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Kawasaki das Schlusslicht: Gerloff nennt die Gründe

Von Sebastian Fränzschky
Vom Glanz der einstigen Serien-Weltmeister ist nicht mehr viel übrig: In der Superbike-WM 2025 ist Kawasaki nur noch mit Garrett Gerloff vertreten, der mit der Umstellung von der BMW zur Kawasaki zu kämpfen hat.

Mit sechs aufeinanderfolgenden WM-Titeln prägte Kawasaki-Pilot Jonathan Rea die Geschichte der Superbike-WM maßgeblich. Nach dem finalen WM-Erfolg in der Saison 2020 ging es für die Serien-Weltmeister von Kawasaki aber schrittweise abwärts. Rea entschied sich im Laufe der Saison 2023 zum Wechsel zu Yamaha.

Mit dem strategischen Wechsel zu Bimota begann für das einstige Kawasaki-Werksteam im zurückliegenden Winter ein neues Kapitel – das bisher aber noch nicht von Erfolg gekrönt war. Kawasaki selbst ist in diesem Jahr nur noch durch das Projekt von Manuel Puccetti vertreten, der mit Garrett Gerloff lediglich einen Fahrer einsetzt.

Nach den Rennwochenenden in Phillip Island, Portimao, Assen und Cremona liegt Gerloff auf der 17. Position der Gesamtwertung. Im Vorjahr landete der US-Amerikaner auf Position 9 der Fahrerwertung und bescherte seinem Bonovo-BMW-Team zwei Podestplätze.

In den bisherigen Rennen der laufenden Saison schaffte es Gerloff nicht in die Top 10. Zwölfte Plätze sind die bisherigen Saison-Highlights des Texaners. Dabei verlief das Kennenlernen mit der Kawasaki ZX-10RR durchaus vielversprechend. Beim Test in Jerez fuhr Gerloff im Januar in die Top-4.

«Ich habe die Tests nicht besonders positiv wahrgenommen. Die Zeiten waren eine Sekunde langsamer als im Jahr zuvor», relativierte Gerloff beim Vieraugen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com die Wintertests. «Auch wenn ich den Test in den Top-5 beendet habe, war mir klar, dass meine Zeiten nicht schnell genug sind. Es wirkte also besser, als es eigentlich war. Wir als Team wussten, dass wir schneller werden müssen. Das hat sich in den ersten Rennen bestätigt.»

«Alle sind in diesem Jahr richtig schnell. Mein Gefühl ist, dass ich immer besser werde, doch die Ergebnisse reflektieren das nicht», grübelte Gerloff über die ausbleibenden Erfolge in der laufenden Saison.

Die Umstellung von der BMW M1000RR zur Kawasaki ZX-10RR bereitet Gerloff deutlich größere Probleme als erwartet. Konzeptionell sind sich die beiden Superbikes ähnlich. Beide verwenden einen Reihen-Vierzylinder mit Screamer-Zündfolge und ein konventionelles Aluminium-Chassis.

«Die Kawasaki muss ich komplett anders fahren als die BMW, aber auch im Vergleich zur Yamaha ist sie komplett anders», erklärte Gerloff und präzisierte: «Im Kurvenscheitel muss ich sehr langsam fahren. Ich muss einen sehr extremen V-Stil fahren.»

Nicht nur die Linien unterscheiden sich. Auch bei der Bremstechnik erkennt Gerloff andere Anforderungen an den Fahrer. «Mit der Kawasaki muss extrem hart bremsen. Ich dachte eigentlich, dass ich das bereits so umsetze, doch die Daten zeigen, dass ich noch extremer bremsen muss. Beim Beschleunigen muss ich sehr geduldig sein und das Motorrad sehr stark aufrichten. Beim ans Gas gehen darf ich nicht viel Schräglage verwenden», verriet Gerloff.

Um mit der Kawasaki schnell zu sein, muss Gerloff seine Gewohnheiten ändern: «Es entspricht nicht meinem natürlichen Fahrstil. Ich fahre gern hohe Kurvengeschwindigkeiten, gehe gern zeitig ans Gas und mag es, große Schräglagen zu nutzen. Ich will das Hinterrad spüren.»

«Ich muss mich stark umstellen», so Gerloff. «Mein Gefühl ist nicht besonders gut, wenn ich so fahren muss. Mir ist aber auch klar, dass das Motorrad mit diesem Stil besser funktioniert. Ich versuche, mein Gehirn intensiver zu nutzen. Ich muss mich in jeder Runde extrem darauf fokussieren – und wenn das der Fall ist, fällt es schwer, entspannt zu bleiben.»

Einige Piloten nutzen Trackdays mit Serien-Superbikes, um am Fahrstil zu arbeiten. Doch im Fall von Gerloff ist das keine Lösung. «Das Serienmotorrad unterscheidet sich zu stark. Ich kann es nicht nutzen, um das WM-Motorrad besser zu verstehen», schilderte Gerloff. «Tests mit dem Rennmotorrad helfen natürlich. Andererseits hatten wir bereits ziemlich viele Tests.»

Am Wochenende gastiert die Superbike-WM in Tschechien. Im Autodrom Most stellte Jonathan Rea vor knapp zwei Jahren seinen finalen Sieg für Kawasaki sicher. Das Podium von Alex Lowes im Vorjahr bestätigt, dass das anspruchsvolle Streckenlayout gut zum Charakter der Kawasaki passt.

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