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Spektakulärer Toprak Razgatlioglu: Bautistas Analyse

Von Ivo Schützbach
Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu hat seinen Fahrstil 2021 auf der Yamaha perfektioniert und zum effektivsten der Szene gemacht. Viele Nachahmer wird er trotzdem nicht finden.

Kein anderer in der seriennahen Weltmeisterschaft bremst so spät und kann die Kurven so spitz anfahren wie Toprak Razgatlioglu. Bei niemandem sonst ist das Hinterrad in jeder harten Bremszone in der Luft, das Motorradgefühl des Türken ist einzigartig.

Seit der 25-Jährige die Yamaha R1 perfekt an seinen Fahrstil angepasst hat, kann Razgatlioglu sämtliche seiner Stuntman-Fähigkeiten ausspielen und hat bezüglich Zweikampfstärke sogar Rekordchampion Johnny Rea überflügelt.

Muss in Zukunft jeder so fahren wie Toprak, um Erfolg zu haben?

«Am Fernseher sieht Toprak spektakulärer aus, als wenn man gegen ihn fährt», erzählte Ducati-Rückkehrer Alvaro Bautista SPEEDWEEK.com. «Auf der Bremse zum Beispiel sieht man nur ihn, nicht sein Motorrad. Man denkt, kein anderer bremst so spät wie er. Aber ich bremste genauso spät. Ich sage nicht, dass ich der Beste bin. Ich musste mit der Honda aber die positiven Seiten nützen, um schnell zu sein. Dafür musste ich meinen Fahrstil umstellen. Eine Kurve besteht auch nicht nur aus der Bremszone. Man bremst, biegt ein und fährt wieder hinaus. Was das Bremsen selbst betrifft, war er nicht stärker als ich, aber viel spektakulärer. Bei ihm geht immer das Hinterrad in die Luft, sein Bike bewegt sich viel und er streckt auch noch das Bein heraus. Er war letztlich aber auch nicht mehr am Limit, das ist nur sein Stil. Wäre er mehr am Limit, würde er öfter stürzen. Er stürzte in den Rennen aber nie wegen einem eigenen Fehler. In Assen schoss ihn Gerloff ab, in Barcelona lag es am Motorrad – er machte keine Fehler. Ist er immer am Limit – nein. Fährt er aggressiv? Ja, sehr aggressiv sogar. Márquez fuhr immer am Limit und stürzte entsprechend oft.»

Als Bautista 2019 die erste Saison für Ducati fuhr, gewann er seine 16 Rennen mit bis zu 15,1 sec Vorsprung. In seinen zwei Jahren bei Honda hatte er nie eine Fireblade, mit welcher er sein ganzes Können ausspielen konnte. 2022, zurück im Team Aruba.It Ducati, will der Mann aus Talavera de la Reina seine ganze Erfahrung nützen, um Ducati nach 2011 endlich wieder zum Weltmeister zu machen. Auch Bautista wartet schon lange auf einen zweiten Titel, 2006 triumphierte er in der 125er-Klasse.

«Sämtliche Schwächen, die ich mit der Honda 2021 in den Rennen fühlte, konnte ich in den Fernsehaufzeichnungen überdeutlich sehen», hielt der 37-Jährige fest. «Da sieht es noch viel extremer aus, als ich es empfand. Wenn ich mir selbst zuschaute, fragte ich mich, wie ich unter solchen Voraussetzungen schneller fahren soll oder mit mehr Schräglage. Das war das Gegenteil von vor drei Jahren. 2019 sah bei mir alles sehr einfach aus, sehr flüssig und ohne Stress. Letztes Jahr bin ich nur gestrauchelt und habe gekämpft, es war ein Desaster.»


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