KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Trotz Flaute: Honda wird kein V4-Superbike bauen

Von Gordon Ritchie
Fred Merkel mit der legendären VFR750 RC30

Fred Merkel mit der legendären VFR750 RC30

Seit Honda in der Superbike-WM auf die CBR1000RR als Basis setzt, wurde nur eine Weltmeisterschaft gewonnen. Eine Rückkehr zum V-Konzept steht bei den Japanern dennoch nicht zur Debatte.

Fünf Motorradhersteller sind in der Superbike-WM 2023 werksseitig engagiert. Vergangene Saison gewann Ducati mit Álvaro Bautista den Titel, 2021 Yamaha mit Toprak Razgatlioglu und davor sechs Jahre in Folge Kawasaki mit Jonathan Rea. Honda gewann zuletzt 2007 mit James Toseland die Top-Kategorie der seriennahen Meisterschaft. BMW noch nie, aber der Hersteller aus Bayern ist auch erst seit 2009 dabei.

Die längste Durststrecke durchlebt demnach Honda. Dabei hat der Motorradgigant bereits sechs Weltmeisterschaften gewonnen, davon fünf jedoch mit dem V-Konzept. 1988 und 1989 gewann Fred Merkel mit der legendären VFR750 RC30, 1997 sorgte John Kocinski mit der RVF750 RC45 für den dritten Titel mit einem V4-Motor. Colin Edwards fügte 2000 und 2002 zwei Weltmeisterschaften mit der VTR1000 SP hinzu, bei der ein V2 für Vortrieb sorgte.

Honda-Fans weltweit hofften deshalb auf einen würdigen Nachfolger der legendären V-Motorräder, doch in Japan setzt man weiterhin auf die CBR-Baureihe mit Reihenvierzylinder-Motor. Das aktuelle Modell, die CBR1000RR-R, wird seit 2020 eingesetzt.

Bei Honda ist Yuzuru Ishikawa für die käufliche Straßenversion der Fireblade als auch für das Superbike-Projekt zuständig. Der Japaner erklärt, warum man sich für die seriennahe Weltmeisterschaft, anders als in der MotoGP, für einen Reihenmotor entschieden hat. «Das Image von Honda spielte dabei eine Rolle: Wir beherrschen beide Bauformen. Wenn nur Rennresultate zählen wie in der MotoGP-WM, setzen wir einen Prototyp mit V4 ein. Es geht nur um Power, Speed und Performance, weitere Anforderungen gibt es nicht», sagte Ishikawa im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Die Fireblade ist ein Serienmotorrad, bei dem wir sowohl die Anforderungen des Rennsports als auch des Alltagseinsatzes berücksichtigt haben.»

Ishikawa versichert, dass ausschließlich technische Gründe bei der Entscheidung den Ausschlag gaben. «Der Reihenmotor hat wie der V4 Vor- und Nachteile. Beim Reihenmotor bleibt mehr Platz für Nebenaggregate. Ebenso ist die Balance des Motorrads besser als bei einem V4. Wenn man jedoch die höchste Motorleistung und das letzte Quäntchen Speed anstrebt, ist der V4 besser», führte der Japaner aus. «Weil das Superbike-Werksmotorrad auf einem Serienmotorrad basieren muss, mussten wir auch die Anforderungen an dieses Serienmotorrad berücksichtigen. Und davon gibt es eine Vielzahl, vor allem Lärm- und Abgasnormen. Deshalb brauchen wir im Serienmotorrad Platz für technische Einrichtungen, welche die Einhaltung dieser Normen ermöglichen.»

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass ein V4-Superbike im Alltagsbetrieb, der bei Honda nach wie vor einen großen Stellenwert hat, nicht so anwenderfreundlich sein kann. «Beim Rennmotorrad wird dieser Bauraum nicht benötigt. Wir können andere Bauteile so platzieren, dass wir eine perfekte Balance und eine hohe Rennstreckenperformance erreichen», erklärte Ishikawa. «Bei einem V4 wären wir zu Kompromissen gezwungen, zum Beispiel bei der Gewichtsverteilung. Diese Kompromisse müsste man dann entweder im Serienmotorrad oder im Rennmotorrad hinnehmen. Deshalb haben wir uns für den Reihenmotor entschieden.»

Eine Hoffnung für Honda-Fans: In Zukunft könnte Honda seine Entscheidung neu bewerten und zu einem anderen Ergebnis kommen!


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