TT-Sieger Ian Lougher: Karriereende mit 62 Jahren
1982 machte sich ein junger Waliser aus Bonvilston wie so viele vor und nach ihm auf den Weg, um sich als Motorrad-Rennfahrer einen Namen zu machen. Es dauerte auch nicht lange bis sich sein Name in den Siegerlisten fand. Nach unglaublichen 44 Jahren geht nun die wirklich bemerkenswerte Karriere von Ian Lougher zu Ende.
Wie Joey Dunlop, John McGuinness oder Michael Rutter hat Lougher eine ganze Ära geprägt. Seine Bilanz festigt seinen Platz unter den erfolgreichsten und beständigsten Fahrern in der über 100-jährigen Geschichte der Rennen zur Tourist Trophy. 136-mal stand er auf der Glencrutchery Road an der Startlinie, zehnmal davon ging er als Sieger hervor, 14-mal stand er als Zweiter auf dem Podium, sechs Mal als Dritter.
Die Siege des bescheidenen Rennfahrers reichen aber weit über die der TT hinaus und lesen sich wie folgt: North West 200 - 8, Ulster Grand Prix - 18, Classic TT - 3, Southern 100 – 32 und Scarborough - sagenhafte 141. Auf dem Dundrod Circuit und dem Olivers Mount Circuit wurden aufgrund seiner Erfolge sogar Kurven nach ihm benannt.
Jetzt, am Ende der Saison 2025, in der er mit Rang 2 hinter Michael Dunlop bei der 2025 Lightweight Classic TT noch einmal ein Highlight setzen konnte, hat sich Lougher durchgerungen, seinen Sturzhelm endgültig an den Nagel zu hängen und damit über vier Jahrzehnte voller Rennsport-Erinnerungen hinter sich zu lassen. Wer könnte das besser zusammenfassen als er selbst mit seinen eigenen Worten.
«Als ich 1982 zum ersten Mal auf einer Rennstrecke fuhr, hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich so lange Rennen fahren würde», gestand Lougher. «Ich trage mich schon länger mit Rücktrittsgedanken, habe es aber lange für mich behalten und wollte es auch niemandem erzählen, nicht einmal meiner Frau Asa, weil ich der Überzeugung war, dass es bestimmt Unglück bringt. In bestimmten Dingen bin ich eben abergläubisch!»
«Eigentlich habe ich mich Ende bereits 2013 zurückgezogen, nachdem mein guter Freund Yoshinari Matsushita bei der Tourist Trophy ums Leben gekommen war. Ich hatte damals einfach genug davon, vor allem mein eigenes Team zu leiten. Zu dieser Zeit lagen wir mit Filip Backlund und Victor Cox auf den Plätzen 2 und 3 der BSB Superstock 1000-Meisterschaft und waren außerdem das offizielle Team von Kawasaki UK.»
«Ich hatte auch Angst, dass ich in einem Rennen die Konzentration verlieren würde, weil ich mit dem Team voll ausgelastet und, gelinde gesagt, überarbeitet war. 2016 bin ich aus dem Ruhestand zurück, als ich von Eskil Suter gebeten wurde, mit seinem Motorrad bei der TT anzutreten. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen, es war genau mein Ding, ein 576-ccm-Zweitakter mit Kraftstoffeinspritzung. Ich bin die Suter dann auch 2018 gefahren.»
«Die Leute sehen mich verständlicherweise als Straßenrennfahrer, aber ich bin auch sehr stolz auf das, was ich auf Kurzstrecken erreicht habe. Der zweite Platz mit lediglich zwei Punkten Rückstand und dritte Platz 1998 bzw. 1989 in der britischen Meisterschaft der 125-ccm-Klasse werden für immer zu den Höhepunkten meiner Karriere gehören.»
«Ich habe immer gesagt, dass ich so lange weitermachen würde, wie ich wettbewerbsfähig bin. Ich bin niemand, der gerne am Ende des Feldes mitfährt. Jetzt bin ich 62 Jahre alt und ich kann nicht ewig weitermachen. Mich plagen ziemlich viele Schmerzen, vor allem in den Knien und das, obwohl ich nicht oft gestürzt bin. Jetzt möchte ich meinen alten Körper nicht mehr so sehr belasten.»
Und weiter: «Ich bin glücklich und fühle mich geehrt, gegen viele großartige Fahrer angetreten zu sein und einige der besten Leute in den Fahrerlagern der Welt kennengelernt zu haben. Nicht viele Menschen haben die Chance dazu. Aber man darf nicht vergessen, dass es auch viel Willenskraft und Entschlossenheit erfordert hat, all das zu erreichen. Der Rennsport war jahrzehntelang buchstäblich mein Leben.»
Lougher wird aber auch in Zukunft dem Rennsport erhalten bleiben. «Da ich mein eigenes Team leite, werde ich weiterhin ein bisschen dabei sein, und vielleicht gibt es die Möglichkeit, hier und da wieder ein paar Runden in Lederkombi zu drehen, natürlich nur zu Testzwecken!»