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Gardner & Lecuona einig: Toprak-Stil nix für MotoGP

Von Ivo Schützbach
Mit der Vertragsunterzeichnung bei BMW für die Superbike-WM 2024 und 2025 hat sich das Thema MotoGP für Toprak Razgatlioglu vorerst erledigt. Wäre seine Fahrweise für die Königsklasse geeignet?

Toprak Razgatlioglu, der Superbike-Weltmeister von 2021, Vizeweltmeister des Vorjahres und aktuelle WM-Zweite, durfte im April zum zweiten Mal Yamahas MotoGP-Maschine M1 testen, dieses Mal in Jerez.

Das Ergebnis ist bekannt: Die MotoGP-Manager von Yamaha waren von den Darbietungen des Türken nicht eben hingerissen, Topraks Manager Kenan Sofuoglu kritisierte die mangelhafte Vorbereitung des japanischen Herstellers. Denn Yamaha hatte wenig unternommen, damit sich der 26-Jährige auf dem Motorrad wohlfühlt – nicht einmal die Sitzposition wurde für ihn angepasst.

Kein Wunder, dass seine Rundenzeiten zu wünschen übrigließen: Razgatlioglu war auf dem Jerez-Circuit mit dem hochgezüchteten GP-Bike eine halbe Sekunde langsamer als mit dem Superbike.

Das Thema MotoGP dürfte für Toprak inzwischen abgehakt sein, der 33-fache Superbike-Laufsieger hat mit BMW einen SBK-Vertrag für 2024 und 2025 unterschrieben.

Toprak gehört zu den herausragenden Talenten in der seriennahen Weltmeisterschaft, seine Motorradbeherrschung ist außergewöhnlich. Doch nicht jeder ist überzeugt davon, dass er seine Qualitäten auch in der MotoGP-WM ausspielen könnte.

Remy Gardner (GRT Yamaha) fuhr 2022 ein Jahr MotoGP für KTM; Iker Lecuona (Honda) startete 2020 und 2021 für die Österreicher in der höchsten Klasse und bestritt dieses Jahr den Jerez-GP im Team Repsol Honda als Ersatz für Marc Marquez. Beide können den direkten Vergleich zwischen einer modernen MotoGP-Maschine und einem aktuellen Superbike ziehen.

«Ich glaube nicht, dass er in MotoGP Spaß haben würde», sagte Gardner über Razgatlioglu. «Toprak ist ein erstaunlicher Fahrer. Ich bin mir sicher, dass er sich anpassen und seinen Stil so ändern könnte, wie es für ein GP-Bike notwendig ist. Ein schneller Fahrer bleibt ein schneller Fahrer und kann sich anpassen. Aber auch er würde nicht einfach einen Schalter umlegen, die Fahrstile für ein Superbike und ein GP-Bike sind sehr unterschiedlich.»

Der Australier geht davon aus, dass Topraks Stoppies und das tiefe Hineinbremsen in die Kurven für eine MotoGP-Maschine nicht ideal sind.

So sieht das auch Lecuona. «Mit seinem Stil kann man in MotoGP nicht erfolgreich sein, er müsste ihn ändern», hielt der Spanier im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Das MotoGP-Bike ist sehr steif. Das kommt nicht nur vom Motorrad selbst, sondern auch von den Reifen. Mit den Pirelli-Reifen in der Superbike-WM kannst du pushen, wie das Toprak macht. Du kannst mit ihnen brutal pushen und bis weit in die Kurve hinein bremsen. Mit den Michelin-Reifen in MotoGP bremst du hart und musst mit der Bremse anschließend sehr sanft umgehen. Bei kalten Bedingungen musst du noch vorsichtiger sein, weil dir sonst das Vorderrad wegrutscht. Bei Kälte arbeiten die Michelin nicht gut, mit den Pirelli ist es genau andersherum: Sie sind bei tiefen Temperaturen besser als bei Hitze. Wenn du mit einem MotoGP-Bike schnell sein willst, musst du dich an die Reifen anpassen. Er könnte das, weil er viel Talent hat. Aber er müsste intensiv an seinem Stil arbeiten. Und er würde seinen Vorteil, den er jetzt hat, in der MotoGP-Klasse verlieren. Jedes Motorrad hat einen speziellen Charakter. Mit der Yamaha kannst du nicht auf der Bremse pushen, mit ihr muss man sehr flüssig und rund fahren. Toprak fährt mit dem Superbikes ganz anders.»

Reifen, die von Pirelli in der Superbike-WM eingesetzt werden, sind für jedermann käuflich. Die MotoGP-Reifen von Michelin sind laut dem französischen Hersteller Faktor 10 (!) härter als die Pirelli-Gummis.


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