Überraschung: Superbike-WM ab 2027 ohne Qualifyer

Michelin wird keinen Qualifyer-Reifen für die Superbike-WM herstellen
Bei Gründung der Superbike-WM im Jahr 1988 war das Qualifying ein Spektakel. Nach zwei Zeittrainings fuhren die Top-16 in der Superpole die Reihenfolge in den ersten vier Startreihen aus – damals standen noch vier Motorräder in einer Reihe. Jeder hatte nur jeweils eine schnelle Runde. Nach einer Einführungsrunde mussten die Fahrer sofort ans Limit gehen. Die Fans liebten dieses spannende Schauspiel.
Noch vor Übernahme der seriennahen Weltmeisterschaft durch die Dorna 2012 erfuhr dieses Format eine Änderung. 2009 wurde für die Top-15 eine dreistufige Superpole eingeführt, in der nach jedem Durchgang eine bestimmte Anzahl Piloten ausgesiebt wurde. Doch die Zahl der superweichen Hinterreifen war limitiert, neben dem reinen Speed zählte nun auch die taktische Einteilung. 2014 erhielt die Superpole wieder ein neues Format. Die Top-20 der freien Trainings waren teilnahmeberechtigt, wobei die zehn schnellsten Piloten der freien Trainings direkt für die Superpole 2 qualifiziert waren, der Rest musste zuerst in der Superpole 1 ran. Beide Sessions dauerten jeweils 15 Minuten. Seit 2019 wird in der Superbike-WM ein traditionelles Qualifying über 15 Minuten ausgefahren, was aber weiterhin Superpole genannt wird.
Bis heute gilt: Für die Superpole stellen die Reifenhersteller spezielle Hinterreifen zur Verfügung, die über nur wenige Runden maximalen Grip boten. Pirelli – seit 2004 Reifenmonopolist – führte 2022 den SCQ-Reifen ein, der bis zu zehn Runden durchhielt. Theoretisch könnte dieser Reifen auch im Superpole-Race eingesetzt werden, was aber nur selten passiert.
Wenn Michelin ab der Superbike-WM 2027 für mindestens fünf Jahre die Nachfolge von Pirelli antritt, werden spezielle Qualifyer-Reifen der Vergangenheit angehören.
«Das Einzige, was wir ändern werden, ist, dass es keine Qualifying-Reifen mehr geben wird. Wir sind dagegen», betonte Michelin-Rennchef Piero Taramasso bei Corsedimoto. «Der Umwelt zuliebe sollten wir das nicht tun. Wir sollten keine Reifen produzieren, die wir nur eine Runde fahren und dann in den Müll werfen. Wir setzen auf langlebige Performance. Wie in der MotoGP werden wir weiche Rennreifen produzieren, mit denen wir die Superpole fahren können – so wie in der MotoGP die weiche Spezifikation für Qualifying und Sprints. Wir haben alle Rekorde gebrochen, also werden wir unsere Philosophie für Superbike nicht ändern.»