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BMW zittert: Seilt sich das Althea-Team zu Ducati ab?

Von Ivo Schützbach
Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua

Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua

Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua sprach im Exklusiv-Interview mit SPEEDWEEK.com über seine Zukunftspläne. Der BMW-Teamchef ist von der neuen Ducati V4 angetan, der Umstieg ist nicht ausgeschlossen.

In der Superbike-WM 2018 sehen wir eine mickrige BMW S1000RR im Althea-Team von Genesio Bevilacqua. Erteilt die Geschäftsleitung ihre Zustimmung, bekommen die WM-Teams von BMW nach den Wünschen von Rennchef Marc Bongers ab 2019 neben Werks-Motoren und -Elektronik auch wieder Unterstützung bei der Chassis-Entwicklung.

Im Idealfall stellt BMW seinen Teams fertige Rennmaschinen zur Verfügung, wie es Aprilia und Ducati machen – und unterstützt seine Teams außerdem personell und finanziell.

Um nächste Saison gut aufgestellt zu sein, möchte BMW mit zwei Teams arbeiten. Werner Daemen soll mit seinem Team und Markus Reiterberger in die Weltmeisterschaft aufsteigen, und dazu ein zweiter starker Fahrer geholt werden.

Mit dem Althea-Team soll es weitergehen, außerdem spricht Milwaukee-Teamchef Shaun Muir neben seinem jetzigen Partner Aprilia auch mit Ducati und BMW.

SPEEDWEEK.com traf sich mit Genesio Bevilacqua zum Vier-Augen-Gespräch.

Genesio, wie sehen deine Pläne für nächstes Jahr aus?

Das ist kompliziert, nichts ist fix.

BMW hat einen neuen Geschäftsführer, dort gibt es wohl erst im Juli Neuigkeiten.

Ich habe gute Freunde bei Ducati, mit ihnen werde ich mich zusammensetzen. Ich habe keine Eile, ich rede mit Gigi Dall’Igna und Paolo Ciabatti.

Wäre es nicht sehr teuer für dich, wenn du den Hersteller wechselst?

Natürlich. Meine erste Option ist, mit BMW weiterzumachen, das ist sicher. Auch wenn wir einige Schwierigkeiten hatten, ist unsere Beziehung heute sehr gefestigt.

Wir haben am Motorrad geändert, wozu wir selbst in der Lage waren. BMW ist momentan nicht in der Situation, uns helfen zu können.

Wir haben mit der Länge des Motorrads experimentiert und auch Änderungen am Chassis machen sich positiv bemerkbar. Ein starker Fahrer wie Loris Baz spürt eventuell mehr als andere.

Rennchef Marc Bongers hofft, dass die BMW-Geschäftsleitung für 2019 deutlich mehr Werksunterstützung bewilligt, als wir jetzt mit dem Kundensport-Programm sehen. Wünscht du dir neben Werks-Motoren und -Elektronik auch Hilfe bei der Entwicklung des Chassis’ und der Schwinge?

Es braucht mehr Werksunterstützung, alleine als Team kannst du nichts erreichen. Dann kannst du eine bessere Schwinge entwickeln, etwa mit Suter. Oder du kannst besseres Personal für die Federelemente von Öhlins verpflichten.

BMW muss mehr Experten für das Chassis und die Federelemente an die Rennstrecke bringen?

Ja, sie haben im Moment nur wenige Experten. Es fehlt an erfahrenen Leuten, da sind sie nicht auf dem Level anderer Hersteller.

Für 2019 kommt die neue BMW S1000RR. Machst du dir Sorgen, deine BMW-Unterstützung an ein anderes Team zu verlieren, etwa an das von Werner Daemen oder Shaun Muir?

Vor so einer Situation habe ich mich noch nie gefürchtet.

Wir sind ein sehr offenes und professionelles Team. Wenn BMW weiterhin unsere Hilfe braucht, können wir reden. Wir können über alles reden.

2011 habt ihr mit Ducati die Weltmeisterschaft gewonnen. Du hast mir immer gesagt, dass du deine Befriedigung aus Podestplätzen und Siegen ziehst. Das wird mit BMW nächste Saison nicht möglich sein, solange sie kein Werksteam auf die Beine stellen. Sind die Erfolgsaussichten mit Ducati und der neuen V4 größer?

Sehr schwierig zu sagen. Alle neuen Motorräder haben am Anfang ihre Probleme, das kann bei der neuen Ducati ebenso sein wie bei der neuen BMW. Mit einem neuen Motorrad musst du einige Jahre investieren.

Ab dem ersten Test musst du auf Schwierigkeiten gefasst sein, vielleicht große Schwierigkeiten. Es gibt keinen Grund für überschwänglichen Optimismus.

Die letzten Jahre brachte nur Kawasaki ein neues Motorrad und war damit sofort siegfähig.

Für mich ist das kein neues Motorrad, bei Kawasaki sehen wir einen Langzeitplan mit Evolutionen der Maschine. Die Honda ist ein neues Bike.

Ducati hat in der Vergangenheit mit jedem neuen Motorrad auf Anhieb gewonnen, die einzige Ausnahme ist die Panigale. Mit der neuen V4 testen sie seit Herbst 2017, mit Rennchef Gigi Dall’Igna hat Ducati einen der schlausten Köpfe. Glaubst du nicht, dass sie zum Saisonbeginn 2019 in Australien bereit sind?

Ich kann nicht sehen, dass sie sich auf die Superbike-WM fokussieren.

Gleichzeitig bin ich mir aber sicher, dass ihr Paket für Kundenteams konkurrenzfähiger sein wird, als von jedem anderen Hersteller.

Sollte sich Shaun Muir mit seinem Milwaukee-Team von Aprilia trennen, ist das eine Möglichkeit für dich?

Nein.

Willst du mit einem Fahrer weitermachen oder zu zwei zurückkehren?

Wenn mich BMW fragt, und ich ihr Programm als gut einschätze, dann wären zwei Fahrer natürlich besser. Die wirtschaftliche Situation ist aber nach wie vor nicht so gut.

Mit Loris Baz bist du glücklich?

Ja, sehr glücklich. Ich kenne das Potenzial von unserem Motorrad und meiner Crew. Ich mag Loris, wir sind loyal zueinander. Er macht sehr präzise Aussagen, deshalb waren wir auch motiviert, diverse Änderungen am Motorrad vorzunehmen, die Althea bezahlt hat.

Wir widmen uns jedem Detail, um so möglicherweise bessere Ergebnisse zu erzielen. Vielleicht werden wir dann mal Siebter, im Moment tun wir uns schon mit Platz 10 schwer.

BMW könnte ein sehr guter Partner sein. Ich habe sie gefragt, wie ihr Programm aussehen wird und warte auf Antwort. Dieses Jahr haben wir keine Werksunterstützung, bekommen nur einige Ersatzteile. Ich unterstütze mich selbst – und ich unterstütze BMW.

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