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Ralf Schumacher: «Ferrari ist eine Fehlkonstruktion»

Von Mathias Brunner
Ralf Schumacher (links) und Juan Pablo Montoya 2019 in Hockenheim

Ralf Schumacher (links) und Juan Pablo Montoya 2019 in Hockenheim

​Ferrari hat in der Formel-1-WM 2020 einen Waagrechtstart hingelegt. Auch der sechsfache GP-Sieger Ralf Schumacher ist von der Leistung der Italiener ernüchtert: «Der Ferrari ist eine Fehlkonstruktion.»

Bei Ferrari wurde vom WM-Titel 2020 geträumt, aber vor dem Ungarn-GP sind die stolzen Italiener nur Fünfter in der Markenwertung. In der Startaufstellung auf dem Hungaroring müssen sich Sebastian Vettel und Charles Leclerc in Reihe 3 hinter den Pink-Panther von Racing Point anstellen. Auch für den sechsfachen GP-Sieger Ralf Schumacher ist das ernüchternd. Der 45jährige Formel-1-Experte der deutschen Sky war verblüfft, als er die Aussagen der Italiener sah: «Alleine schon die Formulierung von Ferrari nach der Qualifikation – wir sind froh, dass wir mit beiden Autos in den Top-Ten sind. Und dies für einen Rennstall, der jahrelang auf den WM-Titel hingearbeitet hat!»

Der WM-Vierte von 2001 und 2002 weiter: «Manchmal geht es in der Formel 1 ganz schnell: Vor einem Jahr hat Ferrari noch um die Weltmeisterschaft gekämpft. Das ist wirklich ein Absturz von historischem Ausmass, unglaublich! So kann es nicht weitergehen. Bei Ferrari muss sich einiges ändern. Jahrelang wurde konstant in die falsche Richtung entwickelt.»

Gnadenloses Urteil von Ralf Schumacher: «Der Ferrari ist eine Fehlkonstruktion. Nicht nur der Motor ist das Problem. Die Mechanik funktioniert auch nicht. Beide Fahrer kommen damit nicht klar, ein klares Indiz dafür.»

«Mit dem Budget, das Ferrari zur Verfügung hat, wird es aber nur eine Frage der Zeit sein, bis sie wieder vorne dabei sind. Der gesamten Formel 1 kann es nicht gefallen, wenn das Zugpferd so hinterherfährt.»

«Viele fordern jetzt Konsequenzen auf der Führungsebene. Dafür sehe ich den Zeitpunkt noch nicht gekommen. Mitten in der Saison macht dies keinen Sinn. Aber sie müssen auf die Suche gehen. Der verstorbene Ferrari-Chef Sergio Marchionne hatte angeordnet, dass mehr Italiener das Sagen im Rennstall haben. Das ist sicher ein schöner, romantischer Gedanke. In der Realität funktioniert das aber nicht. Die Formel 1 ist nun mal international. Die besten Ingenieure arbeiten auf dem ganzen Planeten verteilt. Das Team muss intern neu aufgestellt werden.»

«Die entscheidende Frage: Ist Mattia Binotto bereit, von aussen Leute abzuwerben, um Herr der Lage zu werden? Wenn nicht, dann ist er der Falsche auf dieser Position.»

Ralf Schumacher findet auch: «Der grösste Fehler der Scuderia in den vergangenen Jahren war die Entlassung von Stefano Domenicali als Teamchef 2014.»

Seither ist viel Unruhe in der Führungsetage. Als Sebastian Vettel für Ferrari unterzeichnete, sah Ferrari ganz anders aus als heute: Sergio Marchionne ellbögelte den langjährigen Präsidenten Luca Cordero di Montezemolo zur Seite. Mit Maurizio Arrivabene kam der dritte Teamchef innerhalb eines Jahres (nach Stefano Domenicali und Marco Mattiacci), Anfang 2019 musste Arrivabene weichen für Mattia Binotto. James Allison war früher leitender Techniker, als Nachfolger von Pat Fry. Simone Resta hatte von Nikolas Tombazis den Posten des Chefdesigners übernommen, und der heutige Teamchef Mattia Binotto hatte Luca Marmorini als Leiter der Motorenabteilung abgelöst.

Der erfolgreiche Automanager Marchionne wollte ein Dream-Team aufstellen, so wie das Montezemolo Mitte der 90er Jahre getan hatte mit Michael Schumacher, Jean Todt, Ross Brawn und Rory Byrne. Die zentralen Figuren für Marchionne waren dabei Binotto und Vettel. Heute ist klar: Dieser Plan ist nicht aufgegangen. Marchionne handelte 2017 einen Dreijahresvertrag aus mit Sebastian, im Sommer 2018 verstarb der CEO von Fiat/Chrysler in Zürich einer langjährigen Erkrankung.

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