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Sandro Cortese: «Wenn nicht Toprak, dann keiner»

Von Ivo Schützbach
Mit dem Türken Toprak Razgatlioglu hat Yamaha in der Superbike-WM ein Riesentalent unter Vertrag. 2019 zeigte er, was mit einer privaten Kawasaki möglich ist. Daran muss sich auch Sandro Cortese messen lassen.

Toprak Razgatlioglu hat eine erstaunliche Entwicklung hinter sich. 2015 gewann der heute 23-Jährige die Superstock-600-EM, 2017 wurde er im Superstock-1000-Cup Zweiter und stieg anschließend mit Puccetti Kawasaki in die Superbike-WM auf.

Obwohl für ein Kawasaki-Privatteam unterwegs, preschte Toprak bereits in seinem zwölften Superbike-Rennen aufs Podest und wurde in Donington Park 2018 Zweiter. Seither hat er für das Puccetti-Team 15 Podestplätze erobert, darunter zwei Siege, und verlor den Kampf um WM-Rang 3 vergangene Saison erst im letzten Event in Katar.

Der WM-Fünfte unterschrieb für 2020 einen Vertrag im Yamaha-Werksteam und zeigte sich bereits bei den Wintertests in bestechender Form. In Australien gewann er bei seinem Yamaha-Debüt auf Anhieb, in der Gesamtwertung liegt er nur deshalb lediglich auf Rang 3, weil er im zweiten Hauptrennen auf Phillip Island mit leerem Tank ausfiel.

Die Zielsetzung seines Managers Kenan Sofuoglu ist eindeutig: Er will Toprak erst zum Superbike-Weltmeister machen und ihn dann in die MotoGP-WM bringen.

Razgatlioglu hat 2019 im Puccetti-Team gezeigt, was mit einer privaten Kawasaki ZX-10RR möglich ist. Daran hat sich sein Nachfolger Xavi Fores ebenso zu orientieren wie Sandro Cortese im Pedercini-Team und Max Scheib bei Orelac Racing.

«Man hat letztes Jahr gesehen, dass dieses Motorrad aufs Podest fahren kann, Toprak hat damit Rennen gewonnen», hielt Cortese gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Man muss aber auch bedenken, dass er vier Jahre mit diesem Motorrad gefahren ist. Es ist nicht so, dass er einfach ankam und mit dem Puccetti-Team aus dem Stand solche guten Ergebnisse eingefahren hat. Er fuhr zwei Jahre Superstock für sie und war auch in seinem ersten Superbike-Jahr gut. Der Durchbruch gelang ihm dann letztes Jahr, alles braucht seine Zeit. Es wäre auch von mir falsch zu sagen, dass ich nach Jerez gehe und dann dort anknüpfen kann, wo Toprak letztes Jahr aufgehört hat. Da muss man Realist sein, die anderen schlafen auch nicht.»

Der Berkheimer weiter: «Puccetti und Pedercini sind und bleiben private Teams. Honda ist werksseitig eingestiegen, BMW ist mit der Entwicklung ein Jahr weiter und Ducati mit dem neuen Motorrad im zweiten Jahr. Der Level dieses Jahr ist extrem hoch und wird die Sache nicht einfacher machen. Aber natürlich werde ich versuchen, mit meinem Team das Bestmögliche rauszuholen. Das Ziel wird sein, einstellige Ergebnisse einzufahren.»

Traust du es Razgatlioglu zu, dass er auch in der MotoGP-WM vorne mitmischt, wie viele Experten meinen? «Das ist schwierig zu sagen», überlegte der langjährige Grand-Prix-Pilot Cortese. «Da spielen so viele Faktoren eine Rolle. Wir haben alle gesehen, dass Toprak schnell ist. Er hat mit der Kawasaki und der Yamaha gewonnen, wir wissen, dass er ein enormes Talent hat. Was in der Zukunft passiert, hängt von vielen Dingen ab. Um in der MotoGP-WM erfolgreich zu sein, braucht man ein Werksteam und ein Motorrad, das zu einem passt. Man sieht so viele Talente in die MotoGP-Klasse kommen, die sich erst mal schwertun. Toprak geht bestimmt seinen Weg und wird sehr erfolgreich sein. Er ist noch sehr jung, in der Spitzengruppe der Superbike-WM ist er der mit Abstand Jüngste. Wenn er es als Jüngster und im Moment Talentiertester nicht schafft, dann wird es keiner schaffen. In der MotoGP-WM werden keine Fahrer 25 aufwärts mehr geholt, sie holen 18- und 19-Jährige, die für die Zukunft aufgebaut werden. Toprak ist noch in einem guten Alter, in dem er das schaffen kann. Ein Talent wie Marc Marquez oder Fabio Quartararo kommt nur alle fünf bis zehn Jahre.»

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