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Was bleibt von der Tourist Trophy 2025 im Gedächtnis?

Von Helmut Ohner
Die Tourist Trophy brachte dieses Jahr Road Racing auf dem höchsten Niveau mit Siegen von Dunlop, Harrison, Todd und den Crowe-Brüdern. Die Wetterkapriolen sorgten für die Absage der Senior-TT.

Michael Dunlop hat dieses Jahr der Tourist Trophy wieder den Stempel aufgedrückt. Der populäre Nordire sorgte nicht nur für Doppelsiege in den Klassen Supertwin und Supersport,sondern danach auch für viel Gesprächsstoff unter den Fans. Sogar einige seiner Konkurrenten konnten sich einen Seitenhieb nicht verkneifen.

Bei den Supertwins wurde ihm vorgeworfen, dass er von Paton bevorzugt behandelt wurde und in der Supersport-Klasse mokierte man sich daran, dass der Einsatz der Ducati V2 Panigale 955 wegen des größeren Hubraums unfair ist und einen nicht zu vernachlässigbaren Vorteil bringt, den der nun 33-fache TT-Sieger geschickt auszunutzen vermochte. Bei aller Kritik wurde vergessen, dass Dunlop auch die letzten sechs Rennen dieser Kategorie auf einer Yamaha YZF-R6 gewonnen hat. Im Vorjahr sogar gegen dieselbe Ducati, die er dieses Jahr einsetzen durfte.

Bemerkenswert war auch der makellose Auftritt von Dean Harrison. Im zweiten Jahr als Werkspilot bewies er, dass Honda UK die richtige Wahl getroffen hat. Der seit dem Vorjahr auf der Isle of Man lebende Brite beendete jedes Rennen, an dem er teilnahm, in den Top-3. In der Klasse Superstock war er sogar eine Klasse für sich. Die beiden BMW-Piloten Davey Todd und Dunlop hatten nicht geringste Chance gegen seine fehlerlosen Fahrten.

Davey Todd war der dritte Solo-Pilot, der dieses Jahr bei der Tourist Trophy auf die höchste Stufe des Siegertreppchens steigen durfte. Die Rennwoche begann mit seinem Sieg im Superbike-Rennen, er sollte sein Highlight bleiben. Trotz vier weiterer Podiumsplatzierungen war er mit dem weiteren Verlauf nicht zufrieden. Einerseits haderte er mehrmals mit technischen Problemen, anderseits mit der – siehe oben – angeblichen Bevorteilung seines Konkurrenten.

Bei den Seitenwagen setzten Ryan und Callum Crowe neue Maßstäbe. Auf ihrer Honda LCR stürmten sie ab der ersten Trainingsrunde ihren Rivalen auf und davon. Das Brüderpaar von der Isle of Man, dessen Vater Nick bis zu seinem verhängnisvollen Unfall, den ein die Straße überquerender Hase ausgelöste, fünf Mal bei der TT gewonnen hatte, verbesserten den Fabelrundenrekord von Ben und Tom Birchall aus dem Jahr 2023 um weitere dreieinhalb Sekunden. Sie sind nun das erste Paar, das einen Schnitt von mehr als 121 Meilen/Stunde erreicht hat.

Der Schweizer Lukas Maurer war nach der verletzungsbedingten Abwesenheit des Deutschen David Datzer und der Trennung des Österreichers Julian Trummer vom Team Lion Heart Moto Racing der letzte verbliebene deutschsprachige Teilnehmer in den Solo-Klassen. Nur wenige Wochen vor der Tourist Trophy brach er sich einige Knochen in der linken Mittelhand, das hinderte ihn aber nicht daran, bemerkenswerte Ergebnisse abzuliefern. Der Yamaha-Pilot erreichte die Plätze 18 (Superbike), 15 und 16 (Supersport) sowie zweimal 22 (Superstock).

Auch bei den Seitenwagen gab es nach längerem wieder einen deutschsprachigen Beifahrer. In der Weltmeisterschat zählt der Deutsche Kevin Kölsch seit Jahren zu den besten seiner Zunft, auf der Isle of Man war er allerdings ein Rookie. Gemeinsam mit dem Niederländer Wiggert Kranenburg – er ist der Schwiegersohn des deutschen Dreirad-Tausendsassas Eckart Rösinger – beendete er die beiden Rennen jeweils an der 14. Stelle. Mit seiner Zeit von 21:03,691 (Schnitt 107,485 mph) ist er jetzt der schnellste deutsche Beifahrer auf dem Snaefell Mountain Course.

Neben den sportlichen Leistungen werden auch die Wetterkapriolen lange in Erinnerung bleiben. Vom ersten Trainingstag bis zum letzten Tag der Rennwoche kämpften die Organisatoren mit dem umsichtigen Rennleiter Gary Thompson an der Spitze gegen die Unbilden. Regen, schlechter Sicht und heftiger Windböen sorgten für so manche Verschiebung und Absage. Kaum ein Rennstart konnte zum geplanten Termin erfolgen. Es grenzt an ein Wunder, dass bis auf die abschließende Senior-TT alle Rennen durchgeführt werden konnten.

Anzumerken sind auch die schweren Unfälle in diesem Jahr. Sogar die absoluten Top-Stars blieben nicht davon verschont. Peter Hickman verletzte sich bei einem Trainingssturz so schwer, dass er an den Rennen nicht teilnehmen konnte. Der Rundenrekordhalter verfolgte die Auftritte seines Teamkollegen Todd im Fahrerlager aus dem Rollstuhl. Mit Pete Founds/Jevan Walmsley fehlten bei den Seitenwagen Podiumsanwärter. Ihr Gespann hatte bei einem Unfall Feuer gefangen.

Am schlimmsten erwischte es den Franzosen Jonathan Goetschy, der sich bei seinem Sturz lebensgefährliche Verletzungen zuzog. Der Brite Tom Weeden überlebte einen furchterregenden Ausritt mit schweren Beinverletzungen. Der siebenfache TT-Sieger Michael Rutter wurde in eine Spezialklinik verlegt, wo seine Wirbelbrüche erfolgreich operiert wurden. Die Tschechin Veronika Hankocyova wartet darauf, dass ihre punktierte Lunge soweit verheilt ist, dass sie in ihre Heimat verlegt werden kann und das Seitenwagen-Paar Dan Knight/Justin Sharp befindet sich auf dem Weg der Besserung.

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