Ian Harrison über den bizarren Crash von Chase Sexton

Chase Sexton stürzte im zweiten Lauf und fiel aus
Red Bull KTM-Werksfahrer Chase Sexton gewann am vergangenen Samstag den ersten Lauf des Ironman Nationals in Crawfordsville, nachdem er einen Angriff von Tabellenführer Jett Lawrence (Honda) abgewehrt hatte. Jett war schlecht gestartet und musste von außerhalb der Top-20 eine Aufholjagd starten. Weil er aber am Start gegen das Gatter fuhr und das Gate entgegengesetzt umklappte, wurde er um eine ganze Runde strafversetzt. Damit wurde Jett Lawrence auf Platz 17 gewertet und er war in Sachen Tagessieg aus dem Rennen.
Nach dem Start zum zweiten Lauf befand sich Chase Sexton in der Spitzengruppe, doch ein kleiner Umfaller an der Spitzkehre des früheren Godzilla-Mountains kostete Zeit. Von Rang 7 aus kämpfte er sich schnell wieder nach vorne, doch am Zielsprung ging er bizarr zu Boden. Sexton, der gerade am strauchelnden Hunter Lawrence vorbeigegangen war, nahm den Sprung zu schnell und sprang zu weit, sodass er hart zu Boden ging. Als Chase sein Bike aufheben wollte, blockierte das Vorderrad, sodass er erneut umfiel.
Der frühere Supercross-Profi und heutige Co-Kommentator Jason Thomas analysierte den seltsamen Abflug von Sexton und meinte, dass schon sein Absprung nicht funktioniert habe. Fakt ist, dass Sextons Vorderrad während des Sprungs blockierte. Aber: Chase hatte beim Sprung auch zu viel Rückenlage. Sein Vorderrad war während des Sprungs massiv zu hoch und er verlor komplett die Kontrolle über sein Bike.
Die Frage ist: Blockierte das Vorderrad schon vor dem Absprung oder hat Chase während des Sprungs in die Bremse gegriffen, um zu versuchen, das Bike wieder in Position zu bringen?
Fakt ist: Während der Flugphase und nach dem Crash war das Vorderrad blockiert. Sexton schmiss seine Factory-KTM zu Boden, ließ es mit laufendem Motor und drehendem Hinterrad auf der Strecke zurück und begab sich zu Fuß in Richtung Fahrerlager. Ein Statement war ihm nicht zu entlocken. War es nun sein eigener Fahrfehler oder ein technischer Defekt, z. B. durch einen verklemmten Stein oder einen anderen Gegenstand?
Team Manager Ian Harrison erklärte nach dem Rennen: «So viel kann ich sagen: Es lag kein technisches Problem mit der Bremse vor. Es könnten sich Teile, die auf der Strecke lagen, verklemmt haben, aber wir müssen die Ursache genauer herausfinden.» Dann verriet Harrison, dass es ein ähnliches Problem im vergangenen Jahr während des Trainings im selben Streckenteil schon einmal gegeben hatte, allerdings mit der Hinterradbremse. «Vielleicht müssen wir noch mehr tun, um solche Dinge künftig zu vermeiden.»
Diese Aussage klang natürlich nicht nach Fahrfehler von Sexton. An der Körpersprache von Sexton war deutlich erkennbar: Die Zweckgemeinschaft zwischen Sexton und KTM erreichte durch diesen Zwischenfall einen neuen Tiefpunkt. Jetzt kommen noch die beiden Rennen in Unadilla und Budds Creek. Danach folgen die 3 Playoffs und das Motocross der Nationen, für das Sexton nominiert wurde. Ob Sexton nach der Saison KTM verlässt, um bei Kawasaki anzudocken, werden wir bald erfahren. Im Moment müssen er und das Team das Beste aus der Situation machen, auch wenn das Verhältnis angespannt bleibt.