Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

WM-Dritter Lennox Lehmann: Sein Talent wurde verkannt

Von Waldemar Da Rin
Lennox Lehmann (li.) mit Vater Tobias

Lennox Lehmann (li.) mit Vater Tobias

Der Dresdner Lennox Lehmann hat beim Auftakt der Supersport-300-WM in Aragon mit zwei dritten Plätzen auf seiner KTM RC390R für eine Sensation gesorgt. In der Selektion für den Red Bull Rookies Cup war er durchgefallen.

Das war eine gewaltige Leistung, die der erst 16-jährige Lennox Lehmann beim Saisonauftakt in der 300er-Klasse in Aragon abgeliefert hat. Wegen eines Ausrutschers in der Superpole musste der Dresdner aus dem Freudenberg-Team vom 25. Startplatz in die Rennen gehen und fuhr trotzdem zweimal als Dritter aufs Podest.

SPEEDWEEK.com traf sich mit Papa Tobias, um über den schnellen Junior zu reden.

Tobias, es gibt einen berühmten Boxer, Lennox Lewis. Seid ihr durch ihn auf den Namen gekommen?

Wir hatten immer überlegt, was für einen Namen wir nehmen sollen. Dann ist mir und einem Kumpel beim Fußball der Name Lennox eingefallen. Der hat auch meiner Frau gefallen, hat mit dem Boxer aber nichts zu tun. Es war ein Zufallsprodukt und die Kombination Lennox Lehmann passt.

Wie ist Lennox zum Rennsport gekommen?

Durch einen Bekannten von mir ist Lennox mit sieben Jahren auf einer Kartbahn auf einem Pocketbike gesessen und schon in der ersten Runde in einen Reifenstapel geknallt. Die Tränen waren groß und er sagte mir, er wolle nicht mehr. Eine Stunde später wollte er es doch noch mal versuchen und so ging es für uns Schritt für Schritt los. Bereits eine Woche später fuhr er sein erstes Rennen in einer Hobby-Klasse.

Über den ADAC stieg er in die Minibike-Klasse auf. Dann folgten zwei Jahre im ADAC-Junior-Cup. Im ersten Jahr war er Vierter und 2019 gewann er den Cup überlegen. Er gewann die ersten vier Rennen und stand immer auf dem Podest. Da er bereits frühzeitig als Sieger feststand, ließ er das letzte Rennen aus und fuhr stattdessen als Gaststarter sein erstes Supersport-300-Rennen in der IDM.

Danach folgte die erste Saison in der 300er-Klasse. Corona-bedingt war das eine kurze Saison mit nur vier Veranstaltungen, also insgesamt acht Rennen. Lennox kam immer besser zurecht und fuhr aufs Podest. Durch seine Beständigkeit hat es ihn immer weiter nach vorne gespült, beim Finale in Hockenheim wurde er Vizemeister. Da beim Führenden verbotene Teile am Motorrad entdeckt wurden, wurde der Titelkampf am grünen Tisch entschieden. Dem betreffenden Fahrer sind die Punkte weggenommen worden und so ist Lennox 2020 Meister geworden. Es war zwar schön, aber für Lennox war es nie der gewonnene Titel, weil er ihn am grünen Tisch bekam.

So war der Plan, 2021 den Titel zu verteidigen, besser gesagt, ihn im Rennen richtig zu verteidigen. Denn 2020 wurde er ohne einen einzigen Sieg zum Meister erkoren. Es war nur seine Beständigkeit, die das ermöglicht hat. Seine Mechaniker sagten immer, Stürzen ist tabu, wir müssen immer ankommen. Das ist ihm gelungen. Letztes Jahr war es dann eine volle Attacke auf den Titel, und das hat er souverän gemacht. Dazu kommt, dass er der jüngste Deutsche Meister aller Zeiten ist. Den ersten Titel hat er mit 14 Jahren eingefahren und den zweiten dann mit 15. Das kann ihm keiner nehmen. Ein drittes Jahr in der IDM anzuhängen wäre wohl verlorene Zeit gewesen, deshalb war der Aufstieg in die WM der nächste Schritt.

Lennox ist der einzige KTM-Fahrer im Feld. Wie lange fährt er schon für diese Marke?

Da auch der Junior-Cup auf der 390er-KTM gefahren wird, schon immer. Der Unterschied sind die etwa zehn PS mehr, welche diese KTM gegenüber dem Cup-Modell mit 44 PS hat.

Lennox geht noch zur Schule?

Ja, er besucht jetzt die 10. Klasse. Dann ist die 11. oder 12. Klasse mit Abitur angesagt. Aber wir müssen gucken, wie sich das mit der Rennerei verbinden lässt. Eine Ausbildung zum Beispiel wäre sehr schwierig, denn kein Betrieb würde ihm so viel frei geben. Die Schule hingegen steht sehr dahinter, gibt ihm immer frei, aber er muss das natürlich nachholen. Sein Ziel ist, dass er alles mit dem Rennsport verbinden kann, also aus dem Hobby einen Beruf machen.

Wie lange werdet ihr von der Sportförderung und KTM schon unterstützt?

Von der ADAC Sportstiftung seit vier Jahren, er ist seit 2018 in diesem Kader, was er durch seine Leistung geschafft hat. Es gibt bei dieser Sportförderung verschiedene Stufen, wo man auch auf die körperliche Tüchtigkeit getestet wird. Ab einem gewissen Status wird man dann auch finanziell unterstützt, anders ist das gar nicht mehr machbar. Auch KTM hilft uns sehr.

Lennox war letztes Jahr bei der Sichtung des Red Bull Rookies Cups, fiel aber durch.

Ja, wir waren in Guadix und fuhren am ersten Tag zweimal 25 Minuten. Am Abend wird jeweils eine Liste vorgelesen und denjenigen, die nicht auf der Liste sind, wird ohne Begründung eine schöne Heimreise gewünscht – das war es dann für uns.

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