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Andrea Iannone: «Fragten sich, ob ich verrückt wäre»

Von Ivo Schützbach
Andrea Iannone ist sichtlich gelassener

Andrea Iannone ist sichtlich gelassener

Am 16. Oktober haben Andrea Iannone und das Team Go Eleven Ducati ihre Vertragsverlängerung für die Superbike-WM 2025 verlautbart. SPEEDWEEK.com erzählte der Italiener, was sich ändern muss.

Seit Mitte September war klar, dass sich Andrea Iannone für nächste Saison entweder mit seinem jetzigen Ducati-Team Go Eleven einigen würde – oder er bleibt zuhause. Am 16. Oktober wurde die lang erwartete Vertragsunterzeichnung verkündet.

Als sich SPEEDWEEK.com am späten Donnerstagnachmittag mit dem 35-Jährigen im Fahrerlager des Jerez-Circuits traf, war er bestens gelaunt und sichtlich erleichtert, dass seine sportliche Zukunft für 2025 gesichert ist.

Andrea zeigt nach vier Jahren Zwangspause wegen einer Dopingsperre in seiner ersten Superbike-WM-Saison zuweilen hervorragende Leistungen: In Aragon hat er das Samstag-Rennen gewonnen, bereits fünfmal stürmte er aufs Podium. In der Weltmeisterschaft liegt er vor dem Showdown am kommenden Wochenende mit 211 Punkten auf dem siebten Gesamtrang, zum vor ihm platzierten Michael van der Mark (ROKiT BMW) fehlen nur vier Punkte.

«Nächstes Jahr müsste mir alles leichter fallen und natürlicher von der Hand gehen, wir kennen einander im Team besser», erzählte Iannone. «Und ich werde sicher weniger Stress haben. Diese Saison war stressig für mich. Ich wusste nicht, habe ich einen Sponsor, habe ich keinen, finde ich das Budget oder nicht. Es ist okay, dass ich mich im ersten Jahr stärker einbringe. Nach so langer Zeit musste ich mein Potenzial unter Beweis stellen und die Leute von mir überzeugen – es gab Zweifel. Diese Situation hat sich geändert und die Firma Pata hilft uns sehr. Ich muss mich bei Remo Gobbi bedanken, das ist nicht selbstverständlich. Wenn du Menschen triffst, die an dich glauben, dann ist das wie ein großes Geschenk Gottes. Deshalb werde ich deutlich entspannter sein. Vielleicht bekommen wir auch von Ducati mehr Unterstützung, zumindest dem Papier nach sollte es so sein.»

Andrea hat in den vergangenen Wochen in teils ausschweifenden und oft kryptischen Worten erzählt, was er für ein Paket für 2025 haben muss, damit die Fortsetzung seiner Karriere Sinn macht.

Werden diese Wünsche erfüllt? «Unser Paket wird nicht viel anders sein als dieses Jahr», antwortete der Italiener. «Wichtig in einer Meisterschaft ist, dass du dein Paket maximal nutzt. Dafür musst du wissen, was du hast, und was du erreichen kannst. Wir haben uns dieses Jahr zunehmend darin verbessert, unser Potenzial auszuschöpfen. Wir haben das gleiche Paket wie zu Saisonbeginn, können es jetzt aber besser nutzen. Weil sich die Leute im Team verbessert haben; und weil uns Ducati ab und zu geholfen hat. Ich möchte, dass mir meine Leute dabei helfen, mit allen Parametern am Motorrad im perfekten Fenster zu sein. Manchmal brauchst du keine Verbesserung am Motorrad, du musst nur das ideal nutzen, was du hast. Ich will genau wissen, an welchem Bremspunkt ich verliere, wo ich in der Kurve oder Beschleunigung zu langsam bin und was ich ändern muss.»

«Dafür brauche ich keine neuen Teammitglieder», betonte der langjährige GP-Pilot. «Als ich in das Team kam, hatten einige von gewissen Dingen keinen Schimmer. Ich war in Werksteams in der MotoGP. Wenn man mir sagte, dass dies und das nicht geht, dann entgegnete ich, dass es sehr wohl gehe und sie nur Ducati fragen müssen. Sie gingen zu Ducati, fragten und bekamen als Antwort die Gegenfrage: ‚Wer hat dir das erzählt? Ah, der Fahrer, okay!’ Viele Leute, die ich dieses Jahr um mich herum habe, konnten sich deutlich verbessern. Klar, ich verlange viel und mache ständig Druck. Meine Frage war deshalb, ob wir alle zusammen einen großen Schritt nach vorne machen wollen oder ob wir uns mit den Plätzen 6, 8, 10 und 7 zufriedengeben. Wir müssen uns alle verbessern, das gilt auch für mich. Ich kritisiere niemandem im Team auf schlechte Weise. Wir fingen auf einem gewissen Level an und sind jetzt auf einem deutlich höheren. Mein Ziel ist, dass wir nächstes Jahr noch ein paar Schippen drauflegen. Dass wir eine bessere Beziehung zu Ducati haben und mehr Unterstützung erhalten. Ich weiß aus Erfahrung, was möglich ist.»

«Wenn ich schneller fahre, bin ich glücklicher», meinte «The Maniac» abschließend. «Und die Menschen um mich herum sind glücklicher, wenn wir zusammen einen Schritt nach vorne machen. Als ich ins Team kam, schauten mich einige schräg an fragten sich, ob ich verrückt wäre. Ich will alles perfekt haben. Wir kämpfen um jede Zehntelsekunde. Das ist nichts, aber alles macht den Unterschied aus. Aus einer Zehntelsekunde pro Runde werden nach zehn Runden eine Sekunde. Manche Rennen werden um weniger entschieden.»

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