Regeln lassen die MotoGP dumm aussehen

Randy Krummenacher: «Ich wollte die Moto2 begraben»

Von Günther Wiesinger
WM-Leader Randy Krummenacher

WM-Leader Randy Krummenacher

Als Randy Krummenacher 2016 nach acht Jahren im GP-Sport in die Supersport-WM wechselte, gewann er auf Anhieb das erste Rennen. Der WM-Leader blickt zurück, was in seiner vorherigen Karriere schief lief.

Wenn am 15. April in Aragón das erste Europa-Rennen der Supersport-WM 2018 startet, dann ist Randy Krummenacher (Evan Bros Yamaha) als WM-Leader dabei. Nach Platz 2 in Australien und dem Sieg in Thailand hat der Zürcher Oberländer ebenso 45 Punkte auf dem Konto wie Weltmeister Lucas Mahias.

Schon 2016, in seinem ersten Jahr in der Supersport-WM, war Krummi auf der Puccetti-Kawasaki sehr stark. Er gewann das erste Rennen auf Phillip Island, wurde in Buriram Vierter und kam ebenfalls als WM-Leader nach Aragón. Dort wurde er Zweiter und blieb in der WM vorne. Nach zwölf Rennen stand er auf Gesamtrang 3, zu Vizeweltmeister Jules Cluzel fehlten nur zwei Punkte.

So erfolgreich war Krummenacher nie zuvor in seiner Karriere. Im GP-Sport absolvierte er vier komplette Jahre in der 125er-WM, bestes Ergebnis: Platz 3 in Barcelona 2007 auf der Red Bull-Werks-KTM.

In der Moto2-WM gelang ihm gleich in der Debütsaison 2011 ein vierter Platz auf dem Sachsenring, er war damals bei WM-Halbzeit Achter. In den Jahren danach ging allerhand schief.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem WM-Ersten über seine Zeit vor den Supersport-Erfolgen.

Randy, du warst im Oktober 2015 in der Moto2-WM bei JiR noch zweimal in den Top-10. Aber diese Ergebnisse lagen hinter deinen Erwartungen. Du wolltest in der WM nicht mehr dauerhaft um Platz 20 fahren?

Ich bin viel lieber in der Supersport-WM gut platziert, als in der Moto2 manchmal in den Punkten.

Wann war dir in der Saison 2015 endgültig bewusst, dass du nicht ewig im Mittelfeld der Moto2-Klasse herumkurven willst?

Hm, das ist mir in Brünn im August klar geworden. Dort war ich nach dem Rennen völlig verärgert, denn ich habe alles gegeben und bin auf Platz 19 gelandet.

Da habe ich mir gesagt: Jetzt begrab ich die Moto2, das bringt gar nichts mehr. Dann habe ich Kontakt zu Teams in der Supersport-WM aufgenommen.

Du hast jahrelang deine Saison mit Glanzpunkten auf deinen Lieblingspisten wie Barcelona und Sachsenring gerettet. Selbst das hat in der Saison 2015 nicht mehr geklappt?

Nein, das hat 2015 nicht geklappt, weil in der Moto2-WM das Niveau so hoch ist, dass es nicht mehr drauf ankommt, ob dir diese Strecke super liegt. Wenn die Teamstruktur nicht passt, kannst du das nicht mehr überspielen.

Du hast erwähnt, dass du nach dem Weggang aus dem KTM-125-Werksteam einen ehemaligen GP-Fahrer als Berater gebraucht hättest, um die vielen Fehler zu vermeiden. Kannst du heute den jüngeren Piloten einen Tipp geben, wie sie sich bei den ersten Schritten im GP-Sport verhalten sollen? Viele deutsche Kollegen wie Grünwald, Finsterbusch und Alt sind in den letzten Jahren gescheitert.

Ja, Fahrer wie Florian Alt haben genau das Gleiche mitgemacht wie ich, weil er keinen fachkundigen Berater hatte.

Hast du Ex-Rennfahrer im Sinn, die da helfen könnten?

Ich habe mir nie Gedanken gemacht, wer da in Frage käme oder welche Person das machen könnte. Es muss halt einer sein der weiß, wie das Spiel läuft und welche Schachzüge man machen muss.

Ich sehe im Ausland, dass es Emilio Alzamora und Mamola können. Randy Mamola hat mir in meiner ersten Saison auch noch Tipps gegeben. Er kann das. Mein Papa Peter war ja Mamola-Fan und hat mich deshalb auf seinen Vornamen taufen lassen.

In der 125er und Moto2-WM warst du oft zu verkrampft, du hast dir zu viel Druck gemacht, du warst zu ungeduldig. Stimmt dieser Eindruck? Und du hast eher zu viel trainiert als zu wenig? Du hast dir oft nicht genug Zeit zum Regenerieren gegönnt?

Ja, ja.

Hast du das jetzt besser im Griff?

Ja, ich habe es besser im Griff, weil ich es auf die harte Tour lernen musste. Denn es gab Momente, wo ich nicht mehr genug Kraft und Energie hatte.

Du hast dann auch keine Ratschläge von außen angenommen? Du warst einfach zu verbissen? Hast du jetzt einen geeigneten Mittelweg gefunden?

Ja, ich glaube schon, denn ich fühle mich sehr gut. Klar, manchmal trainiere ich ein bisschen zu viel, aber dann schraube ich das Pensum ein bisschen runter und mache ein bisschen weniger als normal. So finde ich den Ausgleich.

Ich habe es wirklich auf die harte Tour gelernt, weil ich erlebt habe, als ich gar nicht mehr genug Energie hatte, wie ich nicht mehr hungrig genug war und an meiner Aufgabe nicht mehr 100 Prozent Freude hatte.

In diese Situation will ich nie mehr kommen. Dieses Wissen schützt mich ein bisschen vor der Gefahr, zu viel zu trainieren.

Als du im Technomag-Jahr 2013 in Silverstone unverschuldet schwer gestürzt bist, hast du nachher noch zwei Rennen bestritten, erst dann hast du dir eine monatelange Pause gegönnt. Auch da ist dir deine Verbissenheit und dein Ehrgeiz im Weg gestanden? Du hättest gleich pausieren sollen? Warst du damals nahe am Burn-out?

Ich war vor dem Sturz nicht unbedingt Burn-out-gefährdet. Sondern ich habe einfach brutal lang an dieser Gehirnerschütterung gelitten. Ich hatte dadurch Konzentrationsprobleme, ganz klar.

Dazu musste ich die Ernährung umstellen, ich habe gewisse Intoleranzen. Das habe ich bis dahin nicht gewusst, dadurch habe ich bei der Ernährung vieles falsch gemacht. Das hat mir auch richtig Energie geraubt.

Du bist nach dem Trainingssturz in England noch die Rennen in Silverstone und Misano gefahren. Ein Fehler?

Ja, das war ein Riesenfehler. Deshalb hat dann auch die Genesung länger gedauert.

Ich musste einiges aufräumen. Ich habe bis dahin Sachen gegessen, die dazu geführt haben, dass ich bei den Rennen keine Energie hatte. Ich bin dadurch völlig kraftlos gewesen.

Ich verzichte jetzt generell auf Milch. Auch Teigwaren lasse ich weg. Und wenn ich jetzt welche esse, reagiere ich nicht mehr so stark darauf, weil ich sie sonst zu fast 100 Prozent weglasse.

Wenn ich jetzt einen Teller Pasta esse, sind die Auswirkungen nicht mehr so schlimm. Aber ich lasse sie trotzdem weg – so gut es geht.

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