Brasilien: Rio-Seifenblase geplatzt, São Paulo unklar

Von Mathias Brunner
Düstere Zeiten in Brasilien

Düstere Zeiten in Brasilien

​Der Bürgermeister der Stadt Rio de Janeiro hat die Seifenblase platzen lassen, wonach der Formel-1-GP in diese Stadt zurückkehrt. Ob der Brasilien-GP 2021 in São Paulo stattfinden kann, bleibt ungewiss.

Mitte Dezember 2020 wurde bekannt: Bis 2025 soll die Formel 1 für den brasilianischen WM-Lauf im «Autódromo José Carlos Pace» von Interlagos bleiben. Eigentlich wollte der frühere Formel-1-CEO Chase Carey den einzigen Grand Prix in Südamerika künftig in Rio austragen lassen. Der Sinneswandel hat damit zu tun, dass die Rennanlage von São Paulo bereit ist, in Rio hingegen Bauarbeiten noch nicht einmal begonnen hatten.

Zur Erinnerung: Geplant war eine Strecke auf dem Gelände der früheren Militärbasis Deodoro in Rio. Die Wahl dieses Ortes war merkwürdig: Keine Infrastruktur, hohe Kriminalität, die Traumstände wie Ipanema 45 Minuten entfernt. Für den Bau der Strecke hätten Tausende von Bäumen des Waldes Camboata gefällt werden müssen, was von Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton angeprangert wurde. «Wir brauchen keine neue Rennstrecke, und schon gar keine, für die Bäume gefällt werden müssen.»

Damit sprach Eduardo Paes aus dem Herzen, von 2009 bis 2016 schon einmal Bürgermeister von Rio, am 29. November 2020 in einer Stichwahl gegen Marcelo Crivella erneut gewählt. Paes ist der Ansicht, man müsse darüber nachdenken, mehr Grünflächen zu schaffen, nicht darüber, Wälder zu zerstören. Das Wirtschafts-Forschungsinstitut IPEA ist aus dem Rathaus angewiesen worden, eine Machbarkeitsprüfung zum Bau einer Rennstrecke abzubrechen.

Während klar ist, dass ein Grand Prix mittelfristig nur in São Paulo stattfinden kann, so bedeutet dies noch lange nicht, dass es 2021 tatsächlich einen Grossen Preis von Brasilien geben wird. Der Traditions-GP ist geplant für 7. November, aber die Lage in Sachen Corona ist dramatisch.

Jüngste Bilder aus Brasilien zeigen Menschen an den Stränden, die sich verhalten, als existiere keine Pandemie. Und dies in Zeiten mit erneut stark ansteigenden Fallzahlen. Nur in den USA und in Indien ist die Corona-Lage noch fürchterlicher als in Brasilien: Bei mehr als 9,2 Millionen Menschen ist der Virus nachgewiesen worden (USA 26,7 Millionen, Indien 10,7 Millionen), die Dunkelziffer dürfte erheblich höher sein, weil in Brasilien kaum getestet wird. Ende Januar kamen fast 60.000 neue Fälle pro Tag hinzu. Fast 225.000 Menschen sind an oder mit Corona verstorben, zuletzt starben pro Tag mehr als 1000 Menschen. Niemand kann heute sagen, wie sich die Corona-Situation in zehn Monaten präsentieren wird.

Richter Emílio Migliano Neto hat zudem moniert, dass es für die Ausschreibung des Brasilien-GP keine Ausschreibung gab, er will Details des Abkommens zwischen der Präfektur von São Paulo und der Firma «MC Brasil Motorsport» erfahren. So lange er keine Einsicht in diese Verträge erhalte, liess er wissen, sehe er das Abkommen zur weiteren Austragung des Grand Prix als nicht rechtsgültig an.

Provisorischer Formel-1-Kalender 2021

Präsentationen
15. Februar: McLaren (Woking)
18. Februar: AlphaTauri (Internet)
22. Februar: Alfa Romeo in Warschau

Wintertests
12.–14. März in Sakhir, Bahrain

Saison
28. März: Sakhir, Bahrain
18. April: Imola, Italien
02. Mai: Termin offen (ev. Portimão, Portugal)
09. Mai: Barcelona, Spanien
23. Mai: Monte Carlo, Monaco
06. Juni: Baku, Aserbaidschan
13. Juni: Montreal, Kanada
27. Juni: Le Castellet, Frankreich
04. Juli: Spielberg, Österreich
18. Juli: Silverstone, Grossbritannien
01. August: Budapest, Ungarn
29. August: Spa, Belgien
05. September: Zandvoort, Niederlande
12. September: Monza, Italien
26. September: Sotschi, Russland
03. Oktober: Singapur, Singapur
10. Oktober: Suzuka, Japan
24. Oktober: Austin, USA
31. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
07. November: São Paulo, Brasilien
21. November: Melbourne, Australien
05. Dezember: Dschidda, Saudi-Arabien
12. Dezember: Yas Marina, Abu Dhabi


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