AMC Sachsenring zu verdanken.

So hatte in diesem Jahr der 13-jährige von Dario Giuseppetti betreute Ole Säuberlich aus Bad Blankenburg in Thüringen die Nase vor dem zwei Jahre älteren Jason Rudolph aus dem einen Steinwurf vom Sachsenring entfernten St. Egidien. In der 160er-Kategorie sicherte sich der 12-jährige Dresdner Paul Weinhold den Titel vor dem ein Jahr jüngeren Glauchauer Ben Warzecha, womit der Hohenstein-Ernstthaler Motorsportverein alle vier deutschen Vertreter beim MotoMini World Final stellte.

Mehr als nur eine Randnotiz ist, dass der seit jeher für die sportlicher Durchführung des Motorrad-Grand-Prix von Deutschland auf dem Sachsenring verantwortliche AMC in allen vier deutschen Nachwuchsklassen die Meister stellt. Neben den bereits erwähnten Fahrern siegte Till Trinks aus Meerane im ADAC Mini Bike Cup Klasse Junior und der neunjährige Bruno Stark aus dem thüringischen Oberheldrungen im ADAC Pocket Bike Cup für die jüngsten deutschen Rundstreckenpiloten.

Diese Überlegenheit kommt nicht von ungefähr, denn ein wesentlicher Grund für die Erfolge der letzten Jahre ist das regelmäßige und häufige gemeinsame Training in der Arena E in Mülsen, in den Sommermonaten fast wöchentlich. Selbst im Winter wird regelmäßig trainiert, dann in der Karthalle des Fahrsicherheitszentrums Sachsenring. «Da sind wir beim AMC allen anderen meilenweit voraus, im Prinzip die Einzigen, die das überhaupt machen», erklärte Nachwuchs-Koordinator und -Trainer Ronny Heinrich im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Bevor es soweit ist, bietet der AMC im Frühjahr und Herbst in der Regel je zwei Pocket-Bike-Schnupperkurse für potenzielle Einsteiger an. Wer dabei bleibt, bekommt die entsprechende fürsorgliche Weiterbetreuung.

Wie er weiter erklärte, kommen mittlerweile auch Eltern mit ihren Kindern aus Bayern zu den AMC-Trainings und nehmen wochentags drei, vier Stunden An- und Rückfahrt in Kauf. «Das ist Wahnsinn, was da abgeht. Über den AMC wird in ganz Deutschland gesprochen. Viele würden ihre Kinder auch bei uns trainieren lassen, doch die Entfernung ist halt für viele ein Problem», führte Heinrich aus.

Zunächst beschränken sich die Gäste aufs Pocket-Bike, aber er glaubt, dass einige auch später, wenn die Kinder Mini-Bike fahren, bei der Stange bleiben, weil das Konzept funktioniert. Manche haben bei sich eine kleine asphaltierte Fläche, auf denen sie ein paar Pylonen aufstellen, aber das ist nie das, was der AMC mit seinen Anlagen bietet. «Allein irgendwo zu fahren ist nicht das gleiche, wie mit 20 Kindern gleichzeitig auf einer Strecke und unter Anleitung zu trainieren. Das ist dann eine andere Hausnummer.»

Während Ronny Heinrich die Pocket-Biker fürsorglich betreut, kümmern sich um die Mini-Biker die IDM-Superbike-Piloten Leon und Kevin Orgis. «Wir haben einst gemeinsam mit Ronny angefangen, er als Trainer und wir als Fahrer», erinnern sich die Brüder unisono. Und ihr ebenso mit Trainerschein involvierter Vater René ergänzte: «Dadurch, dass uns der AMC damals aufgenommen und uns auch viel geholfen hat, wollen wir nun gern etwas zurückgeben. Es ist ein Unterschied, ob ein aktueller Rennfahrer den Kindern etwas erzählt oder einer, der nicht ganz so dicht am Geschehen ist.»

Den bisherigen Extremfall liefert die polnischstämmige Familie Warzecha. Der Vater betrieb bis vergangenen Winter einen Motorradhandel mit Werkstatt in Wetzlar. Nachdem sein Sohn 2023 mit dem Pocket-Bike-Sport angefangen hatte und 2024 in den Mini-Bike-Cup wechselte, erkannte Papa Warzecha die Sinnhaftigkeit des Trainings in Sachsen respektive beim AMC Sachsenring, gab sein Motorradgeschäft in Hessen auf und zog mit Sack und Pack nach Glauchau. Der Erfolg gibt ihm Recht, schließlich ist Ben in diesem Jahr in Deutschland Vize und durfte sich nun an seiner Teilnahme am MotoMini-Weltfinale 2025 erfreuen.

Für die Qualifikation für die Wertungsläufe in Valencia reichte es für Ben noch nicht, für Jason Rudolph, Ole Säuberlich und Paul Weinhold hingegen schon. Am Ende Bester von ihnen wurde Ole Säuberlich, der Schützling von Dario Giuseppetti. Der 13-Jährige konnte sich nach verhageltem Trainingsdienstag von Session zu Session steigern und am Ende über WM-Bronze in der MotoMini 190 freuen.


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