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Red Bull und Porsche: Zug vor der Abfahrt entgleist

Von Gerhard Kuntschik
Die Rückkehr von Porsche in die Formel 1 ist in weite Ferne gerückt

Die Rückkehr von Porsche in die Formel 1 ist in weite Ferne gerückt

Viele Formel-1-Fans freuten sich: Audi ab 2026 mit Sauber in der Königsklasse, Porsche-Rückkehr in die Formel 1 als Partner von Red Bull. Aber die Seilschaft zwischen Porsche und Red Bull kommt nicht zustande.

Der Niederländer Max Verstappen geht mit 109 Punkten Vorsprung auf den Ferrari-Piloten Charles Leclerc und seinen RBR-Teamkollegen Sergio Pérez ins Wochenende des 92. Grossen Preises von Italien. In der Konstrukteurs-WM hat Red Bull Racing vor dem 16. von 22 WM-Läufen gar 135 Zähler Abstand zu Ferrari herausgefahren. Der WM-Zug von Red Bull ist also auf Schiene.

Nicht aber das große Projekt Porsche mit Red Bull – oder Red Bull mit Porsche, je nach Sichtweise, um gemeinsam ab 2026 in der Formel 1 anzutreten. Porsche hat diesen Zug nun endgültig entgleisen lassen.

«Partnerschaft zwischen Porsche AG und Red Bull GmbH kommt nicht zustande», lautet der Titel der Pressemitteilung von Freitagvormittag, 9. September, welche die Stuttgarter nach langer Funkstille ausgesendet haben.

Der Wortlaut: «Im Zuge eines möglichen Formel-1-Einstiegs von Porsche haben die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG und die Red Bull GmbH in den vergangenen Monaten Gespräche geführt. Beide Unternehmen sind gemeinsam zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Gespräche nicht weitergeführt werden. Prämisse war immer eine Partnerschaft auf Augenhöhe, die neben einer Motoren-Partnerschaft auch das Team umfasst. Dies konnte nicht realisiert werden. Mit den beschlossenen Reglementänderungen bleibt die Rennserie für Porsche jedoch ein attraktives Umfeld, das weiterhin beobachtet wird.»

Wer nach dem Leck aus Marokko zu einer angeblichen kartellrechtlichen Vereinbarung in Sachen Beteiligung von Porsche an Red Bull Racing wirklich dachte, es handle sich um das Team, der war blauäugig.

Red Bull-Eigner Dietrich Mateschitz, von den mit 51 Prozent mehrheitlichen Teilhabern aus Thailand (Yoovidhya-Familie) mit alleiniger Handlungsvollmacht ausgestattet, und sein Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko haben aus einer Lektion 2001 gelernt.

Damals hielt Mateschitz zwei Drittel der Anteile an Red Bull-Sauber, doch die sportlichen und geschäftlichen Entscheidungen lagen allein bei Teamgründer Peter Sauber.

Vor der Fahrerwahl für die Saison 2001 wäre die seit 1995 bestehende Partnerschaft fast zerbrochen, denn Marko wollte den Red Bull-Zögling Enrique Bernoldi bei Sauber neben Nick Heidfeld sehen, während der Schweizer Teamchef auf das Ausnahmetalent Kimi Räikkönen bestand – und sich durchsetzte.

Was dann folgte, ist bekannt: Bernoldi kam dank Red Bull-Geld doch in die Formel 1, als Arrows-Pilot und Teamkollege Jos Verstappen übrigens, dem Vater von Max. Kimi Räikkönen schlug in der Königsklasse ein wie ein Blitz, zog nach einem Jahr bei Sauber weiter zu McLaren und wurde mit Ferrari Weltmeister.

Mit dem Kauf von Jaguar Racing Ende 2004 etablierten Mateschitz und Marko mit dem in Red Bull Racing umbenannten Team ihren eigenen Rennstall. Ohne auf mitredende Partner Rücksicht nehmen zu müssen. Ein Jahr später übernahm Red Bull den in den 1980er Jahren von Giancarlo Minardi gegründeten Rennstall, daraus wurde Toro Rosso (heute AlphaTauri).

Zurück in die Gegenwart: Eine 50:50-Partnerschaft mit Porsche hätte durchaus Sinn machen können – wenn es mit Red Bull Powertrains nur eine der drei in Milton Keynes etablierten Red Bull-Firmen betroffen hätte.

Doch Porsche wollte mehr, nämlich halbe-halbe für das gesamte Team. Das goutierten Mateschitz und vor allem Marko und Teamchef Christian Horner gar nicht.

Bei Porsche steht indes eine viel weitreichendere Aktion an: Der Volkswagen-Konzernvorstand gab diese Woche grünes Licht für den lang erwarteten Börsengang der Porsche AG in Frankfurt.

Das Unternehmen, seit Jahren hoch profitabel und scheinbar durch keine Krise zu stoppen, wird mit 60 bis 85 Milliarden Euro bewertet. Das IPO soll Ende September oder in der ersten Oktoberwoche erfolgen.

Ob danach ein Formel-1-Engagament noch immer ein Thema ist und man einen anderen Partner wie zum Beispiel McLaren sucht, das ist noch offen. Doch davon hat schon Konzernschwester Audi die Finger gelassen.

Auch Williams ist vielleicht keine so gute Idee, wenn man an die nicht immer friktionsfreie Ehe mit BMW zurückdenkt. Doch bei beiden britischen Traditionsteams sind jetzt andere Führungspersönlichkeiten und Eigentümer am Ruder – und die Teamchefs sind Deutsche: Andreas Seidl bzw. Jost Capito. Beide sind Porsche-affin: Seidl war jahrelang Einsatzleiter des LMP1-Projekts von Porsche in der Langstrecken-WM, Capito war Manager im Porsche Supercup und Sportchef bei VW, als die Rallye-WM beherrscht wurde.

Der neue Volkswagen-Konzern-CEO Oliver Blume, auch Vorstandschef von Porsche, soll von der Konstellation eines Duells der zwei Konzern-Premiummarken in der Formel 1 nicht mehr begeistert sein.

Audi hat seinen Einstieg ab 2026 kundgetan (aber die Übernahme von 75 Prozent an Sauber Motorsport noch nicht bestätigt). Ob Porsche sich nun wirklich weiter für die Formel 1 interessiert, ist trotz «der weiteren Beobachtung» fraglich.

Porsche war mit eigenem Team/Auto von 1957 bis 1964 unregelmäßig in der Formel 1 dabei (nur ein Sieg, mit Dan Gurney 1962 in Rouen/Frankreich). Als Hersteller der TAG-Turbomotoren trieb Porsche-Technik McLaren von 1983 bis 1986 an (mit drei WM-Titeln für Niki Lauda und Alain Prost). Das halbherzige Motoren-Engagement mit Footwork-Arrows endete 1991 frühzeitig in einem Desaster.

Und Red Bull? Mit der Fortführung der Partnerschaft mit Honda und dem Aufbau von Red Bull Powertrains ist die Mannschaft für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Auch ohne Porsche.


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