Scott Redding (BMW): Anderer Ansatz war notwendig
BMW-Werksfahrer Scott Redding
BMW ging auch in der Vergangenheit regelmäßig zum Testen und ließ Piloten aus nationalen Meisterschaften oder der Endurance-WM Neuheiten versuchen, wie Markus Reiterberger oder Ilya Mikhalchik. Doch ein Testteam, welches sich auf die Entwicklung des WM-Superbikes konzentriert, wurde erst dieses Jahr installiert. Mit den beiden ehemaligen MotoGP-Piloten Sylvain Guintoli und Bradley Smith, der erstgenannte Franzose war sogar 2014 Superbike-Weltmeister auf Aprilia, wurden zwei sehr erfahrene Piloten verpflichtet, die Wissen von mehreren anderen Herstellern mitbringen.
Weil den Stammfahrern in der Superbike-WM pro Saison nur eine limitierte Anzahl Testtage erlaubt sind, der Gedanke dahinter war die Kosteneingrenzung (!), leistet sich inzwischen jeder Hersteller ein mehr oder weniger großes Testteam.
BMW steht mit dem Rücken zur Wand: In der vergangenen Saison belegten die vier Werksfahrer Garrett Gerloff, Scott Redding, Loris Baz und Michael van der Mark in der Weltmeisterschaft die tristen Gesamtränge 12, 14, 16 und 17. In der Teamwertung wurde Bonovo action Achter und ROKiT BMW Motorrad Motorsport Neunter, in der Herstellerwertung war nur Honda schlechter.
Die Verpflichtung von Toprak Razgatlioglu, dem Weltmeister von 2021 (auf Yamaha), sorgte für neuen Schwung bei BMW, umfangreiche Entwicklungen und das Testteam waren aber bereits vor diesem Coup auf den Weg gebracht.
«In unserer jetzigen Situation bringt ein Testteam auf jeden Fall etwas», betonte Scott Redding gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich glaube nicht, dass der Fahrer einen Riesenunterschied ausmacht, auch wenn Guintoli offensichtlich ein guter Testfahrer ist. Er fährt außerdem noch Rennen. Ein Testfahrer kann sich aber nur mit Dingen befassen, die ihm der Hersteller zur Verfügung stellt. Wenn Teile auf der Strecke getestet werden, dann trägt das zu schnellerer Entwicklung bei. Das war eine Schlüsselentscheidung für uns, um in Zukunft vorwärtszukommen.»
«Schau dir die besten Hersteller an, sie haben ein Testteam», ergänzte der Engländer. «Sie (er meint Ducati – der Autor) arbeiten unermüdlich und sind den anderen immer einen Schritt voraus. Sie haben die Latte höher gelegt, deshalb werden mehr Hersteller wie sie arbeiten. Dass BMW schnell darauf reagierte, ist eine gute Sache. In Wirklichkeit bleiben den Stammfahrern nicht viele Tage, um neues Material zu testen. Vier Tage kannst du abziehen, weil wir aus der Winterpause kommen oder uns mit der Abstimmung des Bikes beschäftigen. Und in einem Testteam machen sich die Fahrer keinen Kopf wegen der Rundenzeiten, sie testen wirklich.»
Redding unterstrich: «Wenn ich zum Testen gehe, fokussiere ich mich auf die Entwicklung unseres Pakets. Ich weiß aber, dass zahlreiche Fahrer zwar zum Testen gehen, sich aber mehr Sorgen machen um die Rundenzeit, die am Ende des Tages auf dem Bildschirm steht. Deshalb benutze ich bei Tests auch nur selten einen Qualifyer-Reifen, für mich macht das null Sinn. Warum soll ich am Ende eines Tests einen Crash riskieren, nur um meinen Namen in der Liste weiter nach vorne zu bringen? Für einige Hersteller, Teams und Fahrer ist das aber recht wichtig. In der Vergangenheit war das bei BMW auch so, ich machte ihnen aber klar, dass das nicht wichtig ist. Wichtig ist, dass wir unsere Arbeit erledigen. In einem Testteam können zu jedem Teil Vergleiche gezogen werden. Dort kann herausgearbeitet werden, ob ein Teil wirklich besser ist, oder ob es nur an den Verhältnissen oder der gefahrenen Runde lag. Wir reden von kleinen Zeitverbesserungen und vielen Variablen, die es zu berücksichtigen gilt.»