Yamaha: Der abservierte MotoGP-Fahrer wäre willkommen
Von den vier Yamaha-Werksfahrern in der Superbike-WM 2025, Andrea Locatelli, Jonathan Rea, Remy Gardner und Dominique Aegerter, hat bislang nur der erstgenannte Italiener eine Vertragsverlängerung bis Ende 2027 erhalten.
Während vieles dafür spricht, dass auch Gardner und Yamaha über diese Saison hinaus gemeinsam weitermachen, stehen hinter einer Fortsetzung mit Rea oder Aegerter viele Fragezeichen.
Rea sehnt sich nach einem siegfähigen Motorrad und kommt mit der R1 auch in seinem zweiten Jahr nicht so gut zurecht, wie er sich das nach seiner Flucht von Kawasaki nach der Saison 2023 vorgestellt hat.
Und Aegerter hatte in Misano erneut großes Pech, als er sich bei einem unverschuldeten Sturz einen langen Schnitt am Hals zuzog, der nur knapp die Halsschlagader verfehlte. Der Schweizer bekam Startverbot für die Rennen am Sonntag, ging leer aus und liegt in der Gesamtwertung mit 49 Punkten nur auf der 15. Position.
Der Fahrermarkt hat für 2026 viel zu bieten. Aus der MotoGP werden Stand heute mindestens zwei Fahrer verfügbar, voraussichtlich Luca Marini aus dem Honda-Werksteam und Miguel Oliveira aus dem Yamaha-Team Pramac Racing.
Aus dem SBK-Paddock hat neben Rekordchampion Johnny Rea auch der zweifache Weltmeister Alvaro Bautista keinen Job für nächstes Jahr. Hinzu kommen die Werksfahrer Iker Lecuona und Xavier Vierge (beide Honda) sowie Garrett Gerloff (Kawasaki). Zudem streben die beiden Yamaha-Asse Stefano Manzi und Can Öncü, derzeit Erster und Zweiter der Supersport-WM, den Aufstieg an.
Seit Paolo Pavesio am 1. Januar 2025 den Job als Geschäftsführer von Yamaha Motor Racing übernahm und damit verantwortlich für den MotoGP-Auftritt der Marke mit den drei Stimmgabeln im Logo ist, wurde die Zusammenarbeit mit der SBK-Abteilung intensiver.
Pavesio kommt aus dem Marketing und war involviert, als Toprak Razgatlioglu 2021 für die Blauen den WM-Titel gewann. Der inzwischen zweifache Champion wird 2026 und 2027 für Yamaha im Pramac-Team die MotoGP-WM bestreiten und hat BMW für die Superbike-WM einen Korb gegeben.
«Was bei den Superbikes passiert, obliegt der Verantwortung von Andrea Dosoli», verdeutlichte Pavesio. «Gleichzeitig strebe ich aber an, eng mit ihm zusammenzuarbeiten. Wir tauschen Ideen aus und gestalten Karrierepfade für Rennfahrer. Wir werden das in Zukunft etwas offener tun, als das bislang der Fall war. Natürlich freut es mich, wenn er mich nach meinem Rat fragt. Und ich bin glücklich, ihm diesen zu geben und ihn zu unterstützen. Wenn möglich schaffen wir auch gerne Möglichkeiten, die Fahrer von einer Serie in die andere zu bringen. Das Management von Yamaha Motor Europe ist aber nicht an unsere MotoGP-Fristen gebunden.»
Pavesio wird bis zum Beginn der Sommerpause am 21. Juli entscheiden, ob Razgatlioglu den Australier Jack Miller oder den Portugiesen Miguel Oliveira als Teamkollege bekommt. Findet der Abservierte keinen anderen MotoGP-Platz, wonach es derzeit nicht aussieht, ist dieser ein bevorzugtes Ziel für einen der Yamaha-Sitze in der Superbike-WM.
«Würde Yamaha Motor Europe auf unsere MotoGP-Entscheidung warten – ja», so Pavesio. «Sollten sie aber eine bessere Möglichkeit haben und könnten unterschreiben, dann werden sie uns informieren. Wir kommunizieren offen, das brauchen wir als Firma. Die Superbike-Verantwortlichen werden jene Möglichkeit wählen, die die beste für Yamaha ist.»