Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Latvala verpasst knapp Abschiedssieg

Von Toni Hoffmann
Jari-Matti Latvala bei seiner letzten Ford-Dienstfahrt

Jari-Matti Latvala bei seiner letzten Ford-Dienstfahrt

Nur sieben Sekunden fehlen Jari-Matti Latvala nach zwei Asphalt-Tagen zum Sieg, Werksteam von Ford verabschiedet sich mit Podestplatz und als Vizeweltmeister.

Beim vorläufig letzten Auftritt des Ford World Rally Teams in der Königsklasse des Rallye-Sports schenkten Jari-Matti Latvala / Miikka Anttila ihrer Mannschat noch einmal einen Podestplatz. Die finnische Crew beendete das äusserst anspruchvolle Saisonfinale in Spanien auf Platz zwei – lediglich sieben Sekunden hinter dem Sieger. Latvala/Anttila verbesserten sich damit auf den dritten WM-Gesamtrang. Zugleich erzielten sie zum zweiten Mal in ihrer Karriere mit dem Ford Fiesta RS World Rally Car eine Serie von drei Podestplätzen in Folge.

Ford stand bereits vor dem 13. und letzten Saisonlauf als Vizeweltmeister der Markenwertung fest. Nach Latvalas starker Darbietung verabschiedet sich das Werksteam von Ford auf einem Hoch aus der Weltmeisterschaft. Petter Solberg / Chris Patterson im zweiten Fiesta RS WRC erreichten Position 11.

Als einzige Rallye im diesjährigen WM-Kalender bot die Rallye Spanien einen Mix aus Schotter und Asphalt. Die 18 Wertungsprüfungen (WP) über insgesamt 405,46 Kilometer Länge führten durch das Bergland entlang der Costa Dorada rund um das südwestlich von Barcelona gelegene Rallye-Zentrum Salou. Die erste Etappe am Freitag fand auf losem Untergrund statt, am Samstag und Sonntag führten die Prüfungen über ebene, fast Rundstrecken-ähnliche Landstrassen.

Die erste Etappe wartete mit den vielleicht übelsten Bedingungen der ganzen Saison auf. Schwere Regenfälle hatten den losen Fahrbahnbelag in eine Abfolge zahlloser Schlammlöcher verwandelt, tiefe Pfützen provozierten ständiges Aquaplaning. Die widrigen Bedingungen verschlechterten sich mit jedem Fahrzeug. Latvalas späte Startposition erschwerte seine Aufgabe bei diesen Verhältnissen erheblich.

Dennoch ging der 27-jährige Finne besonnen ans Werk und beendete den ersten Tag der Rallye ohne Zwischenfälle auf Position drei. Auf den ersten Asphalt-WP am Samstagvormittag rückte er auf Rang zwei vor. Den Schlusstag begann er mit einem Rückstand von 27 Sekunden auf die Spitze. Mit zwei weiteren WP-Bestzeiten verringerte er den Abstand zum Sieger auf nur noch sieben Sekunden. Durch den Gewinn der so genannten «Power Stage»sicherte sich Latvala zudem drei Bonuspunkte und rückte noch auf Rang drei (vorbehaltlich der FIA-Endwertung) der WM-Fahrerwertung vor.

«Nach so einer schwierigen Saison bedeutet mir WM-Rang drei sehr viel, vor allem, nachdem ich einen Lauf wegen einer Verletzung auslassen musste», bilanzierte Latvala im Ziel in Salou. «Noch nie zuvor war ich bei einer Rallye, die vorwiegend auf Asphalt stattfindet, so nah am Sieger. Die härteren Michelin-Reifen waren für die letzten drei WP die richtige Wahl, ich kam dem Führenden mit jedem Kilometer näher. Eine Prüfung mehr, und ich hätte ihn vielleicht noch abgefangen.»

«Ich wollte meine Zeit bei Ford mit einem guten Ergebnis beenden und freue mich, dass dies gelungen ist. Ich habe hier so viele fantastische Jahre erlebt, die meine Karriere erst so richtig in Schwung brachten. Jedem im Team möchte ich für die grossartige Unterstützung während dieser langen Zeit herzlich danken. Ich nehme grossartige Erinnerungen mit, die mich für den Rest meines Lebens begleiten werden», fügte Jari-Matti Latvala hinzu.

Teamkollege Petter Solberg verspielte seine Chancen auf ein Top-Ergebnis bereits auf der zweiten WP, als er einen im Schlamm verborgenen Stein traf. Der Aufprall beschädigte die Radaufhängung, sodass der Norweger seinen Fiesta RS WRC vorläufig abstellen musste. Am Samstag nahm er unter Rally2-Reglement wieder am Wettbewerb teil. 25 Strafminuten hatten ihn auf Position 41 zurückgeworfen, von dort arbeitete sich Solberg noch bis auf Endrang 11 vor.

«Ich hatte einen guten Start, doch dann lief es schon auf der zweiten WP richtig blöd», erklärte der 37-Jährige. «Irgendwie passt das zum Verlauf meiner gesamten Saison. Wir hatten das Tempo, aber es fehlte das Glück. Und ich leistete mir einige Fehler, die uns teuer zu stehen kamen. Leider konnte ich in der zweiten Saisonhälfte nicht die Leistung zeigen, die ich mir selbst vorgenommen hatte.»

Auch Malcolm Wilson, der Direktor des Werksteams von Ford, blickte nach dem Finale auf die Saison zurück. «Es war zwar kein perfekter Ausklang, aber wir waren immerhin ziemlich nah dran. Jari-Matti fuhr die letzten beiden Tage sehr gut. Der Fiesta RS WRC hat wieder einmal bewiesen, wie schnell er ist. Doch obwohl wir im Qualifying und in so manchen Power Stages Bestzeiten gefahren sind, haben wir dieses Jahr nicht so viele Siege errungen wie es hätte sein sollen. Es ist wichtig, dass wir das Auto jetzt trotz allem weiterentwickeln. Ich hoffe, dass wir kommende Saison wieder auf hohem Niveau angreifen können.»

Gerard Quinn, der Leitende Manager von Ford Racing, betonte: «Dieses Wochenende bedeutet den Abschied des Werksteams von Ford aus der Rallye Weltmeisterschaft. Es war mir eine Ehre, während der vergangenen drei Jahre dieses Programm für Ford leiten zu dürfen. Ich möchte unseren Fahrern, Beifahrern, allen Teammitgliedern sowie unseren Fans danken, dass sie Ford unterstützt haben. Unser Partner M-Sport wird auf privater Basis in der Weltmeisterschaft weitermachen. ch freue mich darauf, dass Ford Racing dieses Programm technisch unterstützt, damit unsere Privatfahrer weiterhin auf höchstem Niveau in der Rallye-Weltmeisterschaft und anderen Championaten erfolgreich sein können.»

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