KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Matthias Walkner: «Genug Abenteuer in Südamerika»

Von Günther Wiesinger
Am 7. Tag sollst du ruhen: Walkner am Ruhetag bei der Dakar 2019

Am 7. Tag sollst du ruhen: Walkner am Ruhetag bei der Dakar 2019

Red Bull-KTM-Werksfahrer Matthias Walkner ist neugierig auf die erste Dakar-Rallye in Saudi-Arabien, denn das Wetter hat den Teams in Bolivien und Peru oft heftige Streiche gespielt.

Der erfolgreiche katarische Auto-Rallye-Fahrer Nasser Al Attiyah freut sich seit Mitte März auf die Rückkehr der Dakar-Rallye zu ihren Ursprüngen. Denn geologisch gehört die Arabische Halbinsel mit Saudi-Arabien zu Afrika, wo die traditionelle Rallye 1979 auf dem Weg von Paris nach Dakar im Senegal ihren Ursprung hatte.

Wird die Dakar-Rallye, die in Südamerika viel von ihrem abenteuerlichen Ruf verloren hat, im Januar 2020 wieder zum großen Abenteuer der Vergangenheit? «Es stimmt schon, dass die Original-Route nach Dakar einige Abenteuer mit sich brachte», sagt Matthias Walkner, der die Dakar-Rallye in den letzten drei Jahren auf den Plätzen 2, 1 und 3 beendet hat. «Aber ich bin inzwischen in Afrika in Tunesien bei der Oasis-Rallye mitgefahren. Ich habe auch an der Marokko-Rallye teilgenommen. Dort fährt man ja teilweise auf der alten Original-Dakar-Route. Aber damals wurden nicht wirklich mehr Tage abgespult als heute, und es wurden nicht mehr Kilometer zurückgelegt als jetzt. Ich glaube, an Abenteuer hätten wir in den letzten Jahren in Afrika weniger erlebt als in Südamerika, weil in Afrika das Wetter viel beständiger ist. Was ich in Südamerika zum Beispiel im Gebirge in in Bolivien erlebt habe, und was ich mitgemacht habe, als ich auf einer Höhe von 4000 Meter in Chile im Winter bei minus 11 Grad über die Anden gefahren bin, und dann hat es noch zu regnen begonnen, so viel Wetter-Action habe ich bisher bei allen Rallyes in Afrika zusammen nicht gehabt. Ich glaube jedenfalls nicht, dass die originale Route nach Dakar heute anspruchsvoller wäre.»

Matthias Walkner freut sich nach den Dakar-Wettbewerben in Südamerika auf die neue Herausforderung in Saudi-Arabien. Aber er weiß natürlich, dass die Uhren in diesem arabischen Land anders gehen. Homosexuelle werden gefoltert, Frauen gelten als Menschen zweiter Klasse, es gilt striktes Alkoholverbot, die Todesstrafe gehört zum Alltag, manche Gesetze muten mittelalterlich an.

Und es gilt als moderne Errungenschaft, dass die Frauen seit einem Jahr selber Autofahren dürfen. «Unsere Rallye-Kollegin Laia Sanz hat kürzlich positiv vermerkt, dass sich in Saudi-Arabien jetzt Frauen zu den Männern setzen dürfen», erzählt Walkner. «Wir haben dann – natürlich im Scherz – gesagt, wir finden das nicht so gut. Wir wollten sie ein bisschen ärgern.»

Aber der KTM-Werksfahrer wird nachdenklich, wenn er sich mit den Gegebenheiten des Alltags bei den Saudis befasst. «Es ist unglaublich, wie schlimm es um die Menschenrechte bei den Saudis bestellt ist und welche Gesetze dort herrschen. Aber wir Sportler können das leider nicht ändern. Wir werden zum Rennfahren hinreisen. Sportlich gesehen wird die Dakar-Rallye 2020 sicher super lässig, weil das riesige Land wirklich einzigartige Landschaften bietet und extrem facettenreich ist. Die Route schaut super lässig aus», hält der KTM-Fahrer fest. «Es sind Berge dabei, wir fahren an der Küste, es wird viele Wüsten-Etappen geben. Was sich dort politisch abspielt, das wird für uns nicht im Vordergrund stehen.»

Außerdem treten auch die Box-Stars, die Tennis-Asse, die weltbesten Fußballer und die Formel-E-Piloten in Saudi-Arabien auf. Und wenn es nach den Menschenrechten geht, so ist bei KTM zu hören, dürfte man auch in der Türkei, in Russland, in China und vielen anderen autokratischen Ländern an keinen Motorsport-Wettbewerben teilnehmen.

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