Sensationssieger Lennox Lehmann überholte 21 Gegner

«Auf ein Spitzenergebnis habe ich gehofft, aber dass es jetzt gleich mit meinem ersten Sieg geklappt hat, damit habe ich nicht gerechnet – vor allem nicht im Regen. Das fühlt sich nicht schlecht an», sagte ein freudestrahlender Lennox Lehmann zu SPEEDWEEK.com kurz nach seinem größten Coup. «Dass die Pace im Trockenen gut ist, wussten wir. Aber als es angefangen hat zu regnen, dachte ich, Mist, das kann doch jetzt nicht wahr sein. Ich habe mir dann gesagt, mal sehen, was mit Slicks rauskommt. Wenn ich durchkomme, gewinne ich das Ding oder lande auf dem Podium. Wenn ich runterfliege, ist das halt so. Dirk Geiger zum Beispiel hat mit Regenreifen keine Punkte bekommen.»

Als kurz vor dem Samstagsrennen der Supersport-300-WM leichter Nieselregen einsetzte, trieb das den Fahrern sowie Teamverantwortlichen zusätzliche Schweißperlen auf die Stirn. Letztlich fuhr nahezu das komplette Feld mit Slicks los, doch der Niesel nahm zu.

Nach etwa einem Drittel der 14-Runden-Renndistanz begannen die ersten Fahrer die Box anzusteuern und sich Regenreifen montieren zu lassen. Nicht so der von Startplatz 22 losgefahrene Lennox Lehmann vom Team Freudenberg KTM Paligo Racing sowie vier weitere Mitstreiter.

Diese Entscheidung erwies sich als goldrichtig, denn obwohl der Niesel in den letzten drei Runden wieder etwas stärker wurde, zogen die Slick-bereiften Akteure den Eiertanz durch und belegten die ersten vier Plätze.

Wenngleich Lehmann keine Scheu vor nassen Bedingungen hat, war er vor dem Rennen in Most in Sorge. Denn mit Slicks fühlte er sich im Nassen erstaunlicherweise wohler als mit Regenreifen.

Während es am Freitag im FP2 mit Platz 5 sehr zufriedenstellend für den 17-jährigen Dresdner lief, kam er in der Superpole nicht über den 22. Rang hinaus. «Da haben extrem viele Leute auf der Ideallinie gewartet. Auf meiner schnellsten Runde war es mein Teamkollege Walid Khan, was mich acht Zehntelsekunden gekostet hat. Mit meiner Idealzeit wäre ich auf Startplatz 3 oder 4 gewesen, aber leider habe ich verwachst.»

Wie Lennox zugab, hatte auch er mit dem Gedanken gespielt Regenreifen auszufassen, doch nachdem er zwei Mal zu schnell in die vorletzte Kurve vor Start und Ziel reingefahren war, hat er jeweils die gegenüberliegende Boxeneinfahrt verpasst. «Dann wurde es mit dem Regen etwas weniger, da musste ich schmunzeln, weil ich ja noch draußen und auf einmal in Führung war. Die letzten drei Runden wurde der Regen noch einmal etwas stärker. Die waren echt ekelhaft und haben gefühlt nicht aufgehört.»

Das eine oder andere Überholmanöver musste Lehmann auf seiner Siegesfahrt trotzdem über sich ergehen lassen, was ihn aber nicht beunruhigte. «Ich habe immer mein Pit-Board gesehen und da stand: plus drei Sekunden. Da wusste ich, wenn mich einer auf Regenreifen überholt, ist das kein Problem. Die habe ich vorbeigelassen und bin auch nicht hinterhergefahren. Ich habe meine Pace beibehalten und fertig.»

Inwieweit der Sieg dem Youngster einen weiteren Schub gibt, wird sich am Sonntag und im weiteren Saisonverlauf zeigen. «Ich schaue von Rennen zu Rennen. Es ist aber gut zu wissen und gut fürs Selbstvertrauen, wenn man bei der Musik ist und einen Sieg in der Tasche hat.»

Für das Rennen am Sonntag ist sich Lennox Lehmann sicher, dass er auch im Trockenen vom 22. Startplatz aus etwas reißen kann. «Wenn ich die ersten zwei Runden aggressiver bin, komme ich auch nach vorn.»