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Wegen G20-Gipfel: Flüge gestrichen, chaotische Reise

Kolumne von Ivo Schützbach
Viele Flieger von Lion, Wings, Garuda und Batik mussten am Boden bleiben

Viele Flieger von Lion, Wings, Garuda und Batik mussten am Boden bleiben

Der G20-Gipfel auf Bali sorgte dafür, dass reihenweise Flüge von Lombok und Denpasar gestrichen oder verlegt wurden. Viele Mitglieder des SBK-Trosses mussten ihre Reise umplanen.

Als sich die meisten Teammitglieder am Sonntagabend und Montag auf den Weg von Mandalika nach Australien machten, wo am kommenden Wochenende der letzte SBK-Event der Saison 2022 stattfindet, wurden viele überrascht: Zahlreiche Flüge von Lombok wurden wegen des G20-Gipfels auf Bali gestrichen. Um die Anschlussflüge in Denpasar nicht zu verpassen, machten sie sich auf eine abenteuerliche Reise. Zuerst ging es mit dem Bus auf eine zweistündige Fahrt vom Lombok Airport zum Hafen. Mit dem Boot ging es von Lombok zur Nachbarinsel Bali, was weitere 90 Minuten dauerte. Weil es auch auf See eine militärische Sperrzone gab, mussten die Schiffe einen weiten Bogen fahren. Um vom Hafen in Denpasar zum Flughafen zu gelangen, war eine weitere zweistündige Busfahrt nötig.

Philipp Öttl hatte eine ebenso ungewöhnliche Reiseroute und flog mit seinem Ducati-Team Go Eleven mit AirAsia von Lombok zuerst nach Kuala Lumpur in Malaysia und von dort nach Melbourne. Der Flug von Bali nach Australien dauert gute fünf Stunden, der 26-Jährige saß mit diesem Umweg elf Stunden im Flieger.

Bis Mittwoch hatte sich die Flugsituation einigermaßen normalisiert und es gab kaum noch Streichungen. Doch weil die Abreisenden des G20-Gipfels prioritär behandelt wurden, wurde jedes Mal der Luftraum geschlossen, wenn eine Delegation in einem Regierungsjet von Bali abhob.

Das führte dazu, dass sämtliche Flüge nach Australien Verspätung hatten – teilweise mehrere Stunden.

Die Mietwagenfirmen am Flughafen in Melbourne schließen ihre Schalter normalerweise um Mitternacht. Doch weil so viele Passagiere verspätet ankamen, fertigten die fleißigen Mitarbeiter noch bis tief in die Nacht hinein Kunden ab.

Jedes Kind kennt MotoGP und Superbike

Für die meisten Motorradhersteller gehören die einwohnerstarken Länder Südostasiens zu den wichtigsten Wachstumsmärkten. Von 2014 bis 2016 gastierte die Superbike-WM auf dem Sepang International Circuit in Malaysia, von 2015 bis 2019 in Buriram/Thailand.

Die Rennen in Malaysia unweit des Flughafens von Kuala Lumpur flogen wegen mangelndem Zuschauerinteresse aus dem Kalender. Und Buriram gab MotoGP den Vorzug, obwohl das die bestbesuchte SBK-Veranstaltung des Jahres war – beide Rennserien wollte der örtliche Promoter auf Dauer nicht.

Im November 2021 fanden erstmals Superbike-Rennen auf dem Mandalika Circuit statt. Im März 2022 folgte MotoGP, Mitte November 2022 kam der SBK-Zirkus zurück. Und wird im März 2023, eine Woche nach dem Saisonstart in Australien am letzten Februar-Wochenende, erneut dort auftreten.

Der Mandalika Circuit ist in Indonesien ein Begriff, jedes Kleinkind weiß, was MotoGP und Superbike ist. Deshalb wurde erwartet, dass zum zweiten SBK-Meeting eine stattliche Zahl motorsportbegeisterter Indonesier kommt. Die Rennstrecke ist für 100.000 Fans ausgelegt, doch am Freitag und Samstag herrschte gähnende Leere auf den Tribünen. Und auch bei der sehr beliebten Paddock-Show war nicht viel los. Gefühlt waren mehr Leute von der Polizei und dem Militär als Fans da.

«Die Fans kommen am Sonntag», versuchte ein indonesischer Kollege zu erklären. «Die Tickets waren so teuer, dass sich kaum einer eins fürs Wochenende kaufte. Und wenn einer nur einen Tag kommt, dann nimmt er den Sonntag.»

Die günstigste Tribünenkarte für Sonntag kostet 575.000 Rupien, das sind umgerechnet 35 Euro, die teuerste 70. Das billigste Wochenend-Ticket war für 47 Euro zu haben. Für einen Europäer klingt das günstig, für einen Durchschnittsbürger auf Lombok ist das viel Geld.

Zum Vergleich: Michael van der Mark bezahlte für seinen aktuellen Haarschnitt 10.000 Rupien, das sind 61 Cent. Ein Liter Superbenzin kostet 73 Cent, eine Stunde Massage zwischen 6 und 8 Euro und ein Abendessen in einem teuren (Touristen)-Restaurant zwischen 8 und 13 Euro, sofern man nicht nur einen Teller Nudeln bestellt. Wer günstig lebt, kann zu zweit mit zehn Euro über den Tag kommen.

Über die drei Tage kamen laut Promoter Dorna 51,629 Zuschauer, viele Tausend haben ihre Karten aus den Kontingenten der Sponsoren bekommen.

An der Werbung lag es nicht, der Event wurde landesweit prominent bekanntgemacht. Doch vor allem Lombok hat sehr schwierige Jahre hinter sich. Beim großen Erdbeben am 5. August 2018, mit einer Stärke von 7,0 auf der Richterskala, wurden 80 Prozent der Bauwerke beschädigt oder zerstört. Als mehr oder weniger wieder alles aufgebaut war, brach im Inselstaat Anfang 2020 die Covid-19-Seuche aus. Wie viele andere Länder machte Indonesien seine Grenzen dicht. Der auf Lombok am Boden liegende Tourismus erstarb daraufhin ganz und bekommt nur langsam wieder Leben eingehaucht.

«Was die Regierung mit ihren Maßnahmen anrichtet, ist viel schlimmer als die Krankheit», urteilte mein Hotelier. «So viele Menschen haben ohne Touristen ihre Lebensgrundlage verloren. Bei uns hat sich gezeigt, dass Covid für die meisten Leute kaum anders als eine Grippe ist.»

«Langsam kommen die Touristen zurück, es ist aber noch lange nicht so, wie es vor Corona war», erzählte ein Taxifahrer. «In Thailand ist wieder alles normal, bei uns gibt es immer noch Beschränkungen. Aber wenigstens haben wir die Rennen, sie bringen viele Menschen nach Lombok.»

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