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Dunlop & Rea: Ikonisches Motorrad verbindet Familien

Von Helmut Ohner
Mitte der 1970er-Jahre erkannt John Rea das Talent von Joey Dunlop und kaufte für ihn ein Motorrad, mit dem die bemerkenswerte Karriere des Nordiren in Schwung kam und noch immer im Besitz der Familie Rea ist.

Wenn Yamaha Motor im Jahr 2025 sein 70-jähriges Jubiläum feiert, wird das Rennsport-Erbe der Motorradmarke nicht nur durch die Maschinen definiert, die es gebaut hat, sondern auch durch die Menschen und Stories, die seine Geschichte geprägt haben. Dies ist eine dieser Geschichten: ein Rennmotorrad, das eine Familie über drei Generationen hinweg verbindet und zwei der größten Sportlegenden Nordirlands vereint.

Die Verbindung begann in den 1970er Jahren. Joey Dunlop, ein junger und äußerst entschlossener nordirischer Fahrer, stand am Anfang einer Karriere, die ihn schließlich zu einem der größten Straßenrennfahrer aller Zeiten machen sollte. Er war John Rea aufgefallen, einem leidenschaftlichen Motorradrennfan aus der Arbeiterklasse, der ein erfolgreiches Transportunternehmen aufgebaut hatte. John sah etwas Besonderes in seinem Landsmann und beschloss, ein Team zu gründen und ihn zu sponsern, da er junge Rennfahrer unterstützen wollte. 1975 schloss sich Dunlop Rea Racing an, und eine legendäre Partnerschaft war geboren.

Dieses Vertrauen wurde bald belohnt. 1977 errang Dunlop seinen ersten Sieg auf der Isle of Man beim Jubilee TT auf einer TZ750, dem Serienrennmotorrad, das diese Ära dominierte und es Privatfahrern ermöglichte, gegen Werksmaschinen anzutreten. Drei Jahre später fuhr er auf einer TZ750 einen bahnbrechenden Sieg bei der Classic TT 1980 ein, indem er die führenden Werksmotorräder dieser Zeit besiegte. Von diesem Zeitpunkt an wuchs Dunlops Legende weiter. Am Ende hatte er 26 TTs, fünf Formel-TT-Weltmeisterschaften, 13 North West 200s und 24 Rennen beim Ulster Grand Prix gewonnen und sich damit als einer der größten Straßenrennfahrer aller Zeiten etabliert.

Doch Dunlops Einfluss reichte weit über die Rennstrecke hinaus. Seine humanitäre Arbeit, bei der er persönlich Hilfsgüter an Krankenhäuser und Waisenhäuser in Osteuropa lieferte und wofür er von der britischen Königin Elisabeth II. den Ritterorden «Officer of the Order of the British Empire» verliehen bekam, zeigte einen bescheidenen Mann, der bei allen, die ihn trafen, einen bleibenden Eindruck hinterließ, darunter auch bei Johns Enkel Jonathan Rea, der später sechsmaliger Superbike-Weltmeister werden sollte.

«Mein Großvater war ein großer Motorradfan und hat ihm zu seiner Karriere verholfen», erinnert sich Jonathan. Aber die Verbindung zwischen den beiden Familien reicht noch tiefer: Jonathans Vater Johnny fuhr ebenfalls gegen Dunlop, und obwohl sie auf der Rennstrecke Rivalen waren, standen sich die beiden Familien nahe und verbrachten viel Zeit miteinander.

Jonathan blickt gerne auf seine Kindheit zurück und wird nie vergessen, welchen Einfluss Dunlop auf ihn und den Motorsport im Allgemeinen hatte: «Joey war einer der größten Straßenrennfahrer, die es je gab. Ich bin im Fahrerlager aufgewachsen, als Joey noch neben meinem Vater Rennen fuhr und Tausende und Abertausende verehrten ihn, nicht nur hier in Nordirland, sondern weltweit.»

Als Dunlop am 2. Juli 2000 bei einem Rennunfall in Estland auf tragische Weise ums Leben kam, schlug die Nachricht wie eine Bombe in der Sportwelt und darüber hinaus ein und machte auf schmerzhafte Weise deutlich, dass er mehr als nur ein Rennfahrer war. Er war ein Nationalheld und eine Ikone.

Inspiriert von seiner Familie und Rennfahrern wie Dunlop wusste Jonathan schon immer, dass er Rennen fahren wollte – ein Ziel, das von seinem geliebten Großvater gefördert und unterstützt wurde. Er war noch ein Kind, als John Rea starb, und obwohl seine Erinnerungen an seinen Großvater nur vage sind, sind ihm die wenigen Erinnerungen, die er hat, bis heute geblieben.

«Ich glaube, ich war sechs, vielleicht sieben, als mein Großvater starb, daher sind meine Erinnerungen an ihn sehr vage», erklärt er. «Wenn ich mit Leuten aus dem Motorsport spreche, die meinen Großvater kannten, erzählen sie mir voller Bewunderung, was für ein großartiger Mann er war“, fügt Jonathan hinzu. «Aber ich erinnere mich, dass er mir gesagt hat, und daran habe ich mich während meiner gesamten Karriere festgehalten, dass ich eines Tages Weltmeister werden würde.»

Der unerschütterliche Glaube seines Großvaters, kombiniert mit der Unterstützung seines Vaters, brachte ihn auf den Weg, der erfolgreichste Superbike-Fahrer aller Zeiten zu werden, der von 2015 bis 2020 sechs Titel in Folge gewann. Der heute 38-jährige Jonathan fährt für das «Pata Maxus Yamaha WorldSBK Official Team» und ist nach wie vor von dem gleichen Hunger und Ehrgeiz getrieben, seine rekordverdächtige Bilanz von 119 Rennsiegen und 263 Podiumsplätzen weiter auszubauen.

Die Tragik dabei ist, dass John Rea verstorben ist, bevor er sehen konnte, wie sein Enkel seinen Traum verwirklichte. «Mein Vater hat keinen einzigen seiner Titelgewinne miterlebt», erinnert sich Johnny, «wenn ich daran denke, was mein Vater ganz am Anfang gesagt hat, dass er ihn zum Weltmeister machen würde. Es ist kaum zu glauben, dass er jetzt sechsmaliger Weltmeister ist.»

Auch wenn John Rea den Erfolg seines Enkels nie miterleben konnte, lebt die Verbindung, die sie vor all den Jahren während Jonathans prägenden Jahren hatten, durch das Motorrad weiter, das er gekauft hatte und das durch Dunlop berühmt wurde: die 1979er Rea Racing Yamaha TZ750.

Genau diese Maschine, die Dunlop 1980 zum karrierebestimmenden Sieg bei der Classic TT verhalf, gehört noch immer den Reas. Ihre Geschichte ist eng mit der Familie verbunden. Sie ist mehr als nur eine Maschine, sie ist ein Bindeglied zwischen den Generationen, und die nächste Verbindung würde durch Johnny selbst entstehen, einen erfolgreichen Rennfahrer, der in der Saison 1985 damit an den Start ging.

«Es war mein Vater, der das Motorrad für Joey gekauft hat, und die Geschichte dieses Motorrads ist unglaublich», sagt Johnny. «Ich bin es ein Jahr lang gefahren und habe damit viele Kurzstreckenrennen gewonnen. Ich würde sagen, es hat wahrscheinlich mehr Siege errungen als jedes andere Motorrad der Welt.»

Doch seine Bedeutung für die Reas geht weit über den Rennsport hinaus. Liebevoll gepflegt, verkörpert es sowohl wertvolle Erinnerungen als auch seine historische Bedeutung. Wie Jonathan sagt: «Ich bin unglaublich stolz darauf, dass dieses Motorrad in der Familie bleibt. Es ist Teil unseres Familienerbes. »

Im Jahr 2025 schloss sich der Kreis, als Jonathan eingeladen wurde, die TZ750 zu fahren, die sein Großvater fast fünf Jahrzehnte zuvor gekauft hatte, und zwar bei «Joey 25», einer Gedenkveranstaltung in Ballymoney zum 25. Todestag von Dunlop. Dieser Anlass markierte den Abschluss einer bemerkenswerten Reise, eine Verbindung über drei Generationen der Familie Rea hinweg, die alle durch eine außergewöhnliche Maschine miteinander verbunden sind. Auf dem Motorrad seines Großvaters nahm Jonathan an einer besonderen Parade durch Dunlops Heimatstadt teil, zusammen mit anderen Motorrädern aus Dunlops Karriere, vor Fans, Familie und anderen Rennfahrern.

Es war eine angemessene Hommage an eine echte Legende des Sports und ein zutiefst emotionales Erlebnis für Jonathan: «Es war wirklich sehr schön. Nicht nur für mich als Fahrer, der an der Veranstaltung teilgenommen hat, sondern auch für Joeys Familie. Ich bin sicher, auch für die Fans und die Stadt Ballymoney.»

Aber es ging nicht nur darum, dass ein Weltmeister einem anderen seine Ehre erwies, es war auch etwas sehr Persönliches. Als der Geruch von Zweitakt-Öl die Luft erfüllte, wurde Jonathan in seine Jugend zurückversetzt. In die Tage, die er mit Rennsport verbrachte, unter Fahrern wie Dunlop und seinem Vater, und in den bleibenden Einfluss seines Großvaters, dessen unerschütterlicher Glaube ihn vor all den Jahren auf den Weg zum Erfolg gebracht hatte.

Momente wie diese sind selten, aber wenn sie auftreten, verkörpern sie das Herzstück des Motorsports und erinnern uns eindringlich daran, dass der wahre Geist des Rennsports nicht nur in den Ergebnissen liegt, sondern auch in den Menschen, den Beziehungen und der Leidenschaft, die über Generationen weitergegeben werden.

Nirgendwo war dies deutlicher zu spüren als in Ballymoney. Als Johnny seinem Sohn dabei zusah, wie er auf derselben Maschine durch die Straßen fuhr, auf der er selbst einst Rennen gefahren war, die sein Vater gekauft und die Dunlop berühmt gemacht hatte, überwältigten ihn die Emotionen. «Ihn auf diesem Motorrad fahren zu sehen, war unglaublich», sagte er. Nach der Parade hielt Johnny die Tränen zurück und dachte darüber nach, was das für John bedeutet haben musste: «Wenn mein Vater von oben zuschauen könnte, wäre er ein sehr stolzer Mann.»

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