Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Neukirchner hat Hoffnung

Kolumne von Gordon Ritchie
Neukirchner ist wieder auf der Höhe.

Neukirchner ist wieder auf der Höhe.

Die Superbike-WM war schon immer eine Serie, in welcher der ständige Wechsel zur Normalität und zum Alltag gehörte.

2008 wurde die Hubraumaufstockung auf 1200 ccm in Kraft gesetzt. Diese Anpassung hat sich als erfolgreich erwiesen. Die wichtigsten Änderungen für 2009 betrafen das Auftauchen neuer Konkurrenten, sprich BMW und Aprilia, und vor allem das Erscheinen neuer Motorenkonzepte von verschiedenen Herstellern.

So fahren Ben Spies und Tom Sykes mit einem Yamaha-Vierzylinder, der vorgibt, ein Zweizylinder zu sein, und Max Biaggis und Shinya Nakanos V4-Aprilia ist eine hochinteressante Neuinterpretation des Vierzylinder-Konzeptes.

Zu Beginn der Saison, eigentlich sogar bis zur Halbzeit, sah es ganz danach aus, als hätten diese neuen Konzepte den traditionellen Reihenvierzylinder, also das seit Jahrzehnten bewährte «Japanische Universal-Motorrad», ausmanövriert und auf den Weg ins Museum geschickt.

Tatsächlich gelangen den Piloten mit den klassischen Reihenvierzylindern nur noch sporadische Erfolge. Leon Haslam bei Stiggy Honda, Max Neukirchner und Yukio Kagayama bei Alstare Suzuki, ab Monza/Kyalama auch Jonathan Rea, Carlos Checa und Ryuchi Kiyonari bei Ten Kate Honda. Eine Motorenkonfiguration, welche über Jahrzehnte an der Spitze der Superbike-Rennszene mitgekämpft hat, geriet mehr und mehr ins Hintertreffen.

Hinzu kamen die Verletzungen von Neukirchner und Kagayama, jede Menge neue Strecken und Probleme für Haslam. Kawasaki war völlig weg vom Schuss, obwohl mit Broc Parkes durchaus ein talentierter Fahrer im Team steckt und das Paul Bird Motorsport Team einen guten Ruf besitzt.

Doch dann, beim ersten Rennen der zweiten Saisonhälfte in Misano, muckte der klassische Reihenvierylinder auf. Der 22 Jahre junge Jonathan Rea, wie Titelfavorit Ben Spies (Yamaha) ein WM-Rookie, stand plötzlich zuoberst auf dem Podium. Rea, der 2008 auf einer Honda CBR 600 RR in der Supersport-WM unterwegs war, fuhr bereits von 2005 bis 2007 in der britischen Superbike-Meisterschaft eine 1000er-Fireblade.

Reas Sieg ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass der Brite mit einer Honda auf einer Ducati-Strecke vor Michel Fabrizio und Noriyuki Haga gewann und dass er zum ersten Mal in einem Rennen auf Federelementen von Öhlins unterwegs war.

Sein Sieg gab den Stimmen recht, welche den Vierzylinder noch nicht abgeschrieben hatten. Mit einem traditionellen japanischen Vierzylinder-Motorrad, korrekt aufgebaut und abgestimmt, lassen sich also immer noch Rennen gewinnen. Damit gab dieser Sieg all denen Mut und Hoffnung, die mit ähnlichen Konzepten Mühe bekundeten.

Das gilt mit Sicherheit für Max Neukirchner, der nach seiner Verletzung darauf brennt, in die WM zurückzukehren. Der Deutsche hat garantiert mit Freude vom Krankenbett aus mit angesehen, wie Rea den neuen Motorkonzepten für einmal die lange Nase gezeigt hat.

Neukirchner kann sich also mit der Suzuki durchaus Siegchancen ausrechnen. Auch wenn Yamaha und Ben Spies zurzeit daran sind, die Rekordbücher neu zu schreiben.

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