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Der stille Schnelle: Armin Hahne wird 70

Kolumne von Rainer Braun
Zur Feier des 70. Geburtstags der Rennfahrer-Legende Armin Hahne wagen wir einen Rückblick auf eine mehr als 30 Jahre dauernde Rennfahrer-Karriere und einen Crash, bei dem gleich mehrere Schutzengel im Einsatz waren.

Armin Hahne feiert am heutigen 10. September seinen 70. Geburtstag. «Eigentlich bin ich froh, dass es mich überhaupt noch gibt», sagte er sich 1989, als er im Krankenhaus die TV-Bilder seines brutalen Unfalls beim DTM-Rennen am Ring erstmals zu sehen bekam. Fast an jedem seiner Geburtstage danach wurde ihm klar, wie viel Glück er an jenem 30. April 1989 hatte, als er den Crash «nur» mit komplizierten Brüchen überlebte.

An diesem Tag startete der Rheinländer als Ford-Werksfahrer im Ford Sierra RS 500 als einer der Top-Favoriten und konnte sich glücklich schätzen, den wohl schlimmsten Crash der frühen DTM-Geschichte lebend überstanden zu haben. Auf dem schnellen Bergauf-Stück nach der Dunlop-Kehre hatte sich Klaus Ludwig im Mercedes gedreht und blieb entgegen der Fahrtrichtung mitten auf der Piste stehen.

Die ersten nachfolgenden Autos konnten gerade noch ausweichen, aber Hahne war die Sicht verdeckt. Als der Pulk vor ihm auseinanderfächerte, war er chancenlos. Frontal und ungebremst krachte sein Ford Sierra RS 500 Turbo in den stehenden Mercedes – bei knapp 200 km/h. So einen fürchterlichen Frontal-Crash hatte ich ebenso wie die meisten TV-Zuschauer noch nie zuvor live gesehen. Ich bin damals als Kommentator der TV-Übertragung auf «3sat» vor Schreck fast vom Stuhl gefallen und dachte im ersten Moment, die sind beide tot.

Gleich mehrere über dem Szenario schwebende Schutzengel und die seinerzeit schon sehr gute Sicherheitsausstattung der DTM-Autos haben ermöglicht, dass beide überlebten. Hahne wurde mit komplizierten Frakturen am rechten Bein und linken Arm aus dem Wrack befreit, Ludwig kam mit Prellungen und einem Schock besser weg.

Bis zu diesem Crash war Armins Rennfahrer-Karriere, von einer misslungenen Saison 1979 im Maurer-Mampe-Formel-2 mal abgesehen, mit stetigem Aufwärtstrend und frei von Zwischenfällen verlaufen. Nach erfolgreicher Kart-Laufbahn wechselte er 1976 zunächst in einen Gruppe-1-Escort RS und danach schon bald ins renommierte Zakspeed-Team, wo er neben Hans Heyer einen Escort RS in der Rennsport-Meisterschaft (DRM) zügig bewegte.

Nach dem Debakel mit der noch nicht konkurrenzfähigen Formel-2-Neukonstruktion des Mampe-Maurer-Teams gab es ab 1980 eine Neuorientierung hin zu BMW. Bald schon folgte 1982 der erste Gesamtsieg im BMW 528i des belgischen Juma-Teams bei den 24h von Spa, den Hahne ein Jahr später, wieder mit Juma und Hans Heyer, im BMW 635 CSi wiederholte. Die Belgier Eddy Joosen (1982) und Thierry Tassin (1983) verstärkten das deutsche Duo.

Ab 1984 begannen Armins vielleicht besten Jahre im Team von Tom Walkinshaw mit Rover Vitesse und Jaguar XJS bei der Tourenwagen-EM und im Langstreckenbereich. Mit einem Le Mans-Einsatz im Gruppe-C-Jaguar endete die Zeit bei Walkinshaw und Armins DTM-Ära begann im Cockpit des Ford Sierra RS 500 des Wolf-Teams. Hier gelangen ihm u.a. als einzigem Fahrer in der Saison 1988 gleich sechs Siege und vier Trainingsbestzeiten.

Wegen des bereits beschriebenen Crashs am Ring trat 1989 eine längere Zwangspause ein, die Armin dazu nutzte, um sich wegen des drohenden Turbo-Verbots und dem Rückzug von Ford Köln eine neue Herausforderung zu suchen. Die fand er für die folgenden Jahre als BMW-Werksfahrer im DTM-M3 der Teams Zakspeed, Bigazzi und Linder. Als es mit der Erstauflage der DTM langsam bergab ging, sicherte sich Hahne rechtzeitig einen Werksvertrag bei Honda und startete für mehrere Jahre im STW-Cup.

Danach stand nur noch an, was Spaß gemacht hat – Porsche 911 GT3 in der FIA GT-WM, Nissan bei VLN-Läufen und zum guten Schluss noch die Sahnestückchen Mercedes SLS und Audi R8 LMS. Auf Gesamtrang zwei beendete Armin Hahne 2012 das 24h-Rennen am Ring und gleichzeitig auch seine mehr als 30 Jahre andauernde Profi-Karriere.

Auf welche Ereignisse seiner Karriere ist er rückblickend besonders stolz? «Ganz sicher auf die DTM-Rekordsaison 1988 mit Ford und auf den Gewinn des Tin Top Grand Slam, bestehend aus den Gesamtsiegen bei den 24h am Ring und in Spa (beides mit BMW) und beim 1000 km Rennen von Bathurst/Australien (Jaguar).»

Was bleibt an negativen Erinnerungen? «Eigentlich nur das verlorene Jahr 1979 mit dem nicht konkurrenzfähigen Maurer-Formel-2 und der böse DTM-Crash am Ring 1989.» Ansonsten hat er nie viel Aufhebens gemacht um seine stattliche Erfolgsbilanz aus über 30 Jahren Racing, stets galt der in Moers geborene Hahne-Spross als stiller, bescheidener und mit besten Manieren ausgestatteter Motorsportler.

Armin ist übrigens der Jüngste aus Deutschlands wohl größter Motorsport-Familie. Seine vier Brüder Wilhelm (92), Hubert (✝︎84), Bernd (✝︎72) und Norbert (78) waren allesamt ordentliche Rennfahrer, allen voran natürlich Bruder Hubert als der zweifellos Berühmteste und Beste seiner Zeit. Allerdings haben nur Hubert und Armin als Vollprofis Geld mit dem Rennsport verdient, die anderen Hahnes starteten nach Lust und Laune im Amateursport wie beispielsweise in der VLN (Wilhelm) oder in der Ferrari-Challenge (Bernd).

Und sogar die nächste Hahne-Generation hat sich dem Motorsport verschrieben, wenn auch nur abseits der Rennpiste – Tim (54) und Nick Hahne (49), die beiden Söhne von Norbert, gelten schon seit Jahren als gut gebuchte Produzenten für anspruchsvolle Rennsport-Filme. Für BMW, einen ihrer wichtigsten Kunden, haben die beiden in ihrem Duisburger Studio «Stereoscreen» schon mehrere preisgekrönte Stücke wie «Adrenalin», «24hours – One Team. One Target» oder «No Limits» produziert. Oder auch das berühmte R5-Cup-Video «Fünferbande» für Renault.

Heute sitzt der nun 70-jährige Armin nur noch selten im Rennauto. Bestenfalls zuletzt mal beim Oldtimer-GP oder wie in den Jahren zuvor schon einige Male bei der Classic-Rennserie der Tourenwagen. Hier war er 2019 mit einer Replica seines DTM-Sierra RS 500 in Original-Lackierung sogar Titelgewinner. Zuletzt ist er nochmal in einen BMW M3 bei der «Tourenwagen Legenden»-Rennserie im Rahmen des 24h-Rennens am Ring gestartet.

Auch abseits des aktiven Rennsports hatte Armin Hahne noch jede Menge Arbeit zu erledigen. So war er rund 30 Jahre als Chef-Reifentester für Bridgestone unterwegs und ab 2017 bis 2020 in gleicher Funktion für Pirelli. Außerdem führte er gleich vier Firmen mit rund 220 Angestellten, darunter ein Unternehmen für die Wiederaufbereitung von Leihwagen mit einem angeschlossenen großen Lackiererei-Betrieb. Inzwischen hat er alles verkauft.

Nach Auflösung des Monaco-Wohnsitzes 2010 hat Armin Hahne mit Ehefrau Gerlinde und den Söhnen Felix (28) und Lukas (31) das Eifeldörfchen Wimbach ganz in der Nähe des Nürburgrings als neue Residenz gewählt. Besonderen Wert legt er auf die Feststellung, «dass meine Frau die eigentliche Heldin ist, weil sie mich immerhin schon über 40 Jahre lang erträgt. Und dazu ist sie meine beste Beraterin und hat den Laden auch in Zeiten meiner größten beruflicher Anspannung geschmissen».

Als größten Luxus empfindet er jetzt die Tatsache, «keine Verpflichtungen mehr sowie Zeit und Raum für mich zu haben». Der Ex-Rennprofi hält sich weiter fit mit viel Sport, darunter Golf und Radfahren. Rennsport findet jetzt nur noch vorm TV-Gerät statt, die Zeit im Cockpit von Rennautos ist endgültig vorbei. «Aber die DTM guck ich seit dem Wechsel zu GT3 nicht mehr, das ist nicht mehr die DTM die ich geliebt habe.»

Einen neuen Hahne als Rennfahrer wird es vorerst auch nicht geben, denn Armins Söhne streben andere Ziele an. Der eine hat keine Lust dazu und der andere hat nur mal kurz in die VLN reingeschnuppert und dann entschieden, dass er lieber Filmemacher werden möchte.

Lieber Armin, lass es dir weiterhin gut gehen in der Eifel, ganz in der Nähe deiner alten Wirkungsstätte Nürburgring. Gratulation zum 70. und weiterhin viel Gesundheit und die besten Wünsche.

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