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Manor Racing ist am Ende: FIA trägt eine Mitschuld

Von Mathias Brunner
Die Manor-Truppe mit dem Windkanalmodell des 2017er Autos

Die Manor-Truppe mit dem Windkanalmodell des 2017er Autos

​Heute Montag, 30. Januar wird die 212-köpfige Manor-Belegschaft wohl letztmals bezahlt und dann entlassen. Das dritte neue Team von 2010 ist damit am Ende. Der Autoverband FIA trägt eine Mitschuld.

Das Formel-1-Stehaufmännchen Manor Racing liegt am Boden: Heute Montag, 30. Januar sollen die 212 Angestellten gemäss Insolvenverwalterin FRP ihre Januar-Löhne erhalten und dann gleich die Kündigung. Damit ist auch das letzte Team am Ende, das 2010 in die Formel 1 gekommen war – nach HRT und Caterham. Eigentlich hätten es vor sieben Jahren sogar vier neue Rennställe sein sollen, welche den GP-Sport bereichern, aber das Projekt USF1 scheiterte in der Aufbauphase.

Am Wochenende sickerten aus der Manor-Fabrik von Banbury (England) Bilder durch. Die Angestellten zeigen sich mit dem Windkanalmodell des 2017er Renners. Und es wurden Fotos verbreitet, welche belegen – zwei Chassis des Modells MRT07 waren im Aufbau. Seitens Manor war immer beteuert worden, die Vorbereitungen für 2017 würden laufen, viele haben das gar nicht geglaubt. Die Bilder beweisen das Gegenteil.

Weil aber die Insolvenzspezialisten der Firma FRP keine neuen Investoren finden konnten, scheinen diese Chassis jetzt wohl nie in die Nähe einer Rennstrecke zu kommen. Um die Interessen der Manor-Gläubiger zu schützen, hatte FRP einen Ausgabestopp verfügt, daher kam die Arbeit in Banbury fast zum Erliegen – denn ohne Geld für die Lieferanten keine zusätzlichen Bauteile für die Rennwagen und auch kein weiterer Aufbau.

Der Autoverband FIA trägt am Kollaps von Manor eine Teilschuld. Denn die neuen Teams wurden damals unter einem Versprechen in die Formel 1 gelockt, das nie gehalten wurde – es geht um den Budgetdeckel.

Eine Budget-Obergrenze ist immer wieder ins Gespräch gebracht worden, um die Kluft zwischen den grossen Formel-1-Teams und den Rennställen in Finanznöten zu verringern. Der Engländer Max Mosley, von 1993 bis 2009 Präsident des Automobilverbands FIA, hatte diesen Plan angeregt. Doch die Einführung eines Kostendeckels scheiterte stets am Widerstand der Top-Teams.

Die neuen Rennställe HRT (Hispania Racing Team), Virgin Racing (später Marussia, dann Manor) und Lotus (später Caterham) wurden zur Saison 2010 hin in die Formel 1 gelockt unter der Vorgabe, dass ein solcher Kostendeckel eingeführt werden würde. Doch der kam nie. Ergebnis: HRT und Caterham gingen pleite, Marussia schlitterte im Herbst 2014 in Konkurs und konnte vor der Saison 2015 erst in letzter Sekunde gerettet werden. Ende 2016 hatte Teambesitzer Stephen Fitzpatrick keine Lust mehr, das Fass ohne Boden nachzufüllen.

Max Mosley hatte vor Jahren die Idee einer Zweiklassengesellschaft: Jene Rennställe, die sich für ein Maximalbudget pro Jahr von beispielsweise 100 Mio Dollar entschliessen, erhalten mehr technische Freiheiten. Mosley war überzeugt: «Die Freiheiten wiegen höher als ein unbeschränktes Budget, früher oder später würden alle auf diese Linie einschwenken.»

Der heutige FIA-Chef Jean Todt (70) hat in der Folge Grundzüge von Mosleys Idee übernommen, die kleinen Teams sollten zusätzliche Freiheiten erhalten – etwa bei der Benutzung des Windkanals. Aber wieder stand sich das Reglement der Formel 1 selber im Weg: Die grossen Teams lehnten auch eine solche Einschränkung ab.

Der Machtwechsel im Grand-Prix-Sport half auch nicht: Formel-1-Baumeister Bernie Ecclestone hat in den letzten vier Jahrzehnten immer wieder finanzschwache Rennställe gestützt, aber der 86jährige Engländer ist entmachtet.

Wäre 2016 nicht Gene Haas mit seinem Rennstall eingestiegen, hätten wir in der kommenden Saison gar nur 18 Autos am Start.

Ein Armutszeugnis für die Formel 1.

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