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Yamaha widerspricht BMW: «Algorithmus ist richtig so»

Von Sebastian Fränzschky
Yamaha-Sportdirektor Niccolo Canepa befürwortet die aktuellen Balance-Werkzeuge in der Superbike-WM und und sieht vor allem in der Fuel-Flow-Regel eine clevere Lösung, um die verschiedenen Motorräder anzugleichen.

Die zweite Fuel-Flow-Anpassung sorgte vor allem im Lager von BMW für Frust. Unmittelbar vor dem Rennwochenende im tschechischen Most bestätigten Motorrad-Weltverband FIM und Rechteinhaber Dorna, dass Ducati und BMW den Spritfluss zum zweiten Mal um 0,5 kg pro Stunde zurückschrauben müssen.

Die Verantwortlichen bei BMW wunderten sich über diese Maßnahme, da Toprak Razgatlioglu beim zurückliegenden Event in Cremona praktisch chancenlos gegen Ducati-Werkspilot Nicolo Bulega war, der auf der für ihn schwierigen Strecke drei zum Teil souveräne Siege feierte.

Mit Blick auf die Balance-Regeln in der Meisterschaft musste BMW in diesem Jahr bereits mehrfach Leidensfähigkeit beweisen. Zuerst wurde bekannt, dass man auf das im Vorjahr erfolgreich eingesetzte Super-Concession-Chassis verzichten muss. Die beiden Fuel-Flow-Anpassungen trugen nicht dazu bei, die Laune der BMW-Manager zu verbessern.

Kontroverse Reaktionen zum Algorithmus

Vor allem der für die Einstufung verantwortliche Algorithmus stand im Zentrum der Kritik. Am Donnerstagabend trafen sich Vertreter der beteiligten Werke im Rahmen eines MSMA-Meetings, um über potenzielle Änderungen am Format zu sprechen. Laut Yamaha-Roadracing-Manager Niccolo Canepa herrschte größtenteils Einigkeit.

«Der Algorithmus ist richtig so», betonte Canepa beim Treffen mit SPEEDWEEK.com in Most. «Natürlich kann man die Dinge immer optimieren. Doch meiner Meinung nach gibt der Algorithmus sehr gut wider, was auf der Strecke passiert. Ich denke, alle Hersteller stimmen dem zu.»

Die Kritik von BMW am Algorithmus kann Canepa nicht nachvollziehen: «Es ist immer schwierig, über andere Fahrer und Hersteller zu sprechen. Doch ich denke, dass auch Bulega in Cremona alles gab, Locatelli, Bautista und alle anderen auch. Die Realität ist, dass zwei Motorräder an der Spitze fuhren und einen großen Vorsprung auf den Rest des Feldes hatten. Das ist eine recht simple Analyse der Ereignisse.»

«Ich will nicht zu emotional werden und thematisieren, wie viel Talent Toprak im Vergleich zu Bulega hat oder ob die Ducati schneller ist als die BMW. Das ist nicht mein Job. Das Ergebnis zeigt, dass der Abstand riesig war», erklärte der Italiener und betonte: «Wir wollen keine langweiligen Rennen sehen. Alle sollen eng beisammen sein und mit den gleichen Werkzeugen kämpfen.»

Philosophie der Balance-Werkzeuge in der Superbike-WM

Ducati-Technikkoordinator Marco Zambenedetti beanstandete gegenüber SPEEDWEEK.com, dass ständig die erfolgreichen Hersteller für ihre gute Arbeit bestraft werden. Zambenedetti bevorzugt die Philosophie, die schwachen Werke mit Zugeständnissen zu mehr Performance zu führen.

«Wir waren alle zusammen in der MSMA. Alle haben den Regeln zugestimmt», kommentierte Canepa, als wir ihn auf Zambenedettis Aussagen ansprachen. Laut Canepa ist die neue Fuel-Flow-Regel der richtige Weg, um in einer seriennahen Meisterschaft eine gute Balance herzustellen.

«Die Einführung der Spritfluss-Messgeräte ist eine ziemlich clevere Änderung. In erster Linie ist es aus ökologischer Sicht gut. Wir verbrauchen weniger Kraftstoff – das ist eine gute Sache. Wenn ein Hersteller zu kämpfen hat, dann muss er nicht Unsummen ausgeben, um dank der Super-Concessions einen neuen Motor oder ein neues Chassis zu entwickeln», lobte Canepa das aktuelle Balance-Werkzeug.

«Ich sehe es nicht so, dass der Algorithmus diejenigen bestraft, die gewinnen. Bestraft werden diejenigen, die mit großem Vorsprung gewinnen und über das Ziel hinausschießen», kommentierte der Yamaha-Roadracing-Manager. «Niemand will ein Rennen sehen, in dem ein Fahrer eine Sekunde pro Runde schneller ist.»

«Im Vorjahr beschwerte sich Toprak, dass es zu langweilig für ihn ist. Wenn es für einen Fahrer langweilig ist, dann ist es auch für die Fans langweilig. Wir wollen intensive Kämpfe sehen, wie es in der Saison 2021 der Fall war, als drei verschiedene Hersteller bis zum finalen Rennen um den WM-Titel kämpften», stellte Canepa klar.

In der Geschichte der Superbike-WM gab es schon immer Werkzeuge, um die verschiedenen Motorräder anzugleichen. Canepa betonte, dass die Fuel-Flow-Regel deutlich fairer ist als die bis Ende 2024 verwendete Limitierung über die Drehzahl.

Yamaha sieht die neue Fuel-Flow-Regel als richtigen Weg an

Für Canepa ist die Balance-Anpassung über den Spritfluss deutlich harmonischer als über die Super-Concessions, auch wenn Yamaha jüngst die Zugeständnisse nutzte, um ein modifiziertes Chassis zu homologieren, mit dem Andrea Locatelli in Assen die Yamaha-Durststrecke beenden konnte.

«Meiner Meinung nach entwickelt sich die Meisterschaft in die richtige Richtung», hielt der 37-jährige Ex-Profi aus Genua fest. «Die Superbike-WM ist in erster Linie eine Marketingplattform. Das ist in der MotoGP anders, wo mit Prototypen die Technologien der kommenden zehn Jahre definiert werden. Hier wird mit Serienmaschinen gefahren. Diese Motorräder können von Kunden bei Trackdays eingesetzt werden. Das ist der Kern der Superbike-WM.»

«Der Algorithmus bietet die Möglichkeit, dass verschiedene Hersteller mit verschiedenen Motorrädern konkurrenzfähig sein können. Dank dieser Regel müssen wir nicht ständig mit Super-Concessions um uns werfen. Die Hersteller wollen ihre Produkte zeigen und nicht Motorräder, die ganz andere Motoren oder Chassisteile haben. Man will zeigen, was man hat. Deshalb sehe ich den eingeschlagenen Weg als korrekt an», begründete Canepa.

Dank der Fuel-Flow-Anpassungen bietet sich zudem die Möglichkeit, die Geschwindigkeiten Schritt für Schritt zu reduzieren. «Damit erhalten wir die Chance, auf kleineren Kursen zu fahren, ohne die Sicherheit zu gefährden. Dadurch können wir neue Märkte erschließen. Wir können mit unseren Motorrädern fahren und müssen keine Prototypen einsetzen, die näher an einem MotoGP-Bike als an einem Superbike sind», so Canepa.

«Der eingeschlagene Weg, die Motorräder langsamer zu machen und die Hersteller anzugleichen, ist richtig», bekräftigte der Yamaha-Roadracing-Manager. «Es verhindert, dass Millionen investiert werden, um Prototypen-Chassis zu entwickeln, was weder nachhaltig noch sinnvoll ist.»

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