Mattia Binotto: Wieso Ferrari in Australien versagte

Von Mathias Brunner
Mattia Binotto

Mattia Binotto

​Sebastian Vettel auf Platz 4, Charles Leclerc Fünfter, kein Ferrari-Fahrer beim WM-Start in Australien auf dem Siegerpodest, die Tifosi sind enttäuscht. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto auf Erklärungssuche.

Vor einigen Wochen hatte Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner gespottet: «Ferrari wäre Wintertest-Weltmeister, wenn es so etwas gäbe.» In Barcelona hatten wir alle den Eindruck, dass die Roten das beste Auto hatten, aber von diesem Speed war in Australien wenig zu sehen. Daher die berechtigte Frage an Ferrari-Teamchef Mattia Binotto: Was ist passiert?

Der Italiener sagt: «Das war nicht, was wir erwartet hatten, Sie haben Recht. Seit dem ersten Training haben wir nie eine gute Balance gefunden, das war einer der Gründe, warum wir Probleme mit den Reifen hatten. Wir haben mit der Abstimmung Einiges versucht, aber wir haben das nie auf die Reihe bekommen. Und das hat sich ins Rennen fortgesetzt. Das war das grösste Problem. Die unpassende Abstimmung führte dazu, dass wir die Reifen nicht ideal nutzen konnten.»

«Wir müssen im Werk in Ruhe analysieren, was hier passiert ist. Ich bleibe aber überzeugt davon, dass wir ein gutes Fahrzeug haben. Barcelona ist eine ganz andere Rennstrecke als der Albert Park Circuit. Barcelona ist glatt, die Bahn hier ist wellig, zudem haben wir ganz andere Temperaturen gehabt, es ist auch viel windiger gewesen als in Spanien. Das spielt alles eine Rolle. Das wahre Potenzial des Ferrari haben wir ein Wochenende lang nicht gesehen.»

Hat sich Binotto eigentlich überlegt, den fünftplatzierten Leclerc an die Box zu holen, um mit frischen Reifen einen Punkt für die beste Rennrunde zu erzielen? Mattia meint: «Ja, das haben wir uns überlegt. Aber jeder Boxenstopp birgt ein gewisses Risiko. Mir war wichtiger, beide Autos sicher ins Ziel zu bringen.»

Dazu gehörte auch, den jungen Leclerc zurückzupfeifen. Charles hatte auf Vettel schnell aufgeholt, dann aber liess er sich wieder zurückfallen. Binotto bestätigt die Stallorder: «Zu diesem Zeitpunkt des Rennens wollten wir unser Ergebnis nicht gefährden und beide Autos sicher ins Ziel bringen. Vettel war mit den mittelharten Reifen unterwegs und kam mit dieser Mischung nicht gut zurecht. Für uns machte es keinen Sinn, wenn Leclerc Vettel angreift. Wenn du ein Rennen nicht gewinnen kannst, dann musst du so viele Punkte als möglich nach Hause holen. Das haben wir versucht.»

Es fiel auf: Die Top-Speed von Ferrari war mangelhaft, im Training verloren die Renner vor allem in langsamen Passagen Zeit. Mattia Binotto weiter: «Die Höchstgeschwindigkeiten habe ich mir noch nicht angeschaut. Die Zeit in den Kurven haben wir verloren, weil die mangelnde Balance dazu führte, dass wir die Reifen nicht optimal nutzen konnten.»

Hand aufs Herz: Macht sich Binotto Sorgen? «Nein. Das Ganze kam unerwartet, zugegeben. Und klar haben wir zunächst bei den Schwierigkeiten mit der Balance gedacht, dass wir das im Laufe des Wochenendes in den Griff kriegen würden. Das ist aber nicht passiert. Wir werden ergründen, warum uns das nicht gelungen ist. Heute habe ich darauf keine Antwort. Wir bleiben ruhig, denn wir glauben ans Potenzial dieses Autos. Wir sind der Ansicht: Das war ein Ausreisser, der sich hoffentlich nicht wiederholen wird. Und vielleicht ist es eine gute Lektion für uns.»

Wie zufrieden ist der Teamchef mit dem ersten GP-Wochenende von Leclerc in Rot? Mattia Binotto meint: «Ich bin sehr zufrieden. Er hat sich als Team-Player gezeigt. Er gibt im Rennauto alles. Er treibt die Ingenieure an. Alles in allem hat er ein gutes Wochenende gezeigt, auch wenn er selber weiss – die Quali war im letzten Teil nicht perfekt. Er ist im zweiten Teil des Grand Prix gut gefahren.»

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