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Luca Montezemolo: Abgang von Ecclestone ohne Anstand

Von Mathias Brunner
Bernie Ecclestone und Luca Montezemolo 2013 in Barcelona

Bernie Ecclestone und Luca Montezemolo 2013 in Barcelona

​Von 1991 bis 2014 war Luca Montezemolo (69) Präsident von Ferrari. Seither leitet er die Fluggesellschaft Alitalia. Aber der Spitzenmanager hat seinen scharfen Blick auf die Formel 1 behalten.

Luca Montezemolo ist einer der charismatischsten Manager, die ich je getroffen habe. Seine Reden zur Präsentation eines neuen Formel-1-Renners sind legendär – aus dem Stegreif konnte der Bologneser locker eine halbe Stunde sprechen, und die Zuhörer hingen in jeder Sekunde an seinen Lippen. Der heute 69-Jährige war bei aller Eitelkeit durchaus bereit, sich ein wenig selber auf die Schippe zu nehmen. Die Menschen waren deshalb so fasziniert, weil sie spürten: Was Luca Montezemolo aus dem Dorf Cordero sagte, das kam aus dem Herzen, Ferrari war seine grosse Leidenschaft.

2014 wurde Montezemolo vom Fiat-Sanierer Sergio Marchionne kaltgestellt. Luca verliess Ferrari nicht ohne Bitterkeit. Seither leitet er die Fluggesellschaft Alitalia. Die Passion für den Rennsport im Allgemeinen und für Ferrari im Besonderen ist natürlich geblieben, wie im Gespräch mit der Repubblica von dieser Woche klar wird. Du kannst einen Montezemolo bei Ferrari entfernen, aber nicht Ferrari aus Montezemolo.

«Vor kurzem hat mich ein Freund angerufen», beginnt der gelernte Anwalt. «Er sagte: „Avvocato, diese Amerikaner haben Ross Brawn auf den Posten von Ecclestone gesetzt, Jean Todt ist Präsident der FIA. Wenn die jetzt noch Stefano Domenicali holen, dann haben wir die ganze Formel 1 erobert!“»

Klar muss Montezemolo über diesen Scherz selber lachen, aber die augenzwinkernde Bemerkung hat einen ernsten Hintergrund: Der langjährige Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone ist abgesetzt, am Ruder sitzen nun die Fachkräfte von F1-Grossaktionär Liberty Media. Luca Montezemolo dazu: «Ich habe vor kurzem mit Bernie telefoniert, in seiner typischen Art hat er mich gefragt, ob ich einen Job für ihn hätte. Dieser Mann hat scheinbar unerschöpfliche Reserven. Aber was passiert ist, das war unvermeidlich, aus ganz natürlichen Gründen. Du kannst von keinem 86-Jährigen verlangen, dass er zum grossen Mann des Neuanfangs wird. Zudem wäre das nicht mit der Person vereinbar gewesen – Bernie war es gewohnt, eine Einmann-Show zu sein, er war die personifizierte Lösung für jedes Problem. Gleichzeitig kann niemand von einer Firma wie Liberty Media erwarten, dass sie Milliarden investieren und dann nichts zu sagen haben. Die Formel 1 hat wichtige Veränderungen nötig, die Hand in Hand mit den Erwartungen und mit der Kultur der neuen Machthaber einher gehen.»

Gemäss Luca Montezemolo hat Bernie Ecclestone auch Fehler gemacht: «Der grösste Fehler war meiner Meinung nach die Kooperation mit den Investoren von CVC 2006. Investoren interessieren sich nicht für Sport, sie interessieren sich für Gewinnmaximierung. Und das hat zu einem Mangel an Innovationen in der Formel 1 geführt.»

«Als ich 2014 Ferrari verliess, wurde ich angesprochen: Ob ich Interesse daran hätte, ein neues Führungsgremium der Formel 1 zu leiten. Ich stellte mir dabei vor – ein Dreier-Team an der Spitze. Ein Verantwortlicher für die kommerzielle Seite, einer für Sport und Technik, einer für die Finanzen.» Also ungefähr so, wie es Liberty Media nun aufgestellt hat.

Montezemolo weiter: «Von der Formel 1 wissen die neuen Besitzer so viel wie Sie von der Astronomie. Aber sie haben bewiesen, dass sie handeln können, dass sie intelligent sind, und – ein grosser Unterschied zur CVC – dass sie die Formel 1 als Sport wiederaufleben lassen wollen. Beim Umgang mit Bernie Ecclestone hätten sie ruhig ein wenig eleganter vorgehen können. Ecclestone ist der Erfinder der modernen Formel 1. Ein absolutes Genie. Den Abgang einer solchen Persönlichkeit hätte man mit Anstand handhaben müssen.»

«Die kommende Formel 1 wird anders. Ich weiss nicht, ob sie besser oder schlechter wird. Aber ich weiss: Mit dem Abgang von Bernie Ecclestone geht die Ära der Giganten zu Ende, die Ära von Enzo Ferrari, von Colin Chapman, von Bernie. Und eine neue Ära hat begonnen.»

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