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Brisant: Das Duell Roczen gegen Dungey

Von Thoralf Abgarjan
Ken Roczen aus der Perspektive seiner Gegner

Ken Roczen aus der Perspektive seiner Gegner

Ken Roczen (Honda) und Ryan Dungey (KTM) sind die beiden überlegenen Hauptakteure der ersten beiden Runden der Supercross-WM. Viele setzten auf Eli Tomac, doch der Kawasaki-Star enttäuschte.

Was die beiden Hauptakteure Ken Roczen (Honda) und Ryan Dungey (KTM) im Finalrennen der zweiten Runde der Supercross-WM in San Diego zeigten, war nicht nur 'großes Kino', sondern auch eine Demonstration der Stärke!

Zweiklassengesellschaft
Mehr als 20 Sekunden Vorsprung trennten in San Diego die beiden Spitzenreiter vom Rest des Feldes. Im Finale überrundeten sie die Hälfte des Feldes. Eli Tomac (Kawasaki), der vor Saisonbeginn als Titelanwärter gehandelt wurde, wäre in San Diego mit 43,6 Sekunden Rückstand beinahe überrundet worden.

Ken Roczen hat alle Fahrer seines Ex-Teams RCH-Suzuki - Broc Tickle (P13) und Jake Weimer (P16) - überrundet: Fahrer wie Justin Bogle, Joshua Grant, Dean Wilson wurden überrundet.

Und was war eigentlich mit Cooper Webb? Er wurde vor Saisonbeginn als Geheimtipp gehandelt. Auch er wurde überrundet, mit anderthalb Runden Rückstand.

Die Supercross-WM ist zur Zweiklassengesellschaft geworden: Roczen und Dungey gegen den abgeschlagenen Rest, allen voran Marvin Musquin, der so konstant weitermacht, wie er die Outdoors beendete.

Dungey holt auf
Bemerkenswert: Ryan Dungey konnte in San Diego verlorenes Terrain wettmachen. Der Titelverteidiger kam nach dem Start zum Main-Event in San Diego als Erster aus dem Startgatter. «Der Tag in San Diego lief viel besser als in Anaheim», resümierte der amtierende Champion, denn in Anaheim musste er sich nach schlechtem Start erst nach vorn arbeiten.

Roczen weiter in Angriffslaune
In San Diego hatte der Thüringer nicht die Bestzeit im Training. «Das hat mich nicht beunruhigt. Ich bin racer und ich brauche die reale Rennsituation. Mit einzelnen Runden tue ich mich eher schwer. Ich wusste, dass ich das Tempo hatte, zu siegen. Das ist, was für mich zählt.»

Mit einem klaren Sieg in heat 1 - vor Dungey - zog Roczen ins Finale ein. Bereits nach zwei Kurven hatte sich Ken Roczen (Honda) hinter Dungey in Schlagdistanz gebracht. Schon in der ersten Runde griff der Mattstedter nach der Führungsposition. Doch der Champion wehrte den Angriff entschlossen ab und zog danach sauber und mit hohem Tempo seine Linien an der Spitze.

«Nach dem 250er Finale war die Strecke sehr zerfahren», berichtet Roczen. «Es war nicht so einfach, andere Linien zu finden.»

Schulbuchmäßiges Überholmanöver von Roczen
In Runde 8 war es dann soweit. Roczen stürmte durch ein perfekt eingefädeltes Überholmanöver in Führung.

Seine Taktik konnte man schon früher beobachten, wenn er nicht den 'holeshot' gezogen hatte, zum Beispiel beim Outdoors-Rennen in Glen Helen.

Roczen beherrscht die Scrubbing-Technik in Perfektion. Am letzten Sprunghügel vor der Boxengasse brachte er sein Bike durch einen Scrub in Schräglage und verkürzte so entscheidend seine Flugphase. Im Tiefflug überquerte er den Hügel, während Dungey durch eine längere Flugphase Zeit verlor. Verkürzte Flugphase bei höherem Tempo bedeutet, nach der Landung früher ans Gas gehen zu können. Roczen stach nach innen und befand sich vor der nächsten Rechtskehre gleichauf mit Dungey. Das Überholmanöver konnte er aber erst in der nächsten Rechtskehre vollenden: Beide Piloten sind Spätbremser, aber Roczen hatte jetzt die Innenlinie, wobei er seine hervorragende Kurventechnik nutzte, einen Haken schlug und sofort mit maximalem Vortrieb aus der Kurve heraus beschleunigen konnte. Roczen war vorn und blieb vorn, auch wenn ihm Dungey wie ein Schatten folgte.

Roczen voll fokussiert
«Woran denkst du, wenn Du im Finale auf Siegkurs bist», wurde der Deutsche in der Pressekonferenz gefragt: «Ich habe keine speziellen Gedanken, sondern bin allein darauf konzentriert, meine Linien zu finden und gut um den Kurs zu kommen.»

Doch Dungey ließ sich trotzdem nicht so einfach abschütteln. Gibt es eine besondere Strategie, wie man die Spitze bis ins Ziel verteidigt, wurde Roczen weiter gefragt: «Nein, was hinter mir passiert interessiert mich eigentlich überhaupt nicht. Natürlich habe ich gespürt, dass Dungey dicht hinter mir war. Aber ich schaue nur nach vorn, niemals nach hinten.»

Und wie sah Dungey die Situation? «In der letzten Runde wollte ich noch ein Überholmanöver lancieren. Es gab zwei Stellen, an denen ich durch eine andere Linienwahl vielleicht vorbeigekommen wäre. Die eine schnelle Linie habe ich leider erst zu spät gefunden. Darüber habe ich mich etwas geärgert. Als ich dann noch einen kleinen Fehler beging, war der Zug abgefahren.»

Am kommenden Wochenende gastiert die Supercross-WM zum zweiten Mal im 'Angel Stadium' von Anaheim, wo das Duell Roczen gegen Dungey in die dritte Runde geht.

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