Glückwunsch: Frankie Chili feiert 60. Geburtstag
Das Licht der Welt erblickte der Italiener Pierfrancesco «Frankie» Chili am 20. Juni 1964 in Bologna. Durch seinen selbst von 1979 bis 1984 in der 125er-WM aktiven Onkel Pierluigi Aldrovandi kam er zum Rennsport und begann seine Motorsport-Karriere 1982.
Seinen ersten großen Erfolg feierte Frankie Chili 1983, indem er die italienische 125-ccm-Junioren-Meisterschaft gewann. Der nächste Meilenstein in seiner Karriere folgte 1985, als er es seinem Onkel gleichtat und auf einer MBA Europameister in der Achtelliterklasse werden konnte. Pierluigi hatte 1981 in der gleichen Hubraum-Kategorie und ebenfalls mit einer MBA vorgelegt.
Von der damals zweitkleinsten Klasse oberhalb der 80er wechselte er direkt zu den 500ern. Im Team von Roberto Gallina fuhr er mit einer Suzuki beim zweiten Saisonrennen in Monza als Siebter erstmals in die Punkte (damals bis Platz 10). Das gelang ihm zwei weitere Male, wobei Platz 6 im belgischen Spa-Francorchamps sein bestes Saisonergebnis war. Damit wurde er 1986 letztlich WM-Zehnter.
Im darauffolgenden Jahr wurde aus dem Team das HB Honda Gallina Team und gleich beim Saisonauftakt im japanischen Suzuka verfehlte Frankie Chili als Vierter das Podest nur knapp. Beim achten Saisonrennen klappte es dann mit seinem ersten Podestrang, als er im französischen Le Mans Zweiter hinter dem US-Amerikaner Randy Mamola und inmitten der Weltspitze Zweiter werden konnte. Am Jahresende wurde er WM-Achter und ein Jahr später Gesamtneunter.
1989 kletterte er auf den sechsten Endrang, auch weil er in jenem Jahr seinen ersten Grand-Prix-Sieg feierte. Leider hatte dieser in seiner Heimat in Misano einen faden Beigeschmack, da damals sämtliche Stars die Strecke im Regen als zu rutschig einschätzten und streikten. Chili ging vor heimischem Publikum als einziger der Werks- bzw. werksunterstützten Fahrer dennoch an den Start, hatte dabei aber Gewissensbisse. Zum einen war er der einzige Streikbrecher unter den Top-Fahrern, zum anderen war Frankie ein Fahrer, dem die zahlenden Fans auf den Tribünen viel bedeuteten. Wie dem auch sei – Frankie Chili gewann überlegen vor dem Briten Simon Buckmaster und dem Bayer Michael Rudroff.
1990 wurde er auf einer ROC-Honda Gesamtelfter der Königsklasse bis 500 ccm und wechselte danach ins aufstrebende Aprilia-Werksteam in die mittlere Hubraum-Kategorie bis 250 ccm. Wiederum bei seinem Heimrennen in Misano feierte er als Dritter sein erstes Podium in der Viertelliterklasse und ein paar Rennen später bei der Dutch TT im niederländischen Assen seinen ersten richtigen GP-Sieg. Am Jahresende belegten die beiden Aprilia-Treiber Loris Reggiani und Pierfrancesco Chili hinter fünf noch übermächtigen Honda-Piloten die WM-Ränge sechs und sieben.
In seinem zweiten Aprilia-Jahr konnte er dann drei Siege (Hockenheim, Assen und im englischen Donington Park) feiern und schloss die Saison hinter dem Honda-Ass Luca Cadalora sowie Loris Reggiani auf Platz drei ab. Sein unmittelbarer Teamkollege war in jenem Jahr der aufstrebende Massimiliano Biaggi, für den Chili schließlich Ende des Jahres weichen musste. Prompt war seine folgende Yamaha-Saison dann auch weniger ergiebig. Konkret rutschte er auf den zehnten WM-Endrang ab.
1995 suchte Frankie in der Superbike-WM eine neue Herausforderung. Gleich in seinem ersten Jahr in der Viertakt-Top-Liga konnte er auf einer Ducati des Privatteams Gattalone nach einem zweiten Platz in Donington vor Heim-Publikum in Monza seinen ersten Laufsieg in dieser Klasse feiern. Mit diesen Platzierungen sowie zwei weiteren Podestplätzen wurde er auf Anhieb Gesamtachter.
Nach seinem abgelegten Superbike-Reifezeugnis wurde er 1996 ins Yamaha World Superbike (Werks-)Team befördert und fuhr an der Seite von Colin Edwards zu zwei Laufsiegen sowie hinter dem US-Amerikaner auf Endrang sechs.
Danach kehrte er zum Team Ducati Gattalone zurück, schaffte 1997 zwar drei Heat-Siege, jedoch nur den siebenten Schlussrang. Daraufhin kam er ins zweite Ducati-Werksteam (Ducati Racing ADVF) und erlebte seine beste Superbike-Saison. Mit unter anderem fünf Laufsiegen war er bis zum Schluss im Titelkampf, musste sich aber schließlich mit WM-Endrang vier begnügen.
1999 wechselte er erneut die Fronten und dockte beim Team Suzuki Alstare an, für das ihm gegen Saisonende zwei weitere Laufsiege gelangen. 2000 stand er zwar nur einmal auf dem obersten Treppchen, dafür steigerte er sich in der WM-Abschlusstabelle um zwei Plätze und wurde WM-Vierter. Ebenso gewann er 2001 einmal und schloss die WM auf dem siebten Rang ab.
Ab 2002 saß er wieder auf Ducatis. Nach den WM-Rängen acht (2002, Ducati NCR Axo) und sieben (2003, Ducati Team PSG-1 Corse) wurde er 2004 noch einmal WM-Fünfter, wobei ihm in jenem Jahr in Misano sein 17. und auch letzter Rennsieg in der Superbike-WM gelang.
Danach wechselte er 2005 ins Klaffi-Honda-Teams des ehemaligen Seitenwagen-Piloten Klaus Klaffenböck aus Österreich, für die er WM-Zehnter wurde, zwei Plätze vor seinem jungen Teamkollegen Max Neukirchner. 2006 ging er für das Team Honda D.F.X. Treme an den Start, zog sich aber bereits im Winter beim Training mit einem Trial-Bike einen Beckenbruch zu und musste lange pausieren. Nach ein paar wenigen Rennen gab er am Saisonende als mittlerweile 42-Jähriger seinen Rücktritt bekannt.
2018 erhielt «Frankie» Chili die niederschmetternd Diagnose, dass er an Parkinson erkrankt sei. Im September 2020 machte er seine Krankheit dann öffentlich, wobei er insofern Glück im Unglück hat, dass seine heimtückische und unheilbare Erkrankung vergleichsweise langsam voran schreitet. Pierfrancesco Chili lebt mit seiner Familie in Misano Adriatico und betreibt im italienischen Adria-Badeort Rimini zwei Badestrände und eine Zimmervermietung.