Pirelli enttäuscht: Formel 1 2020 mit Reifen von 2019

Von Mathias Brunner
Charles Leclerc mit Mario Isola

Charles Leclerc mit Mario Isola

​Die Entscheidung ist gefallen: Die zehn Rennställe sind von den 2020er Reifen von Pirelli nicht überzeugt, sie haben einstimmig dafür gestimmt, dass im kommenden Jahr mit 2019er Walzen gefahren wird.

Pirelli-Rennchef Mario Isola hatte uns schon beim Reifentest von Abu Dhabi angekündigt: «Am 9. Dezember fällt das Urteil, ob wir mit 2019er oder 2020er Reifen fahren. Dieser Tag ergibt sich daraus, dass wir gemäss Reglement in einer gewissen Frist vor dem Saisonstart die Mischungen für die Rennen festlegen müssen. Für die ersten 2020er Rennen in Australien, dann gleich in Bahrain, ist das nun mal dieser 9. Dezember. Dann müssen wir von den Teams eine Antwort erhalten, was sie machen wollen. Bei der FIA haben wir unsere 2020er Reifen homologiert, die Rennställe sind aufgefordert, uns uns der FIA ihre Eindrücke und Meinungen über die neuen Walzen mitzuteilen.»

Aber die Rennställe waren vom ersten Test an (erstes Training zum Grossen Preis der USA in Austin/Texas) mit den 2020er Reifen nicht glücklich. Isola warnte: «In Texas war es zu kühl, wartet ab, wie sich die Reifen in der Wärme von Abu Dhabi verhalten werden.»

Die Teams erhielten für die beiden Testtage je 20 Sätze, mit neuer Konstruktion, neuer Schulterform, neuen Mischungen. Sie konnten sie direkt mit den 2019er Walzen vergleichen.

Isola meinte: «Wenn sieben der zehn Teams sagen, ‘nein, wir wollen mit den 2019er Walzen weitermachen’, dann werden wir uns fügen und fahren eben so weiter. Aber wir sind ohnehin schon in Verzug. Die Teams haben nach diesem 9. Dezember eine Woche Zeit, um uns zu schreiben, welche Mischungen sie für Australien und Bahrain haben wollen, dazu müssen sie uns mitteilen, welche Reifen sie bei den sechs Wintertesttagen in Barcelona verwenden möchten.»

Nun bestätigt die FIA: Die Rennställe haben sich einstimmig dafür ausgesprochen, in der kommenden Saison mit den 2019er Mischungen weiterzumachen!

Isola hat das wohl schon in Arabien vermutet, als er weiter ausführte: «Natürlich wäre es schade, wenn die ganze Entwicklungsarbeit für 2020 dahin wäre. Denn wir hatten für den neuen Reifen ganz bestimmte Ziele: Weniger Anfälligkeit zum Überhitzen, weniger Verschleiss, breiteres nutzbares Fenster. Die 2020er Reifen sollen es dem Fahrer erlauben, länger auf hohem Niveau zu fahren. Aber es gibt keine extreme Haftungsspitze, so dass die Fahrer zunächst mal feststellen – aha, weniger Grip, dieser Reifen ist wohl nicht so gut wie der alte. Aber das stimmt so nicht. Wir wollten einen Reifen, der im Rennen besser ist, nicht im Qualifying. Die Piloten sollten mehr attackieren können, ohne dass der Reifen dabei markant abfällt. Das führt möglicherweise zu mehr Rennen mit nur einem Stopp.»

«Was nicht gehen wird: Dass wir 2019er Konstruktionen mit 2020er Mischungen oder umgekehrt haben, diese Vermengung geht nicht, darauf haben wir nicht hingearbeitet, das könnten wir so schnell gar nicht umsetzen.»

«Eines ist auch klar: Sollten die 2020er Konstruktionen nicht halten, was wir uns davon versprochen hatten, dann gehört unser Entwicklungsprozess auf dem Prüfstand. Endgültige Sicherheit gibt es nicht. Ich meine, die Formel-1-Aerodynamiker entwickeln ja auch nach bestem Wissen und Gewissen, und dann kommen bestimmte Teile auf die Rennstrecke, und sie funktionieren einfach nicht. Auch wir sind ständig am Lernen, um das Band zu den Teams zu verstärken und sicherzustellen, dass wir Hand in Hand mit den Rennställen entwickeln können.»

«Ein Beispiel: Die Tests finden blind statt. Will heissen: Der Fahrer weiss nie, welche Art von Reifen er genau am Wagen hat. Wir machen dies deshalb, damit das jeweilige Partner-Team beim Test keinen Vorteil erhält. Auch wenn sämtliche Rennställe vom Test alle Daten erhalten. Nur wir kennen im Detail die Ergebnisse. Aber das ist ein Problem. Denn die Rennställe entwickeln ihre Wagen für die folgende Saison in Sachen Reifen ebenfalls blind. Sie wissen ja nicht, was wir machen. Die Entwicklung von Rennern und Rennreifen verläuft also nicht parallel. Wir wollen die Tests blind halten, aber die Rennställe mit mehr Daten versorgen, damit sie entsprechen reagieren können.»

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