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Sharni Pinfold (25): Kein Respekt, keine faire Chance

Von Kay Hettich
Sharni Lee Pinfold hatte nur ein kurzes Abenteuer in der Supersport-WM 300

Sharni Lee Pinfold hatte nur ein kurzes Abenteuer in der Supersport-WM 300

Gerade als sich ihre Karriere langsam zu entwickeln schien, zog Sharni Lee Pinfold die Reißleine und erklärte ihren Rücktritt. Die Beweggründe der Australierin sollten der Männerwelt zu denken geben.

2017 zog es Sharni Lee Pinfold in die weite Welt hinaus. Mutig packte die damals 22-Jährige ihre Koffer und zog auf sich allein gestellt von der beschaulichen australischen Kleinstadt Joondalup nach Großbritannien, um dort in der nationalen Moto3-Meisterschaft Fuß zu fassen. Mit mehreren Top-10-Platzierungen und den Gesamträngen elf (2018) und zwölf12 (2019) machte sie Rob Vennegoor vom Team SKM Kawasaki auf sich aufmerksam, der ihr eine Wildcard im 300er-Team von Jakub Smrz für das WM-Meeting in Magny-Cours organisierte. «Sharni ist sehr engagiert, nicht nur hübsch», sagte Vennegoor damals.

Im IDM-Team des Niederländers sollte sich Pinfold 2021 auf eine permanente Saison in der Supersport-WM 300 vorbereiten, doch überraschend kündigte die 25-Jährige ihren Vertrag vor Saisonbeginn. Auf ihrem Facebook-Account erklärte Pinfold ihre Entscheidung.

«Es ist mir nicht leichtgefallen», schreibt sie. «Von Beginn meiner Karriere an hatte ich mich entschieden, 100 Prozent zu geben, weil ich wusste, dass ich am Ende nur die Gewissheit haben kann, alles getan zu haben, was ich konnte. Mein Vater verstarb, kurz bevor ich mit dem Rennsport begonnen habe. Das bedeutete, dass ich alles, was ich getan habe, allein gemacht habe, ohne Anleitung oder Unterstützung. Aus einem Background ohne finanzielle oder persönliche Unterstützung zu kommen, bedeutete, dass ich meine Karriere mit purer Entschlossenheit und Aufopferung vorantrieb. Womit ich letztendlich in die Abhängigkeit anderer Menschen geriet. Diese Herangehensweise bedeutete viele Lektionen, die ich auf die harte Tour gelernt habe.»

Im vom Männern dominierten Umfeld versuchte sich Pinfold vergeblich, sich durchzusetzen.

«Ich opferte viele Dinge. Mein Glück, meinen Lebensstil, meine Familie, meine geistige und meine körperliche Gesundheit. Ich hatte das Gefühl, dass der Rennsport der einzige Sinn war, den ich in meinem Leben hatte. Das fühlte sich damals wie ein geringer Preis an, den ich zahlen musste», so die Australierin weiter. «Während meiner Reise im Motorsport habe ich viele Anforderungen erlebt und war ihnen ausgesetzt. Auch einige, über die ich nicht einmal sprechen kann.»

«Die meisten Herausforderungen, mit denen ich konfrontiert wurde, waren allerdings auf den mangelnden Respekt und die abwertende Behandlung von Frauen zurückzuführen. Dinge, von denen ich weiß, dass ich sie nie hätte erleben oder mich ihnen aussetzen müssen, wenn ich ein Mann gewesen wäre. Das macht mich zutiefst traurig wenn ich die Herausforderungen auf meinem Weg betrachte und die Tatsache erkenne, dass Frauen, die ihr Leben der Verfolgung ihrer Träume widmen, diesem Verhalten ausgesetzt sind und auf diese Weise behandelt werden. Dies war der Hauptgrund für meine Entscheidung zum Ausstieg.»

Pinfold machte keine Andeutungen, auf welche Zeit und welche Personen sie sich bezieht. Sie hat aber nicht nur unschöne Erfahrungen gemacht.

«Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben, mir Möglichkeiten geboten haben und bei den Freunden, die ich auf meinem Weg getroffen habe», meinte sie versöhnlich. «Ich hoffe, dass ich durch meine Reise anderen helfen und sie ermutigen kann, zu wissen, dass sie all dessen würdig sind, was sie sich wünschen. Ich wünsche mir, dass andere wissen, dass niemand das Recht hat, ihnen das Gefühl zu geben, unwürdig zu sein oder sich unwohl zu fühlen, oder dass sie alles abtun müssen, was nicht zu ihnen passt. Die Intuition ist der zuverlässigste Führer, den wir haben, und die Antworten, die wir suchen, sind alle in uns. Man ist stärker, als man denkt, und man ist zu mehr fähig, als einem bewusst ist.»

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