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Befreiungsschlag für BMW: Erlöser Garrett Gerloff

Von Ivo Schützbach
Teamchef Jürgen Röder gratuliert seinem Fahrer Garrett Gerloff

Teamchef Jürgen Röder gratuliert seinem Fahrer Garrett Gerloff

Der Texaner Garrett Gerloff schrieb im Qualifying der Superbike-WM in Magny-Cours aus mehrerlei Hinsicht Geschichte. SPEEDWEEK.com führte mit Bonovo-Teameigentümer Jürgen Röder ein exklusives Interview.

Niemand kann sich die Erleichterung vorstellen, welche die Pole-Position von Garrett Gerloff in Frankreich mit sich bringt. BMW investiert seit der werksseitigen Rückkehr 2019 massiv in die Superbike-WM und brachte seither drei neue Homologationsmodelle. Der Anschluss an die Spitze ist in den Rennen aber bis heute nicht gelungen.

Gerloff zauberte in Magny-Cours eine Tramrunde auf den Asphalt und blieb mit 1:35,453 min um 0,230 sec unter dem bisherigen Pole-Rekord von Jonathan Rea (Kawasaki) aus dem Jahr 2021. Weltmeister Alvaro Bautista (Ducati) auf Platz 2 distanzierte der Texaner um 0,059 sec.

Zum ersten Mal seit John Hopkins 2011 in Silverstone startet in der Superbike-WM wieder ein US-Amerikaner von Pole. Für Gerloff, der in Frankreich am Samstag zu seinem 117. Rennen in der Superbike-WM antritt, ist das eine Premiere. Ebenso für sein Team Bonovo action. Und auch für das aktuelle Modell der BMW M1000RR. Der deutsche Hersteller musste auf diesen Augenblick seit dem 18. September 2021 warten, damals stand Tom Sykes in Barcelona auf Startplatz 1.

«Ich kann es nicht glauben, das war unser bestes Qualifying dieses Jahr», jubelte Gerloff. «Bislang war glaube ich, abgesehen von Most, Platz 9 mein bestes Ergebnis. Das nenne ich einen Sprung. Ich muss bei allen bei BMW bedanken, vor allem aber meiner Crew von Bonovo. Wir haben so hart gearbeitet, an so vielen kleinen Dingen. Und irgendwann fügt sich alles zusammen. Diese Pole fühlt sich sooo gut an, ich kann es nicht erwarten, in ein Rennen zu starten und niemanden vor mir zu sehen.»

Bonovo-Teameigentümer Jürgen Röder weiß, dass man die Feste feiern muss, wie sie fallen. «Ich kann es gar nicht fassen, mir sind die Tränen gekommen», sagte er beim Treffen mit SPEEDWEEK.com kurz nach der Superpole-Zeremonie sichtlich gerührt. «Das ist der Lohn der ganzen Arbeit, für uns hat es sich gelohnt, diese Investition zu tätigen. Egal, wie die Rennen hier ausgehen, das war ein Riesenmoment für uns und ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt sieht man, dass alles funktioniert, dass das Motorrad mit Garrett hervorragend harmoniert.»

Solche Erfolge lassen schwierige Momente vergessen. «Das Schöne bei uns Menschen ist, dass die Negativa mit der Zeit verblassen», schmunzelte der Odenwälder. «Die waren innerhalb einer Minute verblasst. Garrett ist mental unheimlich gestärkt, unter anderem durch seinen Start bei der IDM auf dem Red Bull Ring, wo er auf dem Podest stand. Von dort hat er viel mitgenommen. Und natürlich haben wir das Motorrad und die Abstimmung zusammen mit BMW sukzessive weiterentwickelt. Beim Test in Aragon haben wir einige kleine Änderungen vorgenommen, die Garrett sehr entgegenkommen. Aber die Bäume wachsen nicht in den Himmel, wir wissen, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben. Das heute ist für die Fahrer, Teams und Fans trotzdem ein Riesenschritt nach vorne. Ich habe von vielem geträumt, aber nicht von der Pole-Position.»

Gerloffs grandiose Leistung wird abgerundet von Startplatz 6 von Teamkollege Loris Baz, Scott Redding und Michael van der Mark aus dem zweiten BMW-Team ROKiT landeten auf den Positionen 10 und 13.

Röder verspürt keine Genugtuung, weil seine beiden Fahrer vor dem vermeintlichen Nummer-1-Team von BMW landeten. «Ich gönne es allen BMW-Jungs», unterstrich der Teamchef. «Aber was mich wirklich beeindruckt hat war, wie Garrett mit dem Motorrad im Qualifying umging, das war wie ein Tanz. Das habe ich so auf einer BMW bisher noch nicht gesehen. Mit seinem Crew-Chief Les Pearson hat er einen hervorragenden Mann, diese Symbiose ist das Beste, was uns passieren konnte. So eine Kombination darf man auf keinen Fall auseinanderreißen.»


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