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Weg aus der Krise: Folger & sein Team brauchen Hilfe

Von Ivo Schützbach
Seit dem Auftakt der Superbike-WM in Aragon hat Jonas Folger keinen Punkt mehr geholt. Der Bayer und sein BMW-Team Bonovo MGM suchen fieberhaft nach den Ursachen für diese Misserfolge.

Zwölf Rennen sind in der Superbike-WM 2021 absolviert, nur einmal holte Jonas Folger Punkte: Als Achter im zweiten Hauptrennen in Aragon. Damals riskierte er, auf abtrocknender Strecke, von Startplatz 18 kommend, als nur einer von drei Fahrern, mit Slick-Reifen anzutreten und wurde für seinen Mut belohnt.

Von dieser guten Leistung abgesehen, ist die Saison für Jonas, sein Team und ihre Fans bislang eine herbe Enttäuschung. «Entweder habe ich zu viel Grip oder zu wenig. Entweder rutsche ich schnell weg oder gar nicht. Ich verstehe nicht, weshalb wir das nicht in den Griff kriegen», sagte er nach Donington Park, als der Tiefpunkt erreicht war. Im ersten Hauptrennen überrundet, im Sprintrennen Drittletzter und im zweiten Lauf Aufgabe mit technischen Problemen. Das ganze Wochenende musste sich der fünffache Grand-Prix-Sieger auf den hintersten Rängen abmühen.

«Wir haben viel versucht, um Jonas ein vernünftiges Bike hinzustellen, haben Dinge vom anderen Team übernommen, aber auch eigene kreiert», sagte Bonovo-Teamchef Michael Galinski zum England-Desaster. «Aber momentan bekommen wir es nicht so hin, dass sich Jonas sicher genug fühlt, um mit dem Motorrad angreifen zu können. Dass es geht, sieht man ja an unseren BMW-Kollegen. Wir müssen zusehen, dass wir Jonas ein Bike hinstellen, auf dem er sich wieder super fühlt. Natürlich gehen diese Schwierigkeiten nicht spurlos an ihm vorüber. Er kann seine Leistungen nicht abrufen, wenn er kein Vertrauen hat.»

«Ich habe schon oft hinterfragt, ob mit der Elektronik alles stimmt, weil sich das komisch anfühlt», überlegte Folger im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber anscheinend ist alles in Ordnung. Vielleicht müssen wir uns mal eine dritte und vierte Meinung einholen. Wenn ich nicht das Fahren verlernt habe, dann passt da etwas nicht. Bremsen kann ich noch, sogar sehr gut, aber anscheinend den Rest nicht mehr.»

Im Gegensatz zum Werksteam und dem zweiten Satelliten-Team RC Squadra Corse, kümmert sich das MGM-Team von Folger selbst um die Elektronik und hat auf eigenen Wunsch keinen Ingenieur von BMW.

Der 28-Jährige hält große Stücke auf seinen Elektroniker Christoph Schwarz, der nach Jahren mit Magneti-Marelli und Yamaha dieses Jahr zum ersten Mal mit der hauseigenen Elektronik von BMW zu tun hat. «Es ist nicht so, dass wir von BMW alleingelassen werden, über unsere Daten schaut schon immer einer drüber», schilderte Folger. «Aber da reden wir von ein paar Minuten am Tag, an denen sich einer von BMW Zeit nehmen kann, weil die natürlich selber auch beschäftigt sind. Jeder bei uns gibt sein Maximum, aber wir brauchen eine dritte Meinung oder einen Chef-Mechaniker, der mal drüber schaut. Damit ich für mich Klarheit habe. Ich muss wissen, ob ich es bin, der Scheiße fährt. Oder stimmt wirklich etwas nicht und wir finden das nicht? Alles, was ich mit dem Motorrad jetzt nicht kann, kann ich eigentlich und habe ich schon gemacht. Ich kann mir schwer vorstellen, dass ich so weit das Vertrauen verloren habe, dass ich Letzter werde. Das war wirklich sehr hart für mich, ich bin zum ersten Mal in meinem Leben Letzter geworden und wurde überrundet. Das ist das Schlimmste, was einem Fahrer passieren kann. Das hat mich niedergelegt und schwer getroffen.»

«Chrissi, mein Elektroniker, ist für alles offen», hielt der Deutsche Meister fest. «Wir haben ein gutes Verhältnis, auch mit Michael Galinski. Wir sind alle enttäuscht und suchen das große Problem. Ich kann mir schwer vorstellen, dass alles nur an mir liegt. Im Moment drehen wir uns im Kreis und wissen es nicht. Galle wird das mit unserem Sponsor Jürgen Röder besprechen. Ich werde nichts unversucht lassen, beide Seiten müssen alles geben, ich und das Team. Ich werfe auch niemandem etwas vor und bin für alles offen. Mir tut es einfach nur leid für uns alle, dass wir in dieser Situation sind.»

Das Bonovo-Team arbeitet erst seit diesem Jahr mit BMW und verfügt entsprechend über kaum Erfahrung mit diesem Motorrad. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es ein großer Schritt aus einer nationalen Meisterschaft in die Superbike-WM ist, selbst wenn man in seinem Land zu den Besten gehört. Diese Erfahrung musste auch Shaun Muir Racing machen, das heutige BMW-Werksteam. Sie gewannen mit Josh Brookes und Yamaha die Britische Superbike-Meisterschaft 2015, wechselten anschließend ins SBK-Paddock und brauchten Jahre, um auf das jetzige Level zu kommen und um Podestplätze zu kämpfen.

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