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Sandro Cortese: Schreckgespenst Rücktritt vertrieben

Von Ivo Schützbach
Sandro Cortese arbeitet an seinem Comeback

Sandro Cortese arbeitet an seinem Comeback

Nach schlimmen Unfällen müssen Rennfahrer nicht nur mit den Schmerzen und der teilweise langen Rekonvaleszenz klarkommen, sondern den Sturz auch mental verarbeiten – keine einfache Aufgabe.

Wer selbst keine Rennen fuhr, versteht das vielleicht nicht. Dem Tod von der Schippe gesprungen, das Schicksal war noch einmal gnädig – und doch setzt der Verunfallte alles daran, schnellst möglich wieder auf ein Motorrad zu steigen.

Der 8. August 2020 hätte für Sandro Cortese katastrophal enden können. Hätte es die Knochensplitter seines zertrümmerten siebten Brustwirbels nach dem Einschlag in die Betonmauer auf der Rennstrecke in Portimao etwas mehr verschoben, säße er heute womöglich im Rollstuhl. Oder Schlimmeres.

Drei Monate nach seinem Unfall hat Cortese die gröbsten Folgen überstanden und ist «schmerzfrei, heiß und hungriger denn je», wie er SPEEDWEEK.com erzählte.

Cortese betonte immer, dass er erst gesund werden müsse, bevor er sich Gedanken um seine sportliche Zukunft machen kann. Dieses Ziel hat der 30-Jährige nach drei Monaten Genesung und Reha inzwischen erreicht, das Schreckgespenst Rücktritt konnte erfolgreich vertrieben werden.

«Natürlich habe ich mir viele Gedanken gemacht und bin megaglücklich und dankbar, heute wieder auf den Beinen zu stehen», erzählte Sandro. «Wenn man für den Sport lebt und das Motorradfahren liebt – das Risiko gehört dazu, es ist Teil des Sports. Das gehen wir jede Runde und in jeder Sekunde ein. Ich bin noch in einem Alter, in dem ich mich auch vom Kopf her bereit fühle, Topergebnisse einzufahren, wenn die Umstände passen. Ich hatte ein schwieriges Jahr, das hatte ich immer wieder in meiner Karriere. Ich habe mich aber auch immer wieder rausgekämpft und dann wieder Erfolge gefeiert. Ich fühle mich in der Lage, das zu machen. Sonst hätte ich dir nicht erzählt, dass ich weiterfahre. Ud würde mich auch nicht so vorbereiten, um wieder anzugreifen.»

Du hattest in deiner Karriere einige Stürze zu verarbeiten: Wie ist dir das mental gelungen? «Der nötige Respekt war immer da, wir wissen, was uns passieren kann», grübelte der Berkheimer. «Aber ich bin immer sofort wieder aufs Motorrad gestiegen. Wenn ich Angst hätte, müsste ich aufhören. Auf dem Level, auf dem wir in einer Weltmeisterschaft fahren, kannst du es dir nicht erlauben, wenn du drei oder vier Zehntelsekunden pro Runden verlierst, weil du Angst hast. Dann sollte man sich umorientieren. Ich habe die letzten Monate viel mit mir gearbeitet und hatte Zeit zu hinterfragen, was ich will.»

Der zweifache Champion will weiterhin Superbike-WM fahren und sucht zusammen mit seinem Manager Alberto Vergani nach einem konkurrenzfähigen Team und Motorrad für 2021.

«Alles, was an Anfragen eingeht, übernimmt Alberto», bemerkte Cortese. «Er gibt mir das dann weiter und wir besprechen, was konkurrenzfähig ist. Das Fahrerkarussell kann sich schlagartig drehen, ich bin für alles offen. Es ist schwieriger als in den Jahren zuvor, weil so viele Fahrer auf dem Markt sind. Aber im Rennsport ist immer alles möglich. Ich bereite mich entsprechend vor und schaue, dass ich bis zum Saisonstart topfit bin. Ich mache mir keinen Druck, weil ich keinen habe. Ich habe gelernt ruhig zu bleiben – dann ergibt es sich, oder auch nicht. Es wird so kommen, wie es kommen soll.»

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