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Ducati protestiert: Keine Performance zu verschenken

Von Sebastian Fraenzschky
Marco Zambenedetti (rechts) sprach mit SPEEDWEEK.com über die Balance in der Superbike-WM

Marco Zambenedetti (rechts) sprach mit SPEEDWEEK.com über die Balance in der Superbike-WM

Reizthema Fuel-Flow in der Superbike-WM: Ducati-Technikkoordinator Marco Zambenedetti zeigt Verständnis für eine Balance-Regel, kritisiert aber die Philosophie, die erfolgreichen Hersteller ständig zu limitieren.

Mit dem Start der Superbike-WM 2025 verabschiedeten sich die Serienverantwortlichen – Motorrad-Weltverband FIM und Rechteinhaber Dorna – vom bisherigen Balance-Werkzeug, der Einbremsung über reduzierte Drehzahlen. Sie etablierten mit der Begrenzung der Spritflussmenge eine neue Lösung. Im Winter mussten die Hersteller ihre Motoren so abstimmen, dass mit dem Saisonbeginn maximal 47 Kilogramm pro Stunde durch die Leitungen der Superbikes fließen. Kontrolliert werden die Werte über Messgeräte der Firma Allengra aus Ravenstein.

Vor dem zurückliegenden Rennwochenende in Assen gab es die erste Anpassung: Ducati und BMW wurden aufgrund der Erfolge beim Auftakt auf Phillip Island und dem ersten Europa-Event in Portimao limitiert und mussten den Spritfluss auf 46,5 Kilogramm pro Stunde reduzieren. Einige Fahrer der betroffenen Hersteller spürten das angepasste Mapping nicht, andere berichteten von einer etwas weniger sanften Gasannahme.

Unterm Strich hat die erste Anpassung kaum Auswirkungen gehabt. Doch weitere Limitierungen dürften deutlich größere Effekte haben. Auch die Temperaturen spielen eine Rolle. Bei Hitze wirken sich magere Mappings deutlich stärker aus als bei frühlingshaften Temperaturen in Assen.

Ducati fürchtet bereits kommende Limitierungen

Bei Ducati zeigt man einerseits Verständnis für eine Balance-Regel, ist mit der Philosophie der Fuel-Flow-Regel aber nicht komplett einverstanden. Ducati-Technikkoordinator Marco Zambenedetti erwartet, dass weitere Einschnitte deutlich größere Effekte haben werden als das, was man in Assen nach der ersten Anpassung der maximalen Spritflussmenge sah.

«Die nächsten Schritte werden die Performance deutlich stärker beeinträchtigen. Der Effekt der Spritfluss-Limitierung verstärkt sich mit jedem Schritt. Die Wirkung nimmt exponenziell zu», schilderte Zambenedetti im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com.

Welchen Effekt hatte die Anpassung in Assen auf die maximale Leistung der Ducati Panigale V4R? «Wir bewegen uns in einem Bereich von 3 PS», verriet Zambenedetti und fügte hinzu: «Der Effekt verdoppelt sich bei höheren Temperaturen. Es sind viele Variablen involviert.»

Mit mageren Mappings können die Hersteller die Auswirkungen auf die pure Leistung reduzieren. Doch die Haltbarkeit leidet, wenn die Motoren magerer abgestimmt werden. «Wir haben Haltbarkeitstests bei unterschiedlichen Bedingungen durchgeführt», berichtete Zambenedetti.

«Es ist eine neue Herausforderung. Wir können nicht verhindern, dass wir Spitzenleistung opfern müssen, denn man kann das Gemisch nicht immer magerer abstimmen. Ein mageres Mapping führt zu höheren Temperaturen. Man wird schlussendlich gezwungen, die Leistung zu reduzieren», erklärte der italienische Ducati-Stratege.

Balance-Regel in der Superbike-WM: Verständnis und Kritik

Mit der aktuellen Philosophie der Balance-Regel in der Superbike-WM ist Zambenedetti nicht einverstanden. «Es ist natürlich gut, wenn viele Hersteller konkurrenzfähig sind«, zeigte Zambenedetti durchaus Verständnis für eine Balance-Regel in der seriennahen Meisterschaft, beanstandete aber die Art und Weise: «Meiner Meinung nach sollten wir denjenigen helfen, die zu kämpfen haben. Doch das bedeutet auch, dass sich diejenigen, die zurückliegen, stärker anstrengen müssen.»

«Wir können die Performance nicht verschenken», betonte Zambenedetti. «Eine Balance of Performance ist gut für die Show und für die Meisterschaft. Doch schlussendlich müssen der beste Fahrer und das beste Team auch gewinnen. Denn darum geht es im Sport.»

Dass die erfolgreichen Hersteller im schlimmsten Fall alle zwei Events neue Werte einhalten müssen, stößt bei Zambenedetti auf Frust. «Mir wäre es lieber gewesen, wenn alle mit einem niedrigeren Wert beginnen und dann Zugeständnisse zu erhalten, anstatt mit einem hohen Wert zu beginnen und dann diejenigen zu limitieren, die am stärksten sind», zeigte er den Serienverantwortlichen von FIM und Dorna eine Alternative zur aktuellen Regel auf.

Die Limitierungen werfen auch die Kundenteams zurück

Dass Ducati und BMW bereits nachjustieren mussten, ist vor allem auf die Erfolge der jeweiligen Spitzenfahrer zurückzuführen. Ducati-Aushängeschild Nicolo Bulega gewann in Australien alle drei Rennen, während Weltmeister Toprak Razgatlioglu mit seiner BMW in Portimao das Triple holte.

Aus Ducati-Sicht bedeutet das, dass neben den Werksmaschinen von Bulega und Alvaro Bautista auch die Motorräder von Danilo Petrucci (Barni), Sam Lowes (Marc VDS), Andrea Iannone (GoEleven), Scott Redding (MGM-Bonovo), Ryan Vickers (Motocorsa) und Yari Montella (Barni) eingebremst wurden.

«Man sollte bedenken, dass es Teams gibt, die sich bewusst für unser Motorrad entschieden haben. Man muss an die Fahrer denken, darf aber auch nicht die Sponsoren vergessen. Es gibt viele Beteiligte, die Geld investiert haben. Ducati hat sehr gut gearbeitet und dann zerstört man diese Anstrengungen mit Hilfe einer Limitierung», kritisierte Zambenedetti und wiederholte seinen Vorschlag: «Es wäre doch besser, von einem niedrigeren Punkt starten.»

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