Jeffrey Herlings KTM): «Jetzt wird es persönlich»

Von Frank Weeink
Jeffrey Herlings: Schon 102 MX-GP-Siege

Jeffrey Herlings: Schon 102 MX-GP-Siege

Jeffrey Herlings musste die ganze Saison 2022 pausieren und fragte sich im Frühjahr, ob er mit 28 Jahren noch den nötigen Speed hat, um den sechsten WM-Titel zu erobern. Diese Frage ist inzwischen geklärt.

Vor dem Beginn der MXGP-Saison hoffte Red Bull-KTM-Star Jeffrey Herlings innerhalb von vier oder fünf Grand Prix wieder auf dem Podest stehen. Der fünffache Weltmeister siegte jedoch bereits im zweiten Rennen und gewann in Spanien seinen 102. Grand Prix. Damit übernahm er den Rekord von Stefan Everts.

Während der gesamten MXGP-Saison 2022 musste Jeffrey Herlings pausieren, nachdem er sich während eines Fotoshoots in Spanien im Februar einen schwere Fussverletzung zugezogen hatte. Der Red Bull KTM-Werkspilot konnte seinen hart umkämpften Titel von 2021 nicht verteidigen und sah, wie Tim Gajser seinen dritten MXGP-Titel einheimste.

Dieses Jahr sind die Rollen umgedreht. Der Riese aus Slowenien erlitt Mitte Februar in Italien einen Oberschenkelbruch, während sich Herlings gewissenhaft auf sein Comeback vorbereitete. Nach sechs Grands Prix liegt er hinter dem führenden GASGAS-Fahrer Jorge Prado auf Platz 2 der Meisterschaft, nur sechs Punkte hinter dem Spanier.

Jeffrey, es scheint, du bist deinem eigenen Zeitplan weit voraus.

Ja! Als ich im Winter allein trainierte, fühlte ich mich schnell, aber als wir wieder anfingen Rennen zu fahren, flogen sie an mir vorbei.

Sogar Jungs auf MX2-Bikes waren schneller. Dann dachte ich: «Das wird ein schwieriger Prozess.» Aber es ging erstaunlich schnell.

Die Resultate sind gut, Was gibt es noch zu verbessern?

Meine Starts. Ich weiß nicht... Wir haben Tausende gemacht, aber am Ende ist mein Gewicht bestimmt auch kein Vorteil. Prado zum Beispiel wiegt etwa 15 kg weniger – und dann verliert man am Anfang einfach. Wenn ich als Fünfter oder Sechster starte, ist das eigentlich gut für mich.

Obwohl du auf Sardinien mit zwei zweiten Plätzen bereits den Gesamtsieg errungen hast, könnte man sagen, der zweite Lauf in Trentino war der Wendepunkt, als du Maxime Renaux und Prado innerhalb von einigen Kurven überholt hast?

Nach dem ersten Rennen (Herlings wurde Neunter nach einem Sturz beim Start, Red.) lag ich 31 Punkte hinter Prado. Ich hatte so viele Verletzungen und dachte, die Leute würden schon wieder alles über mich sagen, wenn es noch einmal schief gehen würde. Das wollte ich nicht. Aber mit der defensiven Fahrweise habe ich es bis dann einfach nicht geschafft, ich musste mehr angreifen. Deshalb war dieses zweite Rennen so gut für das Selbstvertrauen. Ich bin freier gefahren, nicht mit vollem Risiko, aber mit mehr Kampfgeist.

Als du den GP-Siege-Rekord von Stefan Everts in Spanien übernommen hast, war es bestimmt ein gutes Gefühl, dass du zweimal Jorge Prado geschlagen hast.

Als ich am Sonntagabend zurück zum Hotel fuhr, dachte ich: «Das ist ein sehr schönes Gefühl, in der Höhle des Löwen.» Ich bin gleich zweimal an ihm vorbeigefahren. Am Sonntag startete ich mit 18 Punkten Rückstand, nach den Rennen waren es nur noch sechs. So schnell kann es gehen.

Jetzt ist es Zeit, um zu pushen: Febvre war ausgestiegen, Renaux fällt möglicherweise sogar für den Rest des Jahres aus. Jetzt geht es um zwei Männer, jetzt wird es persönlich…

Du hast gesagt, dir wäre es lieber, wenn es in den Qualifikations-Rennen keine WM-Punkte gäbe. Ohne diese Punkte hättest du nach Spanien die Meisterschaft mit einem Punkt Vorsprung angeführt.

Wir müssen einfach das Beste daraus machen. Für mich sind die Punkle im Qualirennen ein Nachteil, weil es fast Sprints sind und ich allmählich zum Diesel werde, obwohl erst 28 Jahre alt bin. Ich komme etwas langsamer voran und bin am Ende eines Rennens am stärksten. Allerdings waren die letzten beiden Qualifikationsrennen in Portugal und Spanien mit zwei zweiten Plätzen schon besser.

Wie gut bist du im Moment?

Ich bin nicht mehr so schnell wie früher. Die Schärfe lässt etwas nach. Ich traue mich auch nicht mehr, die Risiken einzugehen, die ich mit 18 oder 20 eingegangen bin. Ich bin nicht wie im Jahr 2018, als ich alle klar geschlagen habe (Herlings gewann 17 der 19 GPs, die er bestritt; Red.).

Aber das ist für den Titelgewinn auch nicht unbedingt nötig. Als ich in Argentinien wieder zurückgekehrt bin, habe ich mir Gedanken gemacht. Inzwischen bin ich wieder ganz vorne dabei.

WM-Zwischenstand MXGP nach 6 Events:

1. Jorge Prado (ESP), GASGAS, 294
2. Jeffrey Herlings (NL), KTM, 288, (-6)
3. Ruben Fernandez (ESP), Honda, 224, (-70)
4. Romain Febvre (F), Kawasaki, 214, (-80)
5. Maxime Renaux (F), Yamaha, 202, (-92)
6. Calvin Vlaanderen (NL), Yamaha, 191, (-103)
7. Glenn Coldenhoff (NL), Yamaha, 190, (-104)
8. Jeremy Seewer (CH), Yamaha, 187, (-107)
9. Mattia Guadagnini (I), GASGAS, 186, (-108)
10. Alberto Forato (I), KTM, 151, (-143)
11. Valentin Guillod (CH), Honda, 131, (-163)
ferner:
19. Tom Koch (D), KTM, 36, (-258)
20. Maximilian Spies (D), KTM, 28, (-266)
21. Kevin Brumann (CH), Yamaha, 22, (-272)

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